16.07.2005 19:30 Uhr

Dortmunder Bangen um UI-Cup-Halbfinale

Dortmund (dpa) - Borussia Dortmund droht schon nach dem ersten Pflichtspiel der Saison seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Wie im Vorjahr, als der BVB gegen den RC Genk in der 3. Runde ausschied, steuern die Westfalen auch in diesem Jahr auf eine UI-Cup-Blamage zu.

Mit einer schwachen Vorstellung kam der fast in Bestbesetzung angetretene Fußball-Bundesligist nicht über ein 1:1 (1:1) gegen den tschechischen Club Sigma Olmütz hinaus. Damit müssen die Borussen vor dem Rückspiel nicht nur um das angestrebte deutsche Halbfinal-Duell gegen den Hamburger SV, sondern auch um dringend benötigte Millionen-Einnahmen bangen.

BVB-Coach Bert van Marwijk war frustriert. «Wir haben unprofessionell und undiszipliniert gespielt», sagte der Niederländer. Einer starken Anfangsoffensive mit dem Führungstor von Florian Kringe (8.) folgte ein ziel- und planloses Gekicke. Man könne nicht nur «einfach nach vorne rennen», so van Marwijk. Logische Folge: Der BVB wurde im Westfalenstadion vor 43 000 Fans ausgekontert und hatte nach dem Eigentor von Jan Koller (44.) sogar Glück, dass es nicht noch schlimmer kam: In der 55. Minute wehrte Christoph Metzelder einen Schuss von Peter Babnic vor der Linie ab.

Zwar ist das «Hintertürchen» zum UEFA-Cup, wo spätestens in der Gruppenphase Millionen-Einnahmen winken, für den mit rund 90 Millionen Euro verschuldeten Club noch offen. Doch die Angst vor einer Wiederholung der Vorjahres-Pleite könnte im Rückspiel die Beine lähmen. Noch aber werden die Ziele nicht korrigiert. «Wenn wir keine Fehler machen, können wir Olmütz schlagen», sagte Metzelder.

Vorn viele Chancen vergeben, hinten zahlreiche zugelassen, und im Mittelfeld Fehlpässe in Serie produziert - drei Wochen vor dem Liga- Start ist der BVB meilenweit von seiner Rückrundenform entfernt. «Wir sind erst kurz im Training», meinte van Marwijk. Abwehrchef Christian Wörns überraschte die erschreckende Vorstellung nicht: «Das hat sich im Training angedeutet.» Bei einem Übungsspiel der Stammelf gegen eine Reservetruppe waren «die Jüngeren motivierter und sind ein hohes Tempo gegangen. Da waren die Älteren nicht bereit mitzuhalten», kritisierte Wörns.

Van Marwijk hat kaum Alternativen. Das Team stellt sich nach zwölf Abgängen und trotz neun neuer Spieler - davon sechs aus der eigenen Jugend oder den Amateuren sowie zwei Torhütern - von allein auf. Bis auf Sebastian Kehl und Lars Ricken spielten gegen Olmütz die Besten.

Düstere Aussichten, zumal Verstärkungen nicht in Sicht sind. Sollte es keine Mehreinnahmen geben, drohen sogar Abgänge wichtiger Spieler spätestens im kommenden Jahr. So schloss Torjäger Koller eine vorzeitige Vertragsverlängerung aus und deutete seinen Abschied nach Ende seines bis 2006 laufenden Vertrages an.

Dass die Elf dem eigenen Anspruch - Platz fünf bis zwölf in der Bundesliga - bald genügen könnte, deutete sie gegen Olmütz nur selten an. So wird auch Tomas Rosicky nächsten Samstag an seiner Aussage vor dem Hinspiel gemessen: «Bei allem Respekt, aber die müssen wir schlagen, wenn wir den Anspruch haben, international zu spielen.»