Copa América 2015 Chile » Gruppe B » Liveticker: Uruguay - Jamaika 1:0

Fazit:
Das war ein glücklicher Sieg für Uruguay! Die Charrúas konnten während der gesamten Spielzeit nicht überzeugen und hätten sich nicht über eine Niederlage beschweren dürfen. Ein Unentschieden hätten die Jamaikaner aber mindestens verdient gehabt. Die Statistik unterstützt diese These sogar noch mit 51:49% Ballbesitz und 11:11 Schüssen (2:0 aufs Tor). Die Mannschaft von Winnie Schäfer war in der ersten halben Stunde spielbestimmend und hätte kurz vor der Pause durchaus in Führung gehen können. Auch nach Wiederbeginn war die Elf aus der Karibik das bessere Team, musste aber in der 52. das 1:0 nach einem Freistoß hinnehmen. Abgesehen von dem Treffer hatte die Celeste allerdings offensiv nichts zu bieten und zog sich nach der Führung noch weiter zurück. So kamen die Reggae Boyz nicht mehr nennenswert zum Abschluss und unterliegen dem Titelverteidiger letztlich sehr unglücklich.

Das gibt es auch nur in Südamerika! Bevor Godín einen Freistoß in der eigenen Hälfte ausführen kann, kommt ein kleiner Junge zu ihm angerannt und zeigt auf sein rotes Trikot. Der Kapitän schickt den Jungen aber freundlich vom Platz, ohne dass - wie in Europa üblich - augenblicklich irgendwelche Ordner eingreifen. Die Verzögerung dürfte der Celeste aber sowieso gelegen kommen.

Tabárez schöpft sein Wechselkontingent aus und bringt mit González einen Defensivmann anstelle des Offensivspielers Lodeiro hinein. Die Marschroute ist also klar. Uruguay verteidigt hier ohnehin aber nur die ganze Zeit.

Gelbe Karte für Diego Godín (Uruguay)
Fairness scheint hier kein großer Begriff zu sein! Godín grätscht Barnes rüde in die Beine und riskiert damit eine Verletzung seines Gegenspielers. Das ist schon Dunkelgelb.

Da wirkt Laing unaufmerksam! Bei einem Querpass schaut er ganz woanders hin und so rollt das Leder über seinen Fuß hinweg ins Seitenaus.

Schäfer bringt erneut frisches Blut hinein: der extrem umtriebige Mattocks hat Feierabend, für ihn übernimmt Brown.

Cavani steigt Lawrence völlig unnötig in der gegnerischen Hälfte in die Beine und meckert anschließend laut und deutlich. Da sollte der Unparteiische einfach mal die Gelbe Karte zücken und den Hitzkopf beruhigen.

Cavani wird zum Schiedsrichter zitiert, weil er kurz zuvor noch einige unhöfliche Worte Richtung Linienrichter schickt. Das muss nun wirklich nicht sein. Jose Argote zeigt ihm mit einer Geste an, dass er allein hier das Sagen hat.

Die Reggae Boyz verlegen das Spielgeschehen dauerhaft in des Gegners Hälfte, doch in Tornähe kommt die Elf von Winnie Schäfer noch nicht. Uruguay scheint aber tatsächlich auf Konter zu setzen und greift nicht mehr von sich aus an.

Kann Jamaika seine Überlegenheit aus dem ersten Durchgang reaktivieren? Oder macht die Celeste es nun auf die souveräne Tour und lässt nichts mehr hinten zu?

Man fragt sich immer wieder, was Cavani in der eigenen Hälfte verloren hat? Erneut verstrickt er sich im Spielaufbau unnötig in einen Zweikampf und verschleppt so das Tempo. Zwar holt der Torjäger einen Freistoß heraus, das hilft seiner Mannschaft aber nicht wirklich.

Tooor für Uruguay, 1:0 durch Cristian Rodríguez
Uruguay erzielt den Führungstreffer, passenderweise auch noch auf eher unschöne Weise. Lodeiro schlägt einen Freistoß von der linken Strafraumkante hinein, am langen Pfosten legt Giménez flach ab und Cristian Rodríguez vollendet mit einem Kullerball ins rechte untere Eck. Da sieht Jamaikas Abwehr nicht gut aus.

Das ist eine klare Angelegenheit! Barnes kommt an der Mittellinie viel zu spät und trifft Cristian Rodríguez an der Wade. Es gibt Freistoß für Uruguay.

Auf der Gegenseite wird Cavani mit einer Flanke von Cristian Rodríguez gesucht, doch anstatt zum Ball zu gehen, lässt er sich nach einer minimalen Berührung von Morgan fallen. Das ist definitiv kein Foul und der Stürmer sollte auch nicht meckern.

Achtung, Eilmeldung! Uruguay gibt den ersten Schuss ab! Cristian Rodríguez probiert es mit einem Schlenzer aus ca. 23 Metern, doch Kerr kann den Linksschuss zur Seite abwehren und wirft sich anschließend auf den Ball.

Man möchte ja nicht spotten, aber momentan wirkt Uruguay eher wie der Turnierneuling. Da belagert die Celeste mal den gegnerischen Sechzehner und dann rutscht Rolán einfach unbedrängt auf dem Ball aus. Das ist schon ein sehr unrühmlicher Auftritt und nun ergeben die zurückhaltenden Aussagen von Óscar Tabárez auch mehr Sinn.

Das ist die pure Spielfreude! McAnuff dribbelt halbrechts gleich mehrere Gegner aus und legt anschließend ab zu Mariappa. Der passt sofort zurück und sein Kollege will ihn sofort wieder mit der Hacke anspielen. Diesmal klappt das aber nicht ganz.

Nach einem handelsüblichen Zusammenstoß mit McAnuff hält sich Sanchez das Knie und wälzt sich auf dem Boden hin und her, als wäre er tödlich angeschossen worden. Für solch eine Schauspielerei sollte es eigentlich Gelb geben.

Nach einem Foul von Godín an Mattocks bekommt Jamaika einen Freistoß auf der rechten Seite, die anschließende Hereingabe bleibt aber ungefährlich und sorgt für einen gegnerischen Konter. Beim finalen Zuspiel von Rolán steht Cavani allerdings im Abseits.

Sánchez verhält sich da recht unklug! Aus kürzester Distanz schießt er den Arm von Lawrence im Sechzehner an und reklamiert sofort Handspiel, anstatt weiterzuspielen. Der Jamaikaner hingegen reagiert genau richtig und klärt den Ball. Bei der kurzen Reaktionszeit ist ihm ohhehin kein Regelverstoß vorzuwerfen. Fazit: Man sollte nicht aufhören, weiterzuspielen!

Uruguay bekommt einen Freistoß aus ca. 40 Metern und sofort wird Giménez mit einem weiten Ball auf den rechten Flügel gesucht. Die Volley-Hereingabe des Außenverteidigers landet aber direkt beim Gegner.

Immerhin, der Titelverteidiger wird ballsicherer und sucht vermehrt den Weg nach vorne. Noch sind die Angriffsversuche der Charrúas aber viel zu harmlos.

Das ist schon erstaunlich! Die Reggae Boyz machen bisher das Spiel, während Uruguay keine Anstalten macht, hier die Kontrolle zu übernehmen.

Von wegen Außenseiter! Jamaika spielt munter nach vorne und holt die erste Ecke heraus, nachdem Godín auf der linken Abwehrseite nur ins Toraus klären kann.

Es geht los, jetzt kommen wir aus der Nummer nicht mehr heraus.

Die beiden Nationen trafen übrigens bereits dreimal aufeinander, allerdings noch nie in einem Pflichtspiel. 1974 gewannen die Südamerikaner mit 3:0, beim zweiten Aufeinandertreffen im Jahre 2000 reichte es noch für einen 2:0-Erfolg. 2004 waren allerdings die Reggae Boyz an der Reihe und schlugen die Celeste mit 2:0.

Über den Gegner hatte Uruguays Kulttrainer auch noch ein paar Worte zu sagen: "Sie verfügen über viel Intensität, Entschlossenheit und Schnelligkeit. Man stelle sich ein Team mit drei Jonathan Rodríguez vor! Es geht um Fußball und nicht um Wahrscheinlichkeiten beim Wetten. Entscheidend ist auf dem Platz."

Dabei stellte der 65-Jährige klar, dass ein Überstehen der Gruppenphase durchaus möglich ist: "Im Fußball ist alles möglich, man kann nichts vohersagen." Zwar handelt es sich hierbei nur um eine Standardfloskel, doch auch Stürmer Giles Barnes blies ins gleiche Horn: "Wir haben einen guten Kader und ich glaube, dass wir es sehr gut machen werden. Wir können die nächste Runde erreichen." Immerhin kommen auch die beiden besten Gruppendritten weiter, ausgeschlossen ist also nichts.

Uruguay geht nicht nur als Titelverteidiger ins Turnier, die Charrúas sind mit 15 Titelgewinnen auch alleiniger Rekordhalter. In diesem Jahr gilt das Team von Óscar Tabárez - der übrigens bereits seit neun Jahren im Amt ist - allerdings nicht als großer Favorit. Ein Weiterkommen bis zum Halbfinale sollte mindestens drin sein, Brasilian und Argentinien wird aber wie so oft eher der Turniergewinn zugetraut.

Die Reggae Boyz wiederum werden als Turnierneuling vor allem auf ihre starke Abwehr setzen und können dabei nicht nur auf die Europa-Legionäre Daniel Gordon (Karlsruher SC), Adrian Mariappa (Crystal Palace) und Wes Morgan (Leicester City) vertrauen. Die Jamaikaner haben nämlich mit Nationalcoach Winfried Schäfer einen erfahrenen Coach an der Seitenlinie.

Laut eigener Aussage wollte der Stürmer von Paris St. Germain - der Topklub kommt ja bekanntlich aus Asien und nicht etwa aus Europa - damit auf die Spielweise und nicht auf die geographische Lage hinweisen. Um eine Entschuldigung kam der 28-Jährige dennoch nicht herum: "Ich möchte mich zuallererst bei Jamaika und seiner Bevölkerung entschuldigen. Ich hoffe, dass es mit Humor und nicht beleidigend aufgenommen wird."

Die beiden Mannschaften eröffnen die Gruppe B mit ihrem heutigen Duell, dabei gilt Uruguay neben Argentinien als Favorit auf den Viertelfinaleinzug. Jamaika, das neben Mexiko als eine von zwei Gastnationen am Turnier teilnimmt, werden hingegen nur Außenseiterchancen eingeräumt.