Mbappé: PSG ausgespielt - und jetzt den BVB?

Abschiedsankündigung, Degradierung, unverzichtbarer Leistungsträger: So lassen sich die Geschehnisse der vergangenen Wochen um Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain in aller Kürze zusammenfassen. Am Dienstagabend dürfte der 24-Jährige erneut im Fokus stehen, wenn Borussia Dortmund im Rahmen der Champions League im Prinzenpark gastiert. Darauf, dass das Theater den Franzosen verunsichert hat, sollte der BVB allerdings besser nicht bauen.
Am 13. Juni platzte die Bombe! Kylian Mbappé bestätigte, dass er nie die Absicht hegte, Gebrauch von einer einseitigen Option zu machen, die es ihm erlaubt, seinen Vertrag bei Paris Saint-Germain über den Sommer 2024 hinaus zu verlängern. PSG habe er dies schriftlich bestätigt, etwas anderes habe er allerdings ohnehin niemals kommuniziert.
Worte, die die Stadt der Liebe erschütterten - und zeitgleich die Fußball-Welt in Aufruhr versetzen: Denn Mbappés Mitteilung schrie der Konkurrenz förmlich ins Gesicht: Der derzeit wohl beste Fußballer der Welt ist auf dem Markt und zwar aller Voraussicht nach ablösefrei.
Denn Mbappé kommunizierte auch, er sei in Paris "sehr glücklich" und werde 2023/24 auf jeden Fall weiter an der Seine kicken. Die ganze Brisanz dieses Vorhabens beherrschte in der Folge die Schlagzeilen.
Neben seinem ohnehin üppigen Gehalt soll Mbappé 40 Millionen Euro kassieren, wenn er im Juli 2023 noch für die Pariser kickt, beim angestrebten Verbleib über die gesamte Saison sollen erneut 50 Millionen Euro "Treuebonus" die Taschen des Offensivstars füllen. Manche Berichte schraubten die Summe sogar auf insgesamt 160 Millionen in die Höhe. Hinzu dürfte ein astronomisches Handgeld kommen, wenn Mbappés neuer Arbeitgeber 2024 keine Ablöse im Bereich des Weltrekords zahlen muss.
Anders ausgedrückt: Mbappé, der schon 2022 lautstark mit einem Abschied aus Paris flirtete und letztlich nur mit einem Luxus-Vertrag vom Verbleib überzeugt werden konnte, hätte seine Karten kaum besser ausspielen können. Paris hingegen bezahlt den ohne Frage sportlichen Zugewinn hingegen mit abstrus viel Geld.
Kein Wunder also, dass die Stimmung bei PSG schlagartig umschlug, das einst liebste Kind der Stadt plötzlich nicht mehr unantastbar war.
"Das ist unmöglich" - oder doch nicht?
"Wenn er keinen neuen Vertrag unterschreiben will, ist die Tür offen. So ist es für ihn und für alle anderen. Niemand ist größer als der Verein", wetterte PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi. Coach Luis Enrique ergänzte: "Wenn Kylian bleiben will, wollen wir, dass er bleibt. Aber dann muss er einen neuen Vertrag unterschreiben. Wir können den besten Spieler der Welt nicht ablösefrei gehen lassen. Das ist unmöglich."
Mbappé ließ sich nicht beirren, auch nicht, als er Anfang August nicht mehr mit der ersten Mannschaft trainieren durfte, der Klub ein riesiges Mbappé-Plakat vom Parc des Princes entfernen ließ und er von den eigenen Mitspielern einen Denkzettel verpasst bekam, die den Spielführer der französischen Nationalmannschaft bei der Kapitänswahl ignorierten und der Superstar letztlich beim Saisonauftakt gegen den FC Lorient (0:0) nicht einmal im Kader stand und gegen den FC Toulouse (1:1) am 2. Spieltag auf der Bank startete.
Haken an der Sache: Die Degradierung von Mbappé offenbarte - allen millionenschweren Neuzugängen zum Trotz - die ganze Abhängigkeit des Klubs von seinem Torjäger, der nach der Einwechslung gegen Toulouse das einzige PSG-Tor erzielte, fortan wieder in die Startformation rückte und jedem der drei folgenden Ligaspiel doppelt traf - bei der 2:3-Niederlage gegen OGC Nizza übrigens mit der Kapitänsbinde am Arm.
"Er ist nicht nur fußballerisch ein Gewinn, sondern auch aufgrund seiner ganzen Persönlichkeit", brachte Coach Enrique die Kehrtwende Mitte August auch verbal auf den Punkt. Selbst die Möglichkeit eines Verbleibs waberte wieder durch die Medien, wirklich vorstellbar erscheint diese Option aber eher nicht. Viel eher deutet einiges darauf hin, dass Mbappé den von Enrique als "unmöglich" eingestuften ablösefreien Transfer zur bitteren Realität werden lässt.
Kylian Mbappé wird zum "90-Minuten-Job" für den BVB
Fernab des ganzen Theaters auf der ganz großen Bühne in Paris dürfte Mbappés zumindest fußballerisch eiskalter Umgang mit der schwierigen Situation aktuell auch Borussia Dortmund in Angst und Schrecken versetzen.
Wenn der BVB am Dienstag um 21 Uhr in Paris in die neue Saison der Champions League startet, dürfte Mbappé die zuletzt selten sattelfeste Defensive der Schwarz-Gelben fraglos vor Probleme stellen.
"Er hat ein brutales Tempo, auch mit Ball. Er macht schnelle Bewegungen, kann schnell abschließen und so aus jeder Lage gefährlich werden", warnte Dortmunds Keeper Gregor Kobel am Montag. "Wir müssen uns ins Zeug legen, was die Defensivarbeit betrifft. Das wird ein 90-Minuten-Job."
Chancenlos sei man, so BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl, natürlich nicht. Zumal bei den Parisern auch "nicht alles rund" laufe. Dumm nur, dass Mbappé offenbar auch knippst, wenn es bei PSG nicht so rund läuft.
Marc Affeldt