11.12.2013 12:54 Uhr

Klub-WM: Alte Bekannte und lebende Legenden

Ronaldinho
Ronaldinho

Sympathische Kiwis, steinreiche Asiaten, Afrikas Aushängeschild und selbstbewusste Gastgeber – in den nächsten zehn Tagen streiten sich sieben Mannschaften bei der Klub-WM in Marokko um den letzten Titel des Jahres. weltfussball stellt die Kontrahenten des FC Bayern vor.

Auckland City FC

Die Neuseeländer nehmen die Rolle des sympathischen Underdogs ein. Zu Hause spielen sie vor durchschnittlich 1000 Zuschauern in einer Liga, die hierzulande bestenfalls drittklassig wäre. Trainiert wird in der Regel erst nach der Arbeit. Auch die Spielvorbereitung gestaltet sich ein wenig anders als bei der internationalen Konkurrenz. "Ich weiß nicht viel über Marokko, aber ich habe mir ihr Freundschaftsspiel gegen Barcelona auf You Tube angeschaut", sagte Abwehrspieler Mario Bilen vor dem Auftaktmatch gegen Raja Casablanca (heute ab 20:30 Uhr bei uns im Liveticker). Trainiert werden die Kiwis vom Spanier Ramon Tribulietx. Er fürchtet vor allem die außergewöhnliche Stimmung, die seine Jungs nur vom Hörensagen kennen. "Ich kenne diese Atmosphäre, aber für meine Spieler ist es ein zweischneidiges Schwert. Sie könnten in den ersten Minuten Angst haben. Wir müssen es einfach als großartige Erfahrung betrachten."

Al-Ahly

36 Meistertitel, 33 Pokalsiege, acht Triumphe in der CAF-Champions-League, ein eigener TV-Sender und geschätzte 50 Millionen Fans weltweit – der ägyptische Serienmeister ist das Aushängeschild des afrikanischen Vereinsfußballs und bereits zum vierten Mal bei einer Klub-WM dabei. Gegen den europäischen Vertreter durfte das Team aus Kairo allerdings nie spielen. Um ein Duell mit dem FC Bayern zu ermöglichen, muss das Viertelfinale gegen Guangzhou gewonnen werden. "Diese Partie ist unser Schlüsselspiel, weiter denke ich gar nicht", erklärte Trainer Mohamed Youssef im Vorfeld. Uneingeschränkter Star der Mannschaft ist der 35-jährige Mohamed Abou-Treika. Der dreifache afrikanische Fußballer des Jahres ist in seiner Heimat ein Volksheld und führt – gemeinsam mit Lionel Messi und Denilson – die ewige Torschützenliste der Klub-Weltmeisterschaft an. Nach dem Turnier wird die lebende Legende seine Schuhe endgültig an den Nagel hängen.

Atlético Mineiro

In der Liga lief es für das ausschließlich aus Brasilianern bestehende Team von Trainer Alexis "Cuca" Stival im besten Fall durchwachsen. Man beendete die Saison auf Platz acht, hatte die drittschlechteste Auswärtsbilanz aller Mannschaften und 19 Punkte Rückstand auf Meister Cruzeiro. Trotzdem ist die Stimmung auf einem Allzeit-Hoch – der Triumph in der Copa Libertadores macht´s möglich. Und die Rückkehr von Superstar Ronaldinho, der sich in Marokko für die WM empfehlen will. Angesprochen auf ein mögliches Finale gegen den FCB, lobte der 33-Jährige besonders die Arbeit von Pep Guardiola: "Die Art und Weise, wie sie mit dem Ball umgehen, auf engstem Raum kombinieren und der hohe Ballbesitz lassen klar seine Handschrift erkennen. Die Mannschaft hat seine Spielweise bereits verinnerlicht." Co-Star der Truppe ist João Alves de Assis Silva, kurz Jô, der bereits für europäische Spitzenklubs wie Manchester City oder Galatasaray Istanbul spielte. Auch ihm flößt der FC Bayern am meisten Respekt ein: "Sie stehen über allen anderen. Es wäre nicht das Ende der Welt, wenn wir uns gegen sie hinten reinstellen und auf Konter warten."

CF Monterrey

Die Mexikaner sind in Nord- und Mittelamerika das Maß der Dinge. Nach dem dritten CONCACAF-Champions-League-Sieg in Folge wollen sie bei der Klub-WM diesmal den großen Wurf schaffen und ins Finale einziehen. Dabei helfen wird unter anderem Ex-Bundesligaspieler Ricardo Osario. Der 33-Jährige stand vier Jahre beim VfB Stuttgart unter Vertrag und holte mit den Schwaben 2007 die Meisterschaft. Er steht allerdings klar im Schatten des chilenischen Star-Stürmers Humberto Suazo. Dieser ist mit drei Millionen Dollar Jahresgehalt der bestbezahlte Kicker der mexikanischen Liga und hat in 197 Spielen beeindruckende 98 Tore erzielt. Auf der Bank hat seit rund drei Monaten José Guadalupe Cruz das Sagen. Er löste Trainer-Legende Victor "King Midas" Vucetich ab und steht in Marokko vor seiner ersten echten Bewährungsprobe.

Guangzhou Evergrande

Der Spitzname "Chelsea Asiens" begleitet die Chinesen, seitdem Immobilien-Mogul Xu Jiayin im Verein das Zepter schwingt. Neben drei nationalen Meistertiteln in Folge gewann Guangzhou in diesem Jahr erstmals die AFC-Champions-League. Zu verdanken haben sie es ihrer offensiven Transferpolitik. Der Ex-Dortmunder Lucas Barrios spielt mittlerweile zwar in Russland, mit Muriqui, Elkeson und Dario Conca stehen aber immer noch drei südamerikanische Ballzauberer im Kader. Das Team von Weltmeister-Trainer Marcello Lippi (geschätztes Jahresgehalt: 10 Millionen Euro) ist längst die Nummer eins auf dem asiatischen Kontinent. Dementsprechend selbstbewusst äußerte sich Muriqui vor dem Turnierstart: "Das sind Weltklasse-Mannschaften, aber wir werden ihnen unseren Rhythmus aufzwingen. Wir sind perfekt aufeinander eingespielt."

Raja Casablanca

Der elffache marokkanische Meister steht in der Pflicht. Als Vertreter des Gastgeberlandes lasten hohe Erwartungen auf der Mannschaft. "Das erste Spiel gegen Auckland müssen wir gewinnen, weil die Öffentlichkeit viel von uns erwartet. Danach stünden wir im Viertelfinale und im Halbfinale würde Atlético Mineiro winken", wagt Stürmer Mouhssine Iajour einen Blick voraus. Das größte Plus ist der Heimvorteil. 45000 Fans werden das Team lautstark nach vorne peitschen. Sollte der Erfolg dennoch ausbleiben, blieben immerhin noch die Erinnerungen an das Jahrhundertspiel gegen Real Madrid (2:3) bei der Klub-WM 2000. "Über dieses Spiel wird immer noch gesprochen. Da hat Raja gezeigt, dass es eine internationale Spitzenmannschaft ist", schwärmt Kapitän Mouhcine Moutouali noch heute.

Christian Schenzel