28.07.2015 12:00 Uhr

Der Wind für Klinsmann wird rauer

Jürgen Klinsmann kann sich seiner Beliebtheit in den USA nicht mehr sicher sein
Jürgen Klinsmann kann sich seiner Beliebtheit in den USA nicht mehr sicher sein

Blamage beim Gold Cup, ein Endspiel vor der Brust: Jürgen Klinsmann gerät in den USA zunehmend unter Druck und in die Kritik.

Der Wind, der Jürgen Klinsmann ins Gesicht bläst, ist rauer geworden. Seit dem am Ende blamablen Abschneiden beim Gold Cup auf heimischem Boden sieht sich der Nationaltrainer der USA mit jenen Fragen konfrontiert, die für gewöhnlich der Anfang vom Ende sind. "Steht Klinsmanns Zukunft infrage?"; "Ist Klinsmann noch der richtige?"; "Ist das das Ende für Klinsmann?". So oder ähnlich steht es derzeit in Zeitungen, auf Seiten im Internet. Keine angenehme Lektüre.

Beim Gold Cup, der Meisterschaft von Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik, verloren die USA erst das Halbfinale gegen die von Winfried Schäfer trainierten Jamaikaner - und dann das Spiel um Platz drei im Elfmeterschießen gegen Panama. Klinsmann ging danach flugs zur Tagesordnung über, zumindest öffentlich. "Wir hatten das beste Team in diesem Turnier (gemeint war: Er hatte seine beste Mannschaft zu Verfügung). Wir hätten dieses Turnier gewinnen können. Wir haben es nicht", sagte er.

"Ist Jürgen noch der richtige Mann?"

Es sind Experten und Medien, die den Finger in die deutlich sichtbaren Wunden legen. Nach einer "indiskutablen Leistung" wie beim Gold Cup müsse Klinsmann "natürlich" infrage gestellt werden, betonte Alexi Lalas, früher Nationalspieler und heute TV-Kommentator und warf die Frage auf: "Ist Jürgen noch der richtige Mann für dieses Team?" Lalas ist nicht der Einzige, der diese Frage stellt, mangels einer Alternative aber gibt es darauf derzeit keine abschließende Antwort.

Nach Testspielsiegen im Juni in den Niederlanden und in Köln gegen Deutschland stand Klinsmann ziemlich gut da. Nun, nach dem Gold Cup, konstatierte "SoccerAmerica": "Dieses US-Team sah unvorbereitet aus, ratlos, und ihm fehlte eine Identität." Es ist eine Frage, die Beobachter umtreibt, seit Klinsmann 2011, nach einem arg missratenen Gold Cup übrigens, die Nachfolge von Bob Bradley antrat: Für was steht das USMNT, das United States Men's National Team?

Keine klare Linie

Die mehr oder weniger offen formulierte Kritik an Klinsmann wiederholt sich: Es sei keine klare Linie zu erkennen, nicht bei der Zusammenstellung des Kaders, nicht bei der Aufstellung bei den Spielen. Und: Er offenbare taktische Defizite. Hinter vorgehaltener Hand äußern Spieler zumindest Unverständnis für Klinsmanns Entscheidungen, sie vermissen klare Entscheidungen und Anweisungen. Ständige Begleiter der Mannschaft sind sich nicht sicher, ob der Trainer noch alles im Griff hat.

US-Verbandspräsident Sunil Gulati mag seine Enttäuschung über das Abschneiden beim Gold Cup nicht verbergen, doch er steht in Treue fest zu Klinsmann: "Es gibt keine Panik", betont er. Im Oktober haben die USA nun ein Endspiel vor der Brust, ein Playoff-Spiel gegen Mexiko um den CONCACAF-Startplatz beim Confed Cup 2017 in Russland. Egal, wie das Spiel ausgeht: Klinsmann, stellt Gulati klar, wird bleiben.

Mehr dazu:
>> Klinsmann: "Waren die beste Mannschaft"

sid