So liefen die Länderspiele für die Stars des FC Bayern

Ein Münchner Offensivspieler feiert ein Traumtor, andere müssen herbe Enttäuschungen hinnehmen. So liefen die Länderspiele für die ausländischen Stars des FC Bayern.
Der Ball liegt in aussichtsreicher Position kurz vor der Strafraumgrenze. Nicht zentral, sondern einige Meter weiter rechts. Kylian Mbappé steht bereit, um das Leder mit seinem starken rechten Fuß über die Mauer zu zirkeln. Und Frankreichs Nummer elf, die es mit links versuchen könnte.
Der Pfiff ertönt, Mbappé zuckt, doch es tritt sein Teamkollege an. Gefühlvoll zirkelt er das Leder über die Mauer ins rechte, obere Eck. 1:0, jubelnd dreht er ab. Es ist Bayern Münchens Flügelstürmer Michael Olise, der die Hoffnung der Franzosen auf ein Weiterkommen wieder entfacht hat.
Das Traumtor ist zugleich Olises erstes in der Mannschaft von Didier Deschamps, der Knoten des Münchner Sommer-Neuzugangs scheint im sechsten A-Länderspiel geplatzt zu sein. Und damit nicht genug: In der Schlussphase legt der Bayern-Star sogar das 2:0 durch Ousmane Dembélé auf, die Hinspiel-Pleite gegen Kroatien ist damit ausgemerzt.
Das Frankreich-Comeback im Video:
"Er hat enorme Qualitäten", lobte Deschamps anschließend seinen Schützling, den er nach der Halbzeit in der Verlängerung vom Feld nahm: "Er hat heute in seinem Bereich geglänzt. Er war das Bindeglied in unserer Offensive und hat über sein Freistoßtor hinaus auch seine technischen Fähigkeiten eingebracht."
Elfmeter-Drama: Stanisic verschießt, Upamecano eiskalt
Doch es sollte ein anderer Bayern-Star sein, der den Sieg für die Équipe Tricolore sicherstellte: Dayot Upamecano. Der Innenverteidiger behielt im Elfmeterschießen als letzter Schütze die Nerven, mit vollem Risiko wuchtete der 26-Jährige den Ball oben links in den Knick. Das Besondere: Es war Upamecanos allererster (!) Elfmeter im Profibereich.
Aus Bayern-Sicht ebenfalls besonders: Ausgerechnet Teamkollege Josip Stanisic scheiterte zuvor vom Punkt an Schlussmann Mike Maignan. "Wir haben die Spieler gefragt, wer schießen würde, und sie haben die Entscheidung für sich getroffen, sie haben Mut und Verantwortungsbewusstsein gezeigt", fand Kroatien-Trainer Zlatko Dalic dennoch lobende Worte.
Während Frankreich im Halbfinale der Nations League auf Spanien trifft, geht es im Juni für Kroatien mit der WM-Qualifikation los. Gegner der deutschen Mannschaft im Final Four ist Portugal um Bayern-Profi Joao Palhinha - sofern er in den Planungen von Trainer Roberto Martínez eine Rolle spielt. Der Sechser saß in den Duellen gegen Dänemark nur auf der Bank, Teamkollege Raphael Guerreiro wartet indes seit anderthalb Jahren auf eine Nominierung.
Pleite für Laimer, Davies im Pech
Eine noch herbere Schlappe musste derweil der Österreicher Konrad Laimer hinnehmen.
Im Playoff-Duell gegen Serbien um einen Platz in der A-Liga fehlte er im Hinspiel (1:1) zunächst gelbgesperrt. Im Rückspiel führte er seine Mannschaft als Kapitän aufs Feld, konnte die 0:2-Niederlage aber nicht verhindern.
Auch Linksverteidiger Alphonso Davies hat sich die Länderspielreise anders vorgestellt. Der Spielführer von WM-Gastgeber Kanada unterlag mit seinem Team im Nations-League-Halbfinale gegen Mexiko mit 0:2. Im Spiel um Platz drei verletzte er sich bereits nach zwölf Minuten am Knie und musste ausgewechselt werden. Unklar, ob er am Samstag (15:30 Uhr) gegen den FC St. Pauli auf dem Platz stehen kann, wenngleich die Verletzung nicht allzu schlimm zu sein scheint.
Kane schwärmt vom Tuchel
Deutlich besser lief es für Bayern Münchens Mittelstürmer Harry Kane, der in den WM-Quali-Spielen gegen Albanien und Lettland gefragt war. Ganz England schaute gebannt auf die beiden ersten Auftritte der Three Lions unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel.
Dessen Start auf der Insel war von reichlich Kritik begleitet worden, entfachte zugleich aber auch neue Hoffnung. Der Ex-Bayern-Coach selbst meinte, er könne nach den beiden souveränen Siegen (2:0 und 3:0) "viel Positives mitnehmen". Harry Kane, der in beiden Spielen je ein Tor beisteuerte, lobte: Tuchel habe "Leidenschaft" in die Mannschaft transportiert.
Für den englischen Rekordtorschützen waren es übrigens die Länderspieltore 70 und 71. Mit nunmehr 105 Länderspielen hat er die Top 10 gestürmt, nur noch 20 Partien fehlen zum nächsten Rekord.
WM-Jubel: Ito hat Bayern-Kollegen einiges voraus
Grund zum Feiern hatte nicht zuletzt auch Bayerns Abwehrspieler Hiroki Ito, der seinen Münchner Kollegen einen Teilerfolg voraus hat.
Mit Japan löste er nämlich als erste Nation das WM-Ticket - im siebten von insgesamt zehn Spielen. Beim Sieg gegen Bahrain (2:0) feierte Ito zugleich sein Comeback für die Blue Samurai, aufgrund seines in der Saisonvorbereitung erlittenen Mittelfußbruchs hatte er viele Monate gefehlt.
Am Dienstag stand der Bayern-Profi im zweiten Duell erneut über die vollen 90 Minuten auf dem Platz. Obwohl die Japaner dem Gegner aus Saudi-Arabien in allen Belangen überlegen waren - mehr Schüsse, mehr Ballbesitz, mehr Ecken, bessere Passquote - wollte kein Tor fallen. Dennoch dürfte der 25-Jährige gestärkt zurück nach München kehren.