20.06.2006 00:00 Uhr

Spanien nach 3:1 gegen Tunesien im Achtelfinale

Stuttgart (dpa) - «Bankdrücker» Raúl und Fernando Torres haben Spanien als achte Mannschaft vorzeitig ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft geschossen. Durch späte Tore feierten die Iberer in Stuttgart gegen Außenseiter Tunesien mit 3:1 (0:1) ihren zweiten Vorrundensieg.

Zudem bauten die Iberer ihre Führung in der Gruppe H aus. Nach dem 0:1 durch den Nürnberger Bundesliga-Profi Jawhar Mnari (8.) hatte dem Team von Trainer Luis Aragones vor 52 000 Zuschauern lange Zeit die erste Länderspiel-Niederlage seit 23 Partien gedroht. Doch dann drehten der zur Pause eingewechselte Raúl (71.) und Torres (76./90.-Foulelfmeter), der nun mit drei Treffern erfolgreichster WM-Torschütze ist, das Spiel doch noch.

«Das war heute ein gelungener Einstand für mich. Wir haben lange gebraucht bis zum ersten Tor, aber dann war es am Ende deutlich. Wir haben gezeigt, dass wir auch einen Rückstand wettmachen können», sagte Torschütze Raúl, der sich zuletzt lautstark über sein Reservisten-Dasein beklagt hatte. Auch sein Coach sprach von einem Arbeitssieg. «Der Sieg war sehr schwer erkämpft. Tunesien war mit seinen Kontern sehr gefährlich. Das hat uns beeindruckt», sagte Aragones.

Zum Gruppensieg genügt den Spaniern, die nicht an ihre Gala beim 4:0 gegen die Ukraine anknüpfen konnten, gegen Saudi-Arabien ein Unentschieden. Die Tunesier, die lange Zeit auf ihren ersten WM-Sieg seit 28 Jahren hoffen durften, bringt nur noch ein Sieg gegen die Ukraine eine Runde weiter. Dementsprechend hatte Tunesiens Trainer Roger Lemerre nach einer kurzen Anaqlyse schon das letzte Gruppenspiel im Blick: «Sechs gelbe Karten sind natürlich zu viel. Das zeigt aber, dass meine Spieler nervös waren. Trotzdem hat meine Mannschaft nahe an ihre Leistungsgrenze gespielt. Ich weiß, dass es gegen die Ukraine sehr schwer wird. Wir wussten aber schon vorher, dass die Entscheidung erst am letzten Spieltag fällt.»

25 000 spanische Anhänger hofften bei einsetzendem Regen auf eine weitere Tor-Gala ihrer Mannschaft, wurden jedoch bitter enttäuscht. Obwohl Aragones der gegen die Ukraine siegreichen Elf vertraut hatte, fanden die Iberer nicht zu ihrem Rhythmus. Erst zu Beginn der zweiten 45 Minuten hörte der Coach auf Volkes Stimme und brachte in Raúl und Cesc Fabregas von Arsenal London frische Kräfte, mit denen das spanische Offensivspiel noch druckvoller wurde.

Ein Kraftakt sicherte den zum Weiterkommen nötigen Sieg. In der 71. Minute staubte Raúl in unnachahmlicher Weise ab, nachdem Tunesiens 40-jähriger Torwart-Oldie Ali Boumnijel einen Ball nicht festhalten konnte. Fünf Minuten später schloss Torres eine Kombination im Alleingang zum 2:1 ab, ehe er in der Nachspielzeit auch noch einen an ihm selbst verschuldeten Strafstaß verwandelte.

Bei den Tunesiern war im zweiten Turnierspiel Vorsicht angesagt. Trainer Lemerre verstärkte das Mittelfeld und opferte mit Yassine Chikhaoui seinen zweiten Stürmer zu Gunsten von Mehdi Nafti. Die Maßnahme machte sich zunächst bezahlt für die Nordafrikaner, die in der 8. Minute für einen Paukenschlag sorgten. Nach einem Ballverlust von Carles Puyol zog Zied Jaziri auf der rechten Seite auf und davon. Seine Hereingabe brachte Mnari zunächst toller Parade von Iker Casillas im zweiten Anlauf im spanischen Tor unter.

Erst Mitte der ersten Halbzeit erhöhten die Spanier das Tempo und den Druck, ließen aber im Strafraum die Präzision vermissen. Die wenigen Möglichkeiten wurden kläglich vergeben. So verfehlten Kopfbälle von Sergio Ramos (25.) und Luis Garcia (33.) deutlich das Ziel. Und was doch aufs Tor kam, wurde eine sichere Beute von Tunesiens Schlussmann Ali Boumnijel. Als der Keeper dann doch einmal geschlagen war, rettete Anis Ayari bei einem Kopfball von Xabi Alonso auf der Torlinie (44.).