Copa Libertadores 2014 » Finale » Liveticker: Club Nacional - San Lorenzo 1:1

Fazit:
Und wieder einmal wird der Beweis geliefert: Fußball ist nicht gerecht. Über 89 Minuten war San Lorenzo die in allen Belangen überlegene Mannschaft. Die Paraguayer schienen sich schon aufgegeben zu haben, doch aus dem Nichts tauchte Julio Santa Cruz auf, der sich wohl Videos seines Bruders Roque anschaute und in letzter Sekunde in bester Torjäger- und Bayernduselmanier zum Ausgleich einnetzte. Damit bleibt für das Rückspiel am kommenden Mittwoch alles offen.

Tooor für Club Nacional, 1:1 durch Julio Santa Cruz
Ein laaanger Ball wird von Bareiros Schädel zum eingewechselten Julio Santa Cruz weitergeleitet, der das Spielgerät aus kurzer Distanz in den Kasten wuchtet.

Drei Minuten werden draufgepackt.

Es ist totenstill im Defensores del Chaco. Es ändert nichts an der Situation, dass Mas nun zu einem Eckstoß für die Gäste antritt.

Pablo Barrientos sorgt mit einem Fallrückzieher für die erste spektakuläre Aktion seit langem. Darüber, dass dieser am Mittelkreis ausgeführt wird und die Kugel im Seitenaus landet, hülle man lieber den Mantel des Schweigens.

Bislang zeigen die Wechsel bei den Gastgebern wenig Früchte. Immer wieder verlieren sie die Kugel, wenn es darum geht, einen gescheiten Angriff aufzuziehen.

Gustavo Morinigo setzt jetzt alles auf eine Karte und schöpft seine kompletten Wechselmöglichkeiten aus. Ob es so klug ist, die Ordnung im Team kurz nach einem Gegentor so durcheinanderzuwirbeln?

Nicht unverdient, aber unerwartet kommt dieser Treffer. In der wohl schwächsten Phase der Partie sticht die Auswärtsmannschaft eiskalt zu.

Sind das doch mehr als 4.400 Auswärtsfans? Die Anhänger von San Lorenzo machen sich jetzt lautstark bemerkbar.

Übrigens zückte der kolumbianische Unparteiische Wilmar Roldán noch nicht eine Gelbe Karte - er hatte auch keinen Grund dazu. Da spreche noch einer von südamerikanischem Temperament.

An den abwechslungsreichen ersten Durchgang kann die zweite Hälfte bisher nicht anknüpfen.

Auf der Gegenseite ergibt sich eine ähnliche Situation zwischen Melgarejo und Mas - im Zweikampf der beiden überragenden Spieler dieser Partie geht Emanuel Mas als Gewinner hervor.

Gentiletti schlägt einen katastrophalen Fehlpass direkt in die Füße des Angreifers. "Pichi" Mercier muss den Fehler ausbügeln.

Es geht unverändert weiter. Nur die Seiten wurden gewechselt.

Halbzeitfazit:
Bislang werden die im Vorfeld an die Partie gestellten Erwartungen erfüllt: Wir sehen ein unterhaltsames Spiel mit einem Plus an Ballbesitz und Chancen für die Gäste. Die größte Möglichkeit hatte der bislang überragende Emanuel Mas, der sich wie so oft über die linke Seite nach vorne pirschte und einen strammen Schuss an den Pfosten setzte. Nacional wurde vor allem durch Hereingaben von der Eckfahne gefährlich, muss sich aber steigern, um eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel zu erarbeiten.

Wieder läuft Piatti allein auf des Gegners Kasten zu, doch im letzten Moment stellt sich ihm ein Verteidiger entgegen.

Mas erobert die Kugel und wird prompt von Bareiro und Benitez angegriffen. Doch er ändert einfach die Richtung und läuft weiter.

Jetzt wird der rechte Mittelfeldspieler Argüello von seinem Coach Morinigo gebeten, doch bitte nach einem Angriff auch mal defensive Funktionen zu übernehmen. Mas bekäme auf seiner Seite ein wenig zu viel Platz.

Nach einem weiteren Eckball der Paraguayos taucht nach einem Abpraller erstmals Derlis Orué auf. Dessen Schuss aus der Distanz ist allerdings genau wie sein bisheriger Auftritt: enttäuschend.

Im Moment geht es hier munter auf und ab. Ein Treffer liegt in der Luft.

Und auch der ist gefährlich! Leo Cáceres kommt völlig frei zum Schuss, reagiert jedoch zu spät auf die verdeckte Hereingabe.

Ein Einwurf der Paraguayer wird von Merciers kahlem Schädel ins Toraus befördert. Dritter Eckball für das Heimteam.

Nacional (P) holt einen Eckball raus und kann so mal wieder für Entlastung sorgen.

Chaos im Strafraum der Paraguayer! Innerhalb von wenigen Sekunden kommen mehrere Angreifer der Gäste zum Schuss, doch immer taucht im letzten Moment ein Abwehrbein auf und blockt ab.

Doch jetzt bekommt Melgarejo wieder die Kugel! Der Mittelfeldmann schlägt eine Flanke zu Bareiro, der den Ball zu Julián Benítez abklatschen lässt. Der kommt relativ unbedrängt zum Schuss, doch dieser schlägt auf der Tribüne hinter dem Tor ein.

Das versucht die Heimmannschaft ändern zu wollen und lässt die Kugel erstmal in den eigenen Reihen zirkulieren.

Und auch per Konter werden die Gäste gefährlich! Letztendlich steht Piatti jedoch allein auf weiter Flur.

Der Eckstoß sorgt nicht für Gefahr, doch die Paraguayos bleiben am Drücker.

Es geht los und San Lorenzo schaltet sich sofort in die Offensive ein. Es ist ein gebräuchliches Mittel der Mannschaft, Außenverteidiger Emanuel Mas in die Angriffe einzubeziehen.

San Lorenzo-Keeper Sebastián Torrico wehrt sich noch gegen den Anpfiff, da sein Kasten von Massen an Klopapier bedeckt ist.

Während die Spieler bei Feuerwerk das mittlerweile prall gefüllte Stadion betreten, darf ich verkünden: Die Aufstellungen können nun mit einem Klick auf "Spielschema" abgerufen werden.

Nacional (P) muss heute auf zwei bisherige Schlüsselspieler verzichten: Marcos Riveros fehlt aufgrund einer Gelbsperre und Brian Montenegro ist verletzt.

Neben den Fans Nacionals unterstützen heute auch viele Anhänger anderer Klubs wie Olimpia oder Guaraní den kleinen Vorstadtverein. Nur das Lager des zweiten Großen des Landes, Cerro Porteño, ist gespalten: Der Klub hat selbst noch nie eine Copa Libertadores gewonnen und möchte nicht mit ansehen, wie dies ein deutlich kleinerer Verein des Landes vor ihm tut.

Aber auch San Lorenzo bekleckerte sich im Turnierverlauf nicht immer mit Ruhm: In einer ebenfalls sehr machbaren Gruppe qualfizierte sich „el Ciclón“ nur mit einem Treffer Unterschied vor dem ecuadorianischen Underdog Independiente del Valle – die Argentinier sicherten sich das Achtelfinalticket somit als zweitschlechtester Zweitplatzierter.

Da kommt natürlich die Frage auf: Wie schaffte es der Vorstadtklub Asuncions bis in das Endspiel des wichtigsten südamerikanischen Vereinswettbewerbs? In einer relativ leichten Gruppe qualifizierte sich das Team als schwächster Zweitplatzierter des Turniers für das Achtelfinale. Dort wuchsen die Paraguayos über sich hinaus und schalteten den besten Erstplatzierten Vélez Sarsfield (ARG) aus.

Dabei ist es durchaus fraglich, ob das Stadion überhaupt ausverkauft sein wird. Nacional Asunción erreicht in Paraguay längst nicht das Prestige der beiden erfolgreichsten Klubs Olimpia und Cerro Porteño. Mit neun Titeln ist der Verein sogar nur der fünfterfolgreichste in der heimischen Liga.

Anhänger des Club San Lorenzo de Almagro müssen sich deshalb öfter mal Sprüche anhören – der Papstklub ist der einzige der „Großen 5“ Vereine Argentiniens, der die Copa Libertadores nie für sich entscheiden konnte.

Philipp Streckenbach legt für euch eine Nachtschicht ein und kommentiert die Partie.