08.11.2015 10:15 Uhr

MLS-Playoffs: Jetzt erst recht!

Kampf um den Ball beim Interstate-95-Derby zwischen D.C. United und New York
Kampf um den Ball beim Interstate-95-Derby zwischen D.C. United und New York

Am Sonntagabend treffen die New York Red Bulls im Viertelfinale der MLS-Playoffs auf den vierfachen Titelträger D.C. United aus Washington. Dieses Interstate-95 Derby könnte ein ganz besonderes für diejenige Mannschaft sein, die sich auf den Weg Richtung Titel begibt. weltfussball hat sich beide Teams angeschaut.

Im Jahr 2005 war es so weit. Dietrich Mateschitz und Red Bull entschieden sich zum Kauf der New York MetroStars, änderten das Logo und benannten das Franchise in New York Red Bulls um. Die Begründung der Übernahme lag in den steigenden Zahlen der Fußballfans in den Staaten. "Wir waren so fasziniert von diesen Statistiken, dass wir uns entschlossen haben, diese Entwicklung zu unterstützen, indem wir die Verantwortung für die MetroStars übernehmen. Unser Ziel ist es, das Team zu stärken und die New York Red Bulls als die Fußball-Metropole der Ostküste zu positionieren", so Mateschitz.

Viel haben die Marketing-Versprechen bis heute allerdings nicht genützt. Die Roten Bullen blieben in den USA so erfolgreich wie die MetroStars zuvor. Der größte Erfolg in der MLS ist die Finalteilnahme im Jahr 2008. Auch die Zuschauerzahlen blieben mit einem aktuellen Schnitt von 19.657 hinter den Erwartungen zurück, da die Red Bulls in dieser Statistik in den vergangenen Jahren meist nur im Mittelfeld der Liga landeten.

Gelingt der große Wurf?

Umso erstaunlicher ist der diesjährige Erfolg, ausgerechnet in der Debütsaison des neuen Stadtrivalen, dem New York City FC. Das neue Franchise lockte in dieser Spielzeit im Schnitt 29.016 Zuschauer an, was wahrscheinlich vor allem an Stars wie Andrea Pirlo, Frank Lampard oder David Villa lag. Und doch qualifizierte sich nicht der NYCFC sondern NYRB für die Playoffs. Schießt Geld etwa keine Tore? Zumindest liegt der Wert des Kaders der Roten Bullen ebenfalls im Mittelfeld der Liga und auch teure Stars, wie vor wenigen Jahren noch Thierry Henry, sind nicht mehr in der Mannschaft zu finden.

Ob der Kurswechsel genauso beabsichtigt war oder ob das Geld des Getränkeherstellers nun einfach anderweitig, z.B. in das Leipziger Projekt gepumpt wird, ist fraglich. Festzuhalten ist allerdings, dass NYRB ausgerechnet in dieser Saison eine gute Chance auf das Finale hätte. Denn in der Regular Season der Eastern Conference belegte New York am Ende den ersten Rang und geht nun mit einem 1:0-Hinspielsieg ins zweite Match gegen den Vierten aus Washington.

Wer ist D.C. United?

Red Bull-Coach Jesse Marsch äußerte im Vorfeld der Begegnung dennoch seinen Respekt vor D.C. United: "Wir mögen es, zuhause vor unseren Fans zu spielen, aber wir werden auf alle Fälle auf das Feld gehen und bereit sein für einen absoluten Kampf. Weil wir wissen, dass D.C. hierherkommen und uns alles entgegenwerfen wird." Den Respekt haben sich die Washingtoner in ihrer kurzen Geschichte durchaus erarbeitet.

D.C. United ist seit der ersten MLS-Saison im Jahr 1996 in der Liga dabei und mit vier Meistertiteln der zweiterfolgreichste Klub in der Geschichte der MLS. Allerdings liegt der letzte Ligatriumph bereits elf Jahre zurück. Zwischenzeitlich qualifizierte sich der ehemalige Rekordmeister sogar vier Jahre in Folge nicht für die Playoffs. Doch in dieser Saison sind die Hauptstädter dabei und könnten, wie eben Red Bull, ausgerechnet in der Spielzeit der neuen Vereine, Stars und steigenden Investitionen wieder groß auftrumpfen. Zum Vergleich: D.C. United hat den geringsten Kaderwert der ganzen Liga und, ebenfalls wohl wegen des Mangels an großen Stars, den viertschlechtesten Zuschauerschnitt der MLS.

Derbysieg als Sprungbrett zum Titel?

Das Hinspiel im Viertelfinale verlor Washington zuhause mit 0:1 und steht nun in New York unter Druck. Der Trainer der heutigen Gäste, Ben Olsen, meinte jedoch im Vorfeld der Begegnung über New York: "Sie sind besser zuhause. Es ist ein sehr harter Ort, um dort zu spielen. Es ist mir egal. Das kümmert mich und die Jungs nicht. Es ist eine großartige Herausforderung, rauszugehen und das Ergebnis zu holen, das wir brauchen." Die "Jetzt-erst-recht"-Mentalität scheint vor allem in Washington angekommen zu sein.

>>> Alle Live-Daten zum Spiel New York vs. D.C. United

Florian Pütz