01.06.2016 11:00 Uhr

Copa América: Das fast gescheiterte Jubiläum

Jürgen Klinsmann bestreitet mit seinen US-Boys das Eröffnungsspiel
Jürgen Klinsmann bestreitet mit seinen US-Boys das Eröffnungsspiel

Sie ist ein Jubiläumsturnier mit klangvollen Namen - und würde die Copa América Centenario nicht quasi parallel zur Europameisterschaft stattfinden, wäre sie wohl die bedeutendste Veranstaltung des Jahres.

Jürgen Klinsmann geht sogar noch weiter: "Das ist für uns das wichtigste Turnier seit der WM 1994", betont der US-Nationaltrainer. Dabei war die Ausführung bis zum Dezember äußerst fraglich. Dass der südamerikanische Verband CONMEBOL seinen 100-jährigen Geburtstag zusammen mit der Vereinigung für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF) feiert, war zwar seit langer Zeit geplant - doch dann kam die FIFA-Affäre.

Viele Funktionäre beider Verbände stehen wegen krimineller Machenschaften im Fokus der amerikanischen Justiz. Als Polizisten im Auftrag der US-Behörden im Mai 2015 in Zürich 14 Personen im Vorfeld der FIFA-Präsidentschaftswahl verhafteten, handelte es sich um Mitglieder von CONMEBOL und CONCACAF sowie Geschäftsleute.

Wohl hohe Bestechungsgelder geflossen

Letztere hatten sich unter anderem mit Schmiergeldzahlungen lukrative Marketing- und TV-Übertragungsrechte für Fußballturniere in Süd- und Nordamerika gesichert. Die Marketingfirma Datisa soll allein für die Copa América Centenario Bestechungsgelder in Höhe von 110 Millionen Dollar gezahlt haben. Nachdem vor sechs Monaten die Rechte neu ausgeschrieben und vergeben wurden, war das Juliäumsturnier mit 16 Nationen und 32 Spielen in zehn Städten quer übers Land gerettet.

In Sachen Werbung ist die Copa América bereits vor dem Anpfiff ein Erfolg. Großkonzerne wie Coca Cola, Nike und Mastercard sind Partner. "Ich denke, das verleiht dem Turnier das Ansehen von Glaubwürdigkeit", sagt Patrick Rihse. Der Sport-Business-Experte von der Washington University in St. Louis sieht die Zusammenarbeit mit diesen Firmen als Schub für das Event.

Denn die Marken würden vom Zuschauer mit Großereignissen wie Weltmeisterschaften in Verbindung gebracht. "Es ist gut, wenn man diese Großunternehmen jetzt in den hiesigen Stadien sieht, die man bereits von anderen Events kennt. Natürlich hoffen die Partner auf gute TV-Quoten, ansonsten würden sie das nicht machen", so Rihse.

US-Boys zunächst gegen Kolumbien

Klinsmanns Team bestreitet am Freitag im kalifornischen Santa Clara gegen Kolumbien die Eröffnungspartie. Daneben gilt die Vorrundenpartie der Gruppe D zwischen Chile und Argentinien am 6. Juni als erstes Highlight. Es ist die Neuauflage des Vorjahresfinales, das Chile gewann. Während diese Duelle Zuschauermagneten sind, drohen bei Partien wie Haiti gegen Peru oder Panama gegen Bolivien viele Plätze leer zu bleiben.

Dennoch gehen die Veranstalter für diese Matches nicht in die Stadien der Major League Soccer mit Kapazitäten von maximal 25.000 Zuschauern. Gespielt wird ausschließlich - wie schon bei der WM 1994 - in riesigen American-Football-Arenen, wo für Lionel Messi, Luis Suárez und Chicharito eigens echter Rasen verlegt wurde.