Exklusiv: Als "Patient" Neuruer "ganz schief" abdriftete

Er ist ein echtes Original der Bundesliga, wird nicht umsonst "Peter der Große" genannt. Peter Neururer feiert am Samstag seinen 70. Geburtstag. Anlässlich seines Runden blickt der Kult-Trainer im Interview mit RTL/ntv und sport.de auf sein bewegtes Leben zurück. Neururer berichtet von Spielsucht, teilt seine Hoffnungen für den VfL Bochum im Abstiegskampf - und verrät, warum er seit 40 Jahren "Patient" bei seiner Frau ist.
Peter Neururer hat Spuren hinterlassen in der Fußball-Bundesliga und der 2. Bundesliga, führte den VfL Bochum einst sogar in den Europapokal. Der Mann mit dem Schnauzer feiert am 26. April seinen 70. Geburtstag.
Im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de spricht der Jubilar über ...
...seine Vergangenheit und den Weg aus der Spielsucht:
"In einer wilden Zeit als Student, als Amateurtrainer in der Landesliga – nebenbei hatte ich ein paar Tennisschulen, die ganz gut gelaufen sind – da bin ich ein bisschen abgedriftet, in ganz schiefe Gegenden geraten. Die Gegenden waren nicht unbedingt so ganz schief, aber mein Verhalten war schief, und ich habe wahnsinnig viel Geld verloren. Ich habe es verspielt. Ja, brutal verspielt."
… das Kennenlernen seiner Frau in dieser Zeit:
"Meine Frau habe ich in der schlimmsten Phase meines Lebens kennengelernt. Und das war eigentlich der glücklichste Moment, den ich jemals haben konnte. Meine Frau hat als Studentin in einem Bistro gearbeitet, um sich nebenbei ein bisschen Geld zu verdienen. Und dann bin ich da reingekommen und musste ihr dann irgendwann mal kundtun: Übrigens, ich kann meinen Deckel nicht bezahlen. Sie hat Sozialpädagogik studiert und ich war quasi ihr erster Patient – und bin es geblieben, seit über 40 Jahren."
… seine Trainerlaufbahn:
"Hertha BSC war eine Ausnahme, aber grundsätzlich war es so, dass ich all die Jobs, die ich gemacht habe, voller Überzeugung gemacht habe – mit voller Inbrunst und mit Empathie. Natürlich, im Nachhinein betrachtet, gab es Highlights sportlicher Art und emotionaler Art. Und da gibt es drei Vereine, zu denen ich natürlich auch heute noch gefühlsmäßig verbunden bin: Das war einmal der VfL Bochum, der 1. FC Köln und Schalke 04."
… die aktuelle Situation beim VfL Bochum:
"Die Hoffnung ist gegeben, die Hoffnung ist da. Der feste Glaube natürlich nicht. Sie waren eigentlich schon weg, als Dieter Hecking dann gekommen ist. Die ganze Sache noch mal straff angefasst hat, wieder das Leben zurück eingehaucht hat. Nun hat der VfL zumindest die Chance, die Relegation zu erreichen. Und da sind sie erfahren – alleine was sie da letztes Jahr gegen Düsseldorf veranstaltet haben. Erst 3:0 verloren, dann die Düsseldorfer ganz geschickt ins Elfmeterschießen gelockt. Also da haben sie Erfahrung. Wenn es dazu kommt, dann glaube ich, dass der VfL Bochum die Liga hält. Ich hoffe es auf jeden Fall."
… die Folgen seines Herzinfarkts:
"Ja, ich habe einiges geändert. Ich habe meinen Werbevertrag bei verschiedenen Zigarettenmarken beiseitegeschoben. Ich habe das Rauchen aufgehört. Und auch mal ganz gerne auf unseren Harley-Touren, die wir durch die USA gemacht haben, ein Glas Jack Daniels getrunken – das habe ich dann auch nicht mehr gemacht. Natürlich trinke ich noch ein Glas Rotwein und ein Glas Weißwein – auch mehrere. Meine Frau meint immer noch zu viel, aber ich genieße das Leben weiterhin. Aber wichtig ist, dass ich – von der Einstellung her – mich nicht mehr über Sachen aufrege, die ich selbst nicht beeinflussen kann."
Das Interview ist am Freitagabend, den 25. April, ab 0:00 Uhr in einem "Nachtjournal Spezial" bei RTL und auf Abruf auf RTL+ zu sehen