18.07.2020 12:44 Uhr

"Bielsa bucket" als Erfolgssymbol: "El Loco" erobert Leeds

Marcelo Bielsa steigt mit Leeds United in die Premier League auf
Marcelo Bielsa steigt mit Leeds United in die Premier League auf

Marcelo Bielsa hat Leeds United nach 16 Jahren zurück in die Premier League geführt. Doch der Trainer, den sie in der argentinischen Heimat "El Loco" nennen, wird nicht nur in Leeds verehrt.

Das Trainerleben des Marcelo Bielsa steckt voller Kuriositäten. Nicht umsonst haben sie ihn in seiner Heimat Argentinien "El Loco" getauft, den Verrückten. Nach Niederlagen soll er häufiger nackt in der Kabine gesichtet worden sein, in Leeds dagegen im Trainingsanzug des Vereins beim Einkaufen. Und trotzdem wird er nahezu überall geliebt. Seit spätestens Freitag auch in Leeds.

Denn dort löste Bielsa den Ausnahmezustand aus. Nach 16 Jahren schaffte Leeds United mit dem charismatischen Taktikfanatiker an der Spitze die Rückkehr in die Premier League.

Das 1:2 des Tabellenzweiten West Bromwich Albion bei Huddersfield Town genügte dem Traditionsklub, um am Freitagabend eine riesige Aufstiegsparty mit Mannschaft und Fans an der Elland Road zu starten.

Bielsa für Guardiola der "beste Trainer der Welt"

Dabei stand Bielsas 2018 begonnene Mission beim dreimaligen Meister auf der Kippe. Im ersten Jahr unter ihm verpasste Leeds den Sprung in die Premier League knapp. Viele erwarteten seinen Abgang, doch Bielsa blieb, hauchte dem lange glanzlosen Klub neues Leben ein und erarbeitete sich den Ruf als "King of Elland Road". Der Aufstieg reiht sich in eine Vita mit wenigen Pokalen.

Auch ohne große Titel scheint der 64-Jährige gerade für die Generation um Pep Guardiola eine Inspiration zu sein. Für den Teammanager von Manchester City ist Bielsa der "beste Trainer der Welt", für den früheren Tottenham-Coach Mauricio Pochettino "ein Genie". Bevor Guardiolas Weltkarriere begann, traf er sich mit Bielsa auf dessen Ranch zum Taktikseminar.

"Bielsa bucket" gibt es im Leeds-Fanshop

Wo Bielsa auch arbeitete, blieb er sich treu - ob bei den Titelgewinnen in seiner Heimat mit den Newell's Old Boys, wo das Stadion nach ihm benannt wurde, dem Olympiasieg mit Argentinien 2004 oder der WM-Teilnahme sechs Jahre später mit Chile. Meist coachte der mitunter kauzig wirkende Bielsa dabei sitzend von einer Box aus. In Leeds ist das unverwechselbare Bild zum Erfolgssymbol geworden, der blaue Eimer war als "Bielsa bucket" sogar im Fanshop erhältlich.

Es gibt zahlreiche Anekdoten. 2004 ging er für drei Monate ins Kloster, Journalisten bekommen gerne mal Taktiknachhilfe mitsamt Power-Point-Präsentation, und den knapp fünf Kilometer langen Weg von seinem Haus in Wetherby zum Trainingsgelände von Leeds in Thorp Arch läuft Bielsa jeden Morgen zu Fuß.

"El Loco" hat eben seine Eigenheiten. Es sind diese Dinge, die nicht nur die Leeds-Anhänger an ihm lieben. So rücken auch die fehlenden Pokale in den Hintergrund. "Geliebt zu werden, ist das Wichtigste", sagte Guardiola, "und ich denke, Marcelo hat das mehr als jeder andere Trainer auf der Welt."