15.04.2025 17:06 Uhr

Raphinha: Vom Barca-Flop zum Superstar

Raphinha jagt einen historischen CL-Rekord
Raphinha jagt einen historischen CL-Rekord

Bei der 4:0-Gala gegen Borussia Dortmund im Hinspiel des Viertelfinales der Champions League ragte Raphinha mit einem Treffer und zwei Assists aus einem starken Team des FC Barcelona heraus.

Mit seinem zweiten Königsklassen-Spiel mit drei Torbeteiligungen in Serie hob sich der Brasilianer auf eine Stufe mit dem legendären Lionel Messi, trieb seinen Marktwert noch einmal in die Höhe und untermauerte eindrucksvoll, dass er derzeit zu den besten Spielern des Planeten zählt. Ein gefeierter Held war der 28-Jährige in Katalonien allerdings nicht immer.

"Für mich und meine Familie geht ein Kindheitsraum in Erfüllung", sagte Raphinha Mitte Juli 2022, als der FC Barcelona seinen Neuzugang offiziell präsentierte.

Rund 58 Millionen Euro, Bonuszahlungen exklusive, soll Barca zuvor an den englischen Erstligisten Leeds United überwiesen haben. Eine enorme Stange Geld für den Klub, der ein Jahr zuvor noch so klamm war, dass er Klub-Ikone Lionel Messi keinen neuen Vertrag offerieren konnte.

Raphinha galt schon als Transfer-Flop

Kein Wunder also, dass mit Raphinhas "Kindheitstraum" auch riesige Erwartungen verknüpft waren. Diese zu erfüllen, ging dem Offensivstar allerdings nicht gerade leicht von der Hand - oder besser gesagt vom Fuß.

Der Südamerikaner spielte zwar regelmäßig, während Barca die Liga dominierte, sich torgefährlich präsentierte und defensiv Beton anrührte. Sechs Torbeteiligungen (2 Tore/4 Vorlagen) in 19 Pflichtspielen im ersten Halbjahr bei den Blaugrana verliehen Raphinha aber bereits den Anstrich eines teuren Flops.

Ab dem Januar 2023 ging es zwar deutlich bergauf, Raphinha steuerte weitere zehn Scorerpunkte (5 Tore/5 Vorlagen) zum Gewinn der Meisterschaft bei. Dass Barca international ein erschreckend schwaches Gesicht zeigte, in der Champions League nach der Gruppenphase ausschied und in den Playoffs zur Europa League schließlich Manchester United unterlag, trübte die Stimmung aber gewaltig.

"Die Dinge liefen nicht gut"

Blickt man auf die Statistiken, legte Raphinha in seinem zweiten Barca-Jahr (2023/24) durchaus eine Schippe drauf. Seine insgesamt 23 Torbeteiligungen (10/13) musste der Nationalspieler allerdings in eher mauen 1950 Minuten auf den Rasen zaubern. Mit Coach Xavi, der ihm nur sechsmal 90 Minuten gönnte, wurde Raphinha nicht warm.

"Die Dinge liefen nicht gut. Ich hatte eine Saison hinter mir, in der ich nicht das halten konnte, was ich versprochen hatte", blickte der Flügelspieler im März 2025 im Gespräch mit "Globo.com" zurück. "Ich hatte das Gefühl, dass mich die Leute aufforderten zu gehen, weil ich nicht gut genug für den Verein war", so der Angreifer weiter. Er habe teilweise Tränen in den Augen gehabt und sich einfach nicht wohlgefühlt. Kurz: Raphinha wollte weg - dann kam der Wendepunkt.

Barca setzte Xavi vor die Tür und fand im ehemaligen Bundestrainer Hansi Flick einen neuen Übungsleiter, der Raphinha kurzerhand neues Leben einhauchte. 

"Flick hat mich angerufen und gefragt, ob ich ins Training kommen würde, bevor ich mich entscheide. Er wollte mit mir reden, weil er auf mich zählte", schilderte Raphinha.

Letztlich ergriff er die Chance beim Schopfe, wagte einen neuen Anlauf und eroberte Flicks Herz im Sturm. Nachdem Raphinha Flicks Ex-Liebe FC Bayern im Oktober 2024 beim 4:1 einen Dreierpack einschenkte, schwärmte der Deutsche: "Einen Spieler wie Raphinha hatte ich in meinen Mannschaften noch nie. Er gibt immer alles und ist mit dem Herzen dabei."

Messi-Rekord eingestellt, CR7-Bestmarke in Reichweite

Worte, die der Topstar, der Barca mittlerweile regelmäßig als Kapitän aufs Feld führt, inzwischen mit herausragenden 28 Treffern und 22 Vorlagen in 46 Einsätzen unter Flick untermauert hat.

Allein in der laufenden Champions-League-Saison kommt er auf 19 Torbeteiligungen (12/7) in elf Partien. Eine Ausbeute, mit der Raphinha den bisherigen Vereinsrekord von Messi aus der Spielzeit 2011/12 schon eingestellt hat. Selbst der Allzeit-Rekord ist greifbar. Cristiano Ronaldo kam 2013/14 auf 22 Scorerpunkte.

Da ein Ausscheiden gegen den BVB einer historischen Sensation gleichen würde, hat Raphinha wohl sicher noch mindestens drei Partien Zeit, die Lücke zu schließen.

Der phönixhafte Aufstieg des schnellen Linksaußen hat für Barca allerdings auch eine Schattenseite. Raphinhas Vertrag endet im Sommer 2027, bei einer Verlängerung soll der Goalgetter auf eine satte Erhöhung seines nicht gerade geringen Gehalts von angeblich rund 12,5 Millionen Euro pochen.

Ein Wunsch, dem die finanziell gebeutelten Blaugrana nur mit Mühen entsprechen könnten. "Radio Catalunya" zufolge soll daher auch ein Verkauf nicht ausgeschlossen sein, sofern ein Klub "mindestens 80 bis 90 Millionen Euro" in den Ring wirft.

Möglich scheint dies durchaus, zumal Raphinha vor allem in der finanzstarken englischen Premier League und der noch finanzstärkeren saudischen Pro League Bewunderer haben soll. Durch die angeblich hohen Forderungen liegt Austausch mit Barca zurzeit laut dem Bericht "auf Eis".

Nicht auszuschließen allerdings, dass Flick dieses Eis mit den richtigen Worten wieder brechen kann. Immerhin dürfte Raphinha inzwischen sehr klar sein, dass er das richtige Umfeld benötigt, um sein gewaltiges Potenzial zuverlässig abzurufen.