Bundesliga 2015/2016 » 18. Spieltag » Liveticker: Hannover 96 - SV Darmstadt 98 1:2

Fazit:
Mit dem Schlusspfiff ist es amtlich: Thomas Schaaf verliert seine erste Partie als Trainer von Hannover 96 mit 1:2 gegen Darmstadt. Dabei sah zu Beginn alles danach aus, als habe der ehemalige Meistertrainer dem Team neues Leben einhauchen können. Nach der Führung verpassten es die Hannoveraner aber, nachzulegen und müssen sich nun vor allem vorwerfen lassen, die Gäste nicht beim aufziehen ihrer bekannten Taktik gehindert zu haben. Die Roten waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass der Aufsteiger mit gewohnt wenigen Angriffen gleich zweimal in Person von Sandro Wagner einnetzen konnte. Die Gäste dürfen zufrieden die Heimreise antreten, während, trotz des erkennbaren spielerischen Aufwärtstrends, die Sorgenfalten an der Leine nicht kleiner werden. Vielen Dank für das Interesse und einen schönen Abend noch!

...und so ist es. Der Standard landet in den Armen von Mathenia und die Partie ist beendet.

Dirk Schuster nimmt nochmal etwas Zeit von der Uhr und bringt einen neuen Mann.

Die Fragezeichen in den Gesichtern der Spieler von Thomas Schaaf werden nicht kleiner. Die Sache hier scheint gegessen, Darmstadt holt zum Rückrundenauftakt wohl drei wichtige Punkte in Hannover.

Ecke für die Niedersachsen, doch das Leder von Prib ist lange in der Luft und damit leichte Beute für Mathenia.

Gelbe Karte für György Garics (SV Darmstadt 98)
Der Darmstädter geht 35 Meter vor dem Tor nur in den Mann und kassiert dafür eine Verwarnung vom Schiedsrichter.

Gelbe Karte für Christian Schulz (Hannover 96)
Der Kapitän von 96 will in seinem 350. Bundesligaspiel mit einem Tritt von hinten gegen Heller einen Konter unterbinden und sieht dafür die Gelbe Karte. Es ist seine fünfte, weshalb auch er im Spiel gegen Leverkusen fehlen wird.

Gelbe Karte für Konstantin Rausch (SV Darmstadt 98)
Interessante Szene: Rausch sieht bei seiner Auswechslung Gelb, weil er mit seinen Fingern ein Herz in die Richtung der Hannoveraner Fans formt, als die ihn auspfeifen. Aytekin deutet dies als abwertende Geste, doch der Spieler könnte es durchaus wohlwollend gemeint haben - den mit seiner Familie aus Russland eingewanderten Kicker verbindet noch viel mit seiner alten Heimat in Niedersachsen, für die er fast sämtliche Jugendstationen durchlief.

Schaaf bringt die junge Leihgabe von Monaco, der sich in die Spitze orientiert. Dafür lässt sich Szalai auf die Position von Schmiedebach fallen.

65 Prozent Ballbesitz auf Seiten der Gastgeber. Trotzdem, oder gerade wegen des Darmstädter Betons, kann Hannover kein Kapital aus der Feldhoheit schlagen.

Holt Darmstadt heute in Hannover den ersehnten Dreier? Aus statistischer Sicht wäre das nur folgerichtig: Die Lilien wären mit dem Sieg die drittbeste (!) Auswärtsmannschaft im deutschen Oberhaus. Hannover ist nur Vorletzter in der Heimwertung.

Was bleibt den Gastgebern für die Offensive? Thomas Schaaf macht in seiner Coachingzone ordentlich Kilometer, peitscht seine Mannschaft an und dirigiert das Geschehen. Mit Allan Saint-Maximin und Artur Sobiech hat der Trainerfuchs noch einige Wechseloptionen für den Angriff.

Noch etwas über eine halbe Stunde auf der Uhr und der Aufsteiger ergötzt sich am Spielstand: Durch die Führung nach Wiederanpfiff können sich die Gäste wieder auf ihre Taktik beschränken, tief zu verteidigen und somit die Räume in der eigenen Hälfte ganz ganz eng zu machen.

Zieler bewahrt sein Team vor dem nächsten Gegentreffer! Nach schlechtem Stellungsspiel von Marcelo kann Wagner mit dem Rücken zum Tor für Rosenthal ablegen. Der nimmt Maß und zieht aus zehn Metern ab, aber der Nationaltorhüter segelt herbei und wehrt das Leder zur Ecke ab.

Dem Gegentreffer gingen gleich mehrere Ballverluste der Hannoveraner voraus. Vor allem Salif Sané machte keine gute Figur nach seinem Fehlpass, weil er nicht energisch genug hinterher ging. Momentan sieht es so aus, als würden sich die Roten selbst um die Früchte ihrer harten Arbeit bringen.

Was für ein Auftakt! Rosenthal setzt sich über rechts mit viel Tempo durch und spurtet bis zur Grundlinie. Von dort legt er in den Rückraum zu Rausch: Der Ex-Hannoveraner zielt gegen die Laufrichtung Zielers, doch der Keeper zeigt eine Glanzleistung und hechtet nach dem Ball.

Gelbe Karte für Salif Sané (Hannover 96)
Die nächste Gelbe: Der Senegalese geht mit allem was er hat in das Luftduell und kassiert seine fünfte Gelbe Karte. Damit wird er beim Auswärtsspiel in Leverkusen zusehen müssen.

Wunderschön anzusehen: Erst verteidigt Gondorf rigoros und abgeklärt auf dem linken Flügel, dann klären das gleich drei Darmstädter im Verbund spielerisch und ziehen den Gegenangriff auf.

Gondorf und Niemeyer nehmen gemeinsam Szalai in die Mangel und stoppen ein schnelles Umschaltspiel der Hausherren.

...aber der von Manuel Schmiedebach getretene Ball wird zur Ecke geklärt...

Hannover hatte hier alles im Griff und kassiert nun doch den Ausgleich. Nun wird interessant sein zu sehen, wie Schaafs Mannen auf diesen unerwarteten Rückschlag reagieren. Können sie sich unbeeindruckt zeigen und den anfänglichen Offensivwirbel wieder aufleben lassen?

...und der ist alles andere als ungefährlich! Im Gewusel kommt Sulu zum Abschluss, doch Zieler ist zur Stelle.

Es wird giftiger auf dem Grün - Darmstadt versucht, über den Kampf in die Partie zu kommen. Da auch die Roten nicht zurückziehen, kommt es gehäuft zu knackigen Szenen zwischen den Kontrahenten.

Gelbe Karte für Sandro Wagner (SV Darmstadt 98)
Wagner erwischt Marcelo im Luftkampf mit dem Ellbogen im Gesicht und hat Glück, dass er hier nur die Gelbe Karte sieht. Dafür hätte der ehemalige Bremer auch vom Platz fliegen können.

Gelbe Karte für Peter Niemeyer (SV Darmstadt 98)
Der Darmstädter tritt Hugo Almeida im Mittelfeld von hinten wuchtig in die Hacken und sieht dafür den Gelben Karton.

Die erste Ecke für die Gäste. Doch der Standard ist ungewohnt ungefährlich und somit verläuft diese Möglichkeit im Sande.

Denn die Hausherren agieren viel mutiger und mit einer ganz anderen Körpersprache als noch in der Hinrunde. Zudem scheint mit der Raute etwas mehr Flexibilität Einzug in das 96-Spiel gehalten zu haben. Das Gesicht von Dirk Schuster zeigt sich bereits etwas besorgt.

Tooor für Hannover 96, 1:0 durch Hugo Almeida
Es scheint, als habe Thomas Schaaf alles richtig gemacht: Nach einer großartigen Spieleröffnung aus dem Mittelfeld geht es ganz schnell. Hiroki Sakai pflückt den Seitenwechsel aus der Luft und leitet von rechts in die Mitte weiter. Ádám Szalai versucht es mit einem direkten Abschluss, tritt aber über das Leder und wird zum unfreiwilligen Vorlagengeber für Hugo Almeida. Der Portugiese mimt den dankbaren Abnehmer des Querschlägers und zimmert humorlos mit der linken Klebe zum 1:0 in die Maschen.

Und auch Szalai darf gleich mal draufhalten. Der Ungar wickelt sich mit einer gekonnten Drehung um den Gegenspieler und sprintet über halbrechts in den Strafraum. Mit seinem Abschluss verfehlt er den langen linken Pfosten um nur einen Meter.

Und Neuzugang Hugo Almeida verbucht gleich den ersten Torschuss seit 2010: Der Portugiese kommt links im Strafraum an den Ball und zieht aus spitzem Winkel ab. Sein Schuss kommt gut, verfehlt das Gehäuse aber knapp.

Schiedsrichter des Schlagabtauschs in der HDI-Arena ist Deniz Aytekin. Der erfahrene Referee steht heute bereits zum 107. Mal als Spielleiter auf dem Rasen im deutschen Oberhaus. Zuletzt pfiff er in der Bundesliga das 0:0 zwischen Köln und Darmstadt. In dem Spiel verletzte er sich und wurde in der Halbzeit durch den 4. Offiziellen Christian Dietz abgelöst. Schön zu sehen, dass es dem Unparteiischen wieder besser geht.

Die Problemzone bleibt bei Darmstadt der Sturm. Sandro Wagner musste mit Knöchelproblemen aus dem Trainingslager in der Türkei abreisen und kehrte erst am Dienstag wieder ins Training zurück. Es ist anzuzweifeln, dass der Angreifer heute schon wieder voll im Saft steht. Fan-Liebling Dominik Stroh-Engel konnte sich in den Testspielen nicht empfehlen und sitzt heute wieder auf der Bank. Trainer Schuster über die bevorstehende Rückrunde: "Wir wissen, es wird ein langer, steiniger Weg, um unser großes Ziel zu erreichen."

Beim Klassenkampf stehen zwei Neuzugänge besonders im Fokus. Zum einen wäre da Ádám Szalai. Der Ungar erzielt seit vier Jahren von Spielzeit zu Spielzeit konstant weniger Tore - in dieser Saison konnte die Leihgabe aus Hoffenheim noch keinen einzigen Treffer erzielen. Wenn er seine Chance auf einen Platz im EM-Kader aufrecht erhalten will, muss er bei 96 überzeugen. Zum anderen ist da Hugo Almeida. Der 31-jährige ehemalige Weggefährte von Schaaf hat seit zwei Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten und ist "bei 65 Prozent". Besonders schmerzhaft dürfte für die Niedersachsen aber das Fehlen des Spielmachers Hiroshi Kiyotake sein. Der Japaner kehrt wegen einer Fußverletzung frühstens Mitte Februar in den Kader zurück.

Es ist das Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Thomas Schaaf, als Trainer Meister und Pokalsieger mit Werder Bremen, kehrt nach einer halbjährigen Abstinenz wieder an den Spielfeldrand zurück. Als Nachfolger des zurückgetretenen Michael Frontzeck will der charismatisch-grummelige Fußballlehrer mit Hannover den Absturz in die zweite Liga verhindern. "Ich will in das ganze Gebilde wieder Leben reinbringen", so Schaaf vor dem Duell mit den Lilien. Er könne zwar nicht versprechen, "dass wir nicht absteigen. Aber wir werden alles versuchen, alles dafür tun."