02.06.2023 12:42 Uhr

Rummenigge kritisiert Entscheidung um DFL-Zentralvermarktung

Rummenigge hätte sich den Investorendeal der DFL gewünscht
Rummenigge hätte sich den Investorendeal der DFL gewünscht

Irgendwann sprach Karl-Heinz Rummenigge nur noch verächtlich von den "16", als wäre es eine Bande von Halunken. 16 Vereine, die in der Deutschen Fußball Liga (DFL) den milliardenschweren Investorendeal verhindert haben - sie hätten, polterte der Rückkehrer in den Aufsichtsrat von Bayern München, den Branchenriesen "den Fehdehandschuh hingeschmissen", ja, gar das Solidarmodell der Zentralvermarktung im deutschen Profifußball "aufgekündigt".

Rummenigges 45-Minuten-Auftritt auf der Sport-Business-Messe "SPOBIS Conference" in Düsseldorf war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Wie bereits Hans-Joachim Watzke, Boss von Borussia Dortmund und prominentester DFL-Vorkämpfer für einen Investoreneinstieg, war der 67-Jährige spürbar grantig. Diese Rebellion sei "unsolidarisches Verhalten", mit brachialer Konsequenz. "Das ist so zu interpretieren, dass man seinem Klub fast empfehlen muss: Bei der nächsten Ausschreibung sind wir aus dem Kartell raus, wir vermarkten uns selbst", drohte Rummenigge.

Mehr denn je scheint die DFL von höchst unterschiedlichen Interessen zerrissen zu werden. Was kümmert etwa Eintracht Braunschweig schon die Sorge um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der finanziell ohnehin niemals einzuholenden Giganten? Die Kleinen wollen sich nicht einschüchtern lassen, die Großen nicht mehr die Durchfütterer sein - es ist ein gewaltiges Erdbeben mit unabsehbaren Folgen abzusehen. "Aki Watzke hat das ja auch kundgetan: 'Es soll mir keiner mehr mit Solidaritätsforderungen kommen'", betonte Rummenigge.

Elf Vereine stimmten gegen DFL-Vorschlag

Also: "Die Verteilerkämpfe werden möglicherweise noch an Heftigkeit zunehmen", vermutete er. Ein Konsens sei stets erreicht worden, doch "durch das Zeichen der 16" werde es schwieriger: Rummenigge wollte als Konsequenz eine Trennung zwischen erster und zweiter Liga nicht ausschließen, "auch wenn ich mir das persönlich nicht wünsche".

Elf von 36 Vereinen hatten am 24. Mai dagegen gestimmt, bei der Suche nach einem Investor in die nächste Phase zu gehen, fünf weitere sich enthalten. Die von der DFL selbst als Mindestmarke für die Unterstützung ausgegebene Zwei-Drittel-Mehrheit wurde somit verfehlt.

Der Investorendeal hätte aus Rummenigges Sicht eine ganz marode Baustelle schließen können. Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt, Oliver Leki vom SC Freiburg oder Watzke hätten sich "unglaublich den Arsch aufgerissen, um den Prozentsatz (der veräußerten Rechte, d.Red.) niedrig zu halten und ein Outcome von zwei Milliarden zu generieren. Das wäre ein stolzes Ergebnis gewesen, das dem deutschen Fußball Perspektiven eröffnet und Visionen möglich gemacht hätte", betonte er. Schließlich sei die Bundesliga "katastrophal aufgestellt", besonders in der ausländischen TV-Vermarktung.

Rummenigge sieht schwierige Zukunft

"Wir hatten mal eine Prognose von 850 Millionen Euro per annum", berichtete Rummenigge. "Wissen Sie, wo wir jetzt sind? Bei 160. Dieses Geld ist insbesondere wichtig für die Klubs, die international spielen. Das ist den großen Klubs weitestgehend weggebrochen, das fehlt in jeder Kasse - auch bei Bayern München."

Allerdings sei das "Rattenrennen" angesichts schwindelerregender Transferpreise und Gehälter besonders in England für die Liga sowieso nicht zu gewinnen: "Du arbeitest von morgens bis abends nur noch für die Kasse der Spieler und Berater."

Wie der Ausstieg gelingen könnte, verriet Rummenigge nicht. Auch nicht, wo nun das dringend benötigte Geld herkommen soll: "Dass man einen Kredit aufnimmt von 700 Millionen, werden wir sicher nicht mitspielen." Es folgte eine gut vorbereitete Pointe. Denn dann müssten eventuell die stabilen Klubs für andere Vereine mithaften - er wolle da aber "keine Namen in der Hauptstadt" nennen.