12.01.2016 14:30 Uhr

Beckham: Ein bisschen Größenwahn muss ein

David Beckham (M.) bei der Präsentation seines MLS-Projekts
David Beckham (M.) bei der Präsentation seines MLS-Projekts

Mit Hilfe einer milliardenschweren Investorengruppe bastelt David Beckham an einem MLS-Franchise in Miami, das internationale Top-Stars in die Liga locken und den nordamerikanischen Fußball dominieren soll. Einen wichtigen Etappenerfolg auf dem Weg zur Verwirklichung seiner hochtrabenden Pläne hat der Superstar bereits gefeiert.

Sein Auftritt Anfang Februar 2014 war ganz nach David Beckhams Geschmack. Erst sonnte sich der 40-Jährige bei bestem Wetter im Rahmen einer Outdoor-Pressekonferenz auf einer Bühne mitten in Miami Downtown in der allgemeinen Aufmerksamkeit, ließ sich von Hunderten Fans anhimmeln und setzte ein ums andere Mal sein unwiderstehliches Gewinnerlächeln auf.

Später besuchte er eine Fußballschule und präsentierte sich umringt von zahlreichen euphorischen Kindern und deren Eltern als der volksnahe Weltstar, den er ebenfalls perfekt verkörpern kann. Zumindest bis der Ansturm überhandnahm und eine Polizeieskorte Beckham schnell aus der Gefahrenzone bringen musste.

Zwischendurch fand der frühere Mittelfeldspieler die richtigen Worte, um den Einwohnern der zweitgrößten Stadt Floridas sein großes Soccer-Projekt näher zu bringen, dessen offiziellen Start er an diesem Tag verkündete. "Es ist eine aufregende Zeit und wir freuen uns ungemein darauf, es nach Miami zu bringen", sagte er. Und: "Wir wollen einen Fußballklub gründen, der den Menschen gehört."

"Er ist unglaublich ehrgeizig"

Menschen in seinen Bann ziehen – das konnte Beckham schon immer besonders gut. Lange vor den heutigen Cristiano Ronaldos und Neymars, als der gemeine Spitzenfußballer sich noch darauf konzentrierte, das runde Leder möglichst elegant durch die Stadien dieser Welt zu dribbeln, etablierte sich der Engländer als globale Marke – und sahnte damit kräftig ab. Umgerechnet etwa 300 Millionen Euro soll sein Privatvermögen betragen.

Doch Beckham wäre nicht Beckham, wenn ihm der Status Quo genügen würde. Das Motto "höher, schneller, weiter" ist dem Arbeiterkind aus dem Nordosten Londons in Fleisch und Blut übergegangen. "Er ist unglaublich ehrgeizig", sagte Ehefrau und Ex-Spice-Girl Victoria einst über ihren Gatten: "Es wird noch viele aufregende Sachen von ihm geben."

Geld spielt keine Rolle

Die Vision, an der Beckham nun schon seit zwei Jahren in Miami arbeitet, lässt sich mit "aufregend" wohl recht gut beschreiben. Das geplante MLS-Team ist das neueste Baby des vierfachen Familienvaters, der sich die Zusage für eine Franchisegründung, gewohnt weitsichtig, bereits bei seinem Wechsel zu Los Angeles Galaxy im Jahr 2007 in den Vertrag schreiben ließ.

Geld spielt für seine "Miami Beckham United" betitelte Investorengruppe keine Rolle. Außer dem Namensgeber engagieren sich darin unter anderem der englische TV-Produzent Simon Fuller und Marcelo Claure, ein bolivianischer Unternehmer. Sie verfügen über noch erheblich schlagkräftigere Finanzmittel als Beckham selbst.

Her mit den Stars! Und Sir Alex?

Dementsprechend groß sind die Ambitionen der Gruppe. Internationale Top-Spieler sollen zum MLS-Debüt des Teams im kommenden Jahr den Weg nach Miami finden. "Wir haben eine Liste von Spielern, die wir wollen. Diese Spieler sind interessiert, sie rufen mich an und senden mir Nachrichten. Ich möchte nicht über Namen spekulieren, aber wir wollen die Besten", sagt Beckham.

Die sonst nahezu ausschließlich für die im Vergleich allenfalls zweitklassige Liga zu begeisternden Altstars sollen keine große Rolle spielen. Auch wenn Beckham zuletzt in Aussicht stellte, den dann bereits 35 Jahre alten Zlatan Ibrahimović als prominentes Zugpferd zu verpflichten. Immerhin: Spekulationen, er könne Trainerlegende Sir Alex Ferguson aus dem Ruhestand holen, erteilte der frühere ManUnited-Star eine Absage.

Wie realistisch diese hochtrabenden Planungen sind? Das weiß wohl nur Beckham selbst. Dem Menschenfänger mit seiner Strahlkraft und dem vorhandenen finanziellen Background ist allerdings durchaus zuzutrauen, die Liga auf eine neue Stufe der Popularität zu heben.

Projekt Stadionbau geht endlich voran

Einen immens wichtigen Etappenerfolg hat Beckham auf dem Weg zur US-Fußballgroßmacht bereits gefeiert: Der Bau einer neuen Heimspielstätte für das bislang namenlose Team geht endlich voran. Ein Vorhaben, das lange unter keinem guten Stern stand.

Noch kurz vor Weihnachten 2014 waren Pläne, der öffentlichen Hand ein Grundstück unweit der Baseballarena Marlins Park mit Blick auf den Miami River abzukaufen, krachend gescheitert. Auch Bauvorhaben am Hafen und in der Innenstadt wurden von der Lokalpolitik in der Vergangenheit abgeschmettert.

Im Dezember dann präsentierte Miami Beckham United der Regionalverwaltung den neuesten Planungscoup: ein architektonisch beeindruckendes 150-Millionen-Dollar-Stadion mit 30.000 Plätzen im sozial schwachen Stadtteil Overtown, Aufwertung der Nachbarschaft inklusive.