Droht dem BVB jetzt der Schlotterbeck-Knall?

Als wäre die sportliche Krise nicht genug, ranken sich immer mehr Wechselgerüchte um Nico Schlotterbeck, den letzten verbliebenen Führungsspieler von Borussia Dortmund. Bleibt der 25 Jahre alte Nationalspieler dem BVB treu oder droht die Trennung im Sommer?
Der einwöchige Ausflug zur Nationalmannschaft dürfte Nico Schlotterbeck vorgekommen sein wie ein Wellness-Trip.
Die fast schon euphorische Aufbruchsstimmung rund um das DFB-Team steht in diametralem Gegensatz zur aktuellen Gemengelage bei Borussia Dortmund. Zudem lief es in den beiden Viertelfinal-Duellen mit Italien in der Nations League auch sportlich gut für Schlotterbeck.
Beim 2:1-Hinspielerfolg in Mailand stabilisierte er nach seiner Einwechslung zur Pause die bis dahin wackelige deutsche Defensive in ungewohnter Rolle als Linksverteidiger. Im Rückspiel im Signal Iduna Park überzeugte Schlotterbeck als Part einer Dreierkette in der Abwehr.
BVB-Zukunft von Nico Schlotterbeck offen
Bis zur WM-Endrunde 2026 in Kanada, den USA und Mexiko ist es zwar noch eine ganze Weile hin. Sollte sich die DFB-Auswahl qualifizieren und Schlotterbeck fit bleiben, wird er nach jetzigem Stand aber sicher dabei sein.
Viel offener ist die Frage, bei welchem Verein er unter Vertrag steht, wenn in etwas mehr als zwei Jahren die WM über die Bühne geht. Sein Vertrag beim BVB ist zwar noch bis 2027 datiert. Ob ihn Schlotterbeck tatsächlich erfüllt, daran sind allerdings zumindest Zweifel erlaubt.
Denn der Alltag abseits der Wohlfühloase Nationalmannschaft ist derzeit grau und trist für ihn. Daran ändert auch der sonnige Frühlingsanfang in Dortmund und Umgebung kaum etwas.
BVB noch in die Champions League? "Es wird brutal schwer"
Der BVB hinkt auch den eigenen Erwartungen in sportlicher Hinsicht meilenweit hinterher.
Tabellenplatz elf in der Bundesliga, das frühe Aus im DFB-Pokal: Auch der Viertelfinaleinzug in der Champions League kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Saison der Schwarz-Gelben eine verkorkste ist.
"Fast unmöglich" sei inzwischen das erneute Erreichen der Königsklasse über die Liga, bekannte Schlotterbeck zuletzt nach der bitteren 0:2-Pleite bei RB Leipzig. Die Chance, dass der BVB sein wichtigstes Saisonziel noch erreiche, sei "sehr gering. Es wird brutal schwer".
Kapitäns-Diskussion beim BVB
An Schlotterbeck liegt es nicht, dass der BVB ins Bundesliga-Mittelmaß abgestürzt ist.
Der frühere Freiburger ist in dieser Spielzeit trotz bereits zwei Platzverweisen einer der konstantesten Akteure im Team von Trainer Niko Kovac. Dass er seine Leistungen regelmäßig in dieser Form abruft, ist ihm angesichts der krassen Schwankungen seiner Nebenleute umso höher anzurechnen.
Wettbewerb | Einsätze | Tore | Vorlagen | Gelb | Gelb-Rot | Rot |
Bundesliga | 12 | - | 2 | 4 | 1 | 1 |
CL | 12 | - | 2 | - | - | - |
DFB-Pokal | 2 | - | - | 2 | - | - |
Schlotterbeck geht aber nicht nur mit Leistung voran, sondern schlüpft auch immer mehr in die Rolle des Führungsspielers.
Nach außen und innen ist er inzwischen der vielleicht wichtigste Wortführer einer Mannschaft, deren Mangel an Anführern auch ein wichtiger Faktor für die Talfahrt ist.
Dass Schlotterbeck und nicht Amtsinhaber Emre Can oder gar dessen derzeit völlig indisponierter Vize Julian Brandt eigentlich der beste Kapitänskandidat wäre, ist im BVB-Umfeld schon lange Thema. Intern soll darüber hinter vorgehaltener Hand ebenfalls debattiert werden.
BVB: Top-Klubs blasen zur Jagd auf Nico Schlotterbeck
Das Problem aus Sicht des BVB: Die Entwicklung des gesamten Vereins, auf dem Platz und daneben, passt eigentlich überhaupt nicht mehr zu der von Schlotterbeck.
Dem Ruf, eines der größten Talente Europas auf seiner Position zu sein, würde er in seinen bislang zweieinhalb Dortmunder Jahren überwiegend gerecht.
Der Revierklub wird ihm zumindest in der kommenden Saison aber sehr wahrscheinlich nicht die große internationale Bühne Champions League bieten können, womöglich nicht einmal die kleine, in der Conference oder Europa League.
Bleibt Schlotterbeck dem BVB trotzdem über den Sommer hinaus treu?
Längst sollen mehrere Top-Klubs die Fühler nach ihm ausstrecken. Der FC Liverpool wird immer wieder als Interessent genannt. Auch Paris Saint-Germain soll konkrete Transfer-Bemühungen erwägen.
60 oder sogar 70 Millionen Euro könnten dem BVB winken, sollte sich Schlotterbeck zu einem Wechsel entschließen.
Nico Schlotterbeck beim BVB - ein Szenario für Fußball-Romantiker?
Diese Aussicht ist den BVB-Entscheidern mit Sicherheit bewusst, attraktiv ist sie aber nicht. Das wichtigste Gesicht der Mannschaft zu verscherbeln, passt nicht zum angepeilten Neuaufbau des BVB.
Stattdessen soll Schlotterbeck laut Medienberichten ein Verbleib mit einer Vertragsverlängerung schmackhaft gemacht werden. Zehn statt bisher rund fünf Millionen Euro soll er zukünftig verdienen können. Als weiteren Anreiz könnte die BVB-Führung ihm zudem die Kapitänsehre offerieren, ist zu hören.
Der umworbene Profi hält sich mit Aussagen zu seiner Zukunft oder gar Bekenntnissen zurück. Dem Vernehmen nach schließt Schlotterbeck einen Verbleib beim BVB auch ohne europäischen Fußball aber nicht aus.
Er kann sich offenbar vorstellen, sportliche und wirtschaftliche Gesichtspunkte zunächst hintenanzustellen und in Dortmund langfristig etwas aufzubauen - ein Szenario, das die Sehnsüchte der Fußball-Romantiker bedienen würde, sollte es eintreffen.
Klar scheint aber auch, dass die BVB-Bosse Nico Schlotterbeck einen Plan aufzeigen müssen, wie es in Zukunft wieder besser werden soll. Damit die Wellness-Trips zur Nationalmannschaft künftig nicht mehr ganz so wichtig sind für ihn.