17.09.2014 11:29 Uhr

Rampenlicht: Kraft gleich Erfolg?

Trifft nach Belieben: Conor Casey
Trifft nach Belieben: Conor Casey

Raus aus dem Rampenlicht: Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf torhungrige Kraftpakete und auf das Auf und Ab eines ehemaligen Nationaltrainers.

Eduardo Gonçalves de Oliveira, besser bekannt als Edu, dürfte sich mittlerweile überall in der Welt heimisch fühlen. In Brasilien geboren und aufgewachsen, kam er im Sommer 2003 nach Deutschland und feierte anschließend auch Erfolge in Ostasien. So auch bei seinem aktuellen Verein aus der japanischen Hauptstadt. Für den FC Tokyo traf er in den letzten beiden Spielen jeweils vom Elfmeterpunkt und überzeugte dabei weniger durch technische Finesse als durch pure Kraft. Generell ist die Spielweise des Stürmers alles andere als typisch brasilianisch: körperbetont, intensiv, dynamisch.

Vom gescheiterten Abwehrmann zur beliebten Offensivkraft

Dass der Brasilianer mal zu einem umjubelten Altstar heranreifen würde, hätte zu Beginn seiner Karriere in der Bundesliga wohl niemand für möglich gehalten. Gerade in einem seiner ersten Spiele unterlief dem damaligen Abwehrmann – er wurde erst nach einiger Zeit zum Stürmer umfunktioniert – ein kapitaler Fehler, der für den VfL Bochum das Aus im UEFA-Pokal bedeutete. Nichtsdestotrotz entwickelte sich Edu als Angreifer nach einiger Zeit zum Publikumsliebling. Während seines ersten Ausflugs in den Fernen Osten gewann er in Südkorea mit den Suwon Bluewings den Meistertitel und Pokal. Der FC Schalke 04 holte ihn 2010 wieder zurück in die Bundesliga, aber letzten Endes landete er nach diversen Zwischenstationen wieder in Asien. In China spielte Edu bei Liáoníng Hóngyùn, ehe es für ihn zu Beginn des Jahres nach Tokyo ging. Ob sein Ende 2014 auslaufender Vertrag verlängert wird oder ob sich der 33-Jährige allmählich zur Ruhe setzt, bleibt abzuwarten – bis dahin legt er sich den Ball sicherlich noch das ein oder andere Mal auf dem Elfmeterpunkt zurecht.

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Erfahrung schießt Tore

Nicht nur vom Punkt, sondern aus allen möglichen Lagen trifft Conor Casey. So auch zu Beginn des Monats in den beiden Spielen seiner Philadelphia Union gegen den FC Toronto. Im ersten Aufeinandertreffen entschied der Mann aus New Hampshire mit seinem Treffer das Spiel. Nur drei Tage später war es wieder der 33-Jährige, der seinen Klub bereits nach sieben Minuten in Front brachte. Trotz der Niederlage im Finale des U.S. Open Cups – man verlor gegen die aktuelle Überfliegermannschaft aus Seattle – läuft es für den bärenstarken Offensivmann ziemlich rund. Durch seine Erfahrung und seine körperbetonte Spielweise ist er eine tragende Kraft seines Teams und ist beim Publikum sehr beliebt – ein Mann für die wichtigen Tore.

Bei den Olympischen Spielen 2000 überzeugte Casey in Australien die Scouts aus Dortmund von seinen Qualitäten, welche ihn letztlich für die zweite Mannschaft nach Deutschland holten. Ein Jahr später wagte er den Schritt in die 2. Bundesliga und konnte mit Hannover 96 sogar den Aufstieg bejubeln. Nachdem er sich dort aber nicht durchsetzen konnte, ging er zurück in den Unterbau und schoss im Dress des KSC mit seinem Treffer gegen Alemannia Aachen den FSV Mainz 05 in die Bundesliga. Die 05er verpflichteten ihn daraufhin kurzerhand und nahmen ihn wieder mit ins Oberhaus. 2007 ging es für Casey dann wieder zurück in die Heimat. Nach kurzem Zwischenstopp in Toronto wechselte er zu den Colorado Rapids – und verbrachte dort seine erfolgreichste Zeit. 16 Tore in einer Spielzeit und 50 Treffer saisonübergreifend sind vereinsinterner Rekord.

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"Der Trainer hat sein Bestes gegeben, aber leider sind die Resultate ausgeblieben."

Diese Worte musste sich Marco Pezzaiouli bereits häufiger anhören. Zuletzt wurden sie vor wenigen Tagen von Masao Onako, Präsident des japanischen Erstligisten Cerezo Osaka, ausgesprochen und beendeten damit die Tätigkeit des Deutsch-Italieners nach gerade einmal drei Monaten im Land der aufgehenden Sonne. Zuvor hatte man eine lange Zeit nichts vom heute 45-Jährigen gehört, den bei seiner letzten Trainerstation 2011 bei der TSG Hoffenheim das gleiche Schicksal ereilt hatte. Dort war nach nur einem Sieg aus acht Spielen zum Saisonende Schluss. Noch kürzer fiel allerdings sein Engagement beim damaligen Südwest-Oberligisten Eintracht Trier aus. Nach nur vier Spieltagen musste er im Oktober 2006 seinen Hut nehmen.

Aber getreu der – etwas angepassten – Redensart "Wo viel Schatten ist, ist auch viel Licht" konnte der Mannheimer auch diverse Erfolge verbuchen. Nach zwölf Jahren beim Karlsruher SC ging er 2003 als Co-Trainer zu den Suwon Bluewings. Dort gewann er auf Anhieb die südkoreanische Meisterschaft. Zwei Spielzeiten später wurde er sowohl Vizemeister als auch –pokalsieger, wodurch er sich als Aspiranten auf den Posten des Trainerassistenten der deutschen Nationalmannschaft ins Gespräch brachte. Letztlich wurde diese Position mit Hansi Flick besetzt, aber Pezzaiuoli blieb dem DFB erhalten und war in der Folge für verschiedene Jugendauswahlen tätig. Im Jahr 2009 konnte er mit der U17-Nationalmannschaft um Mario Götze und Marc-André ter Stegen den EM-Titel gewinnen.

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Christopher Holletschek