02.06.2015 12:49 Uhr

Gerd Zeise: U20-WM als Abenteuer

Gerd Zeise ist Trainer der u20 Nationalmannschaft von Myanmar
Gerd Zeise ist Trainer der u20 Nationalmannschaft von Myanmar

Gerd Zeise war frustriert. Im zweiten Spiel von Myanmar bei der U20-WM in Neuseeland wurde dem deutschen Fußballtrainer vorgeführt, wo sein Team steht. Beim 0:6 gegen die Ukraine bekam seine Mannschaft in Whangarei ihre Grenzen aufgezeigt.

"Ich muss mich bei den Fans von Myanmar entschuldigen, ich bin für diese Katastrophe verantwortlich, aber ich kann einen Radfahrer nicht in einen Rennfahrer verwandeln", sagte Zeise.

Dabei war er nach dem knappen 1:2 im ersten Spiel gegen die USA noch optimistisch gewesen. Doch nach der Partie gegen die Ukraine gab sich der 62-Jährige geläutert. "Dieses Turnier kam noch zu früh für uns. Wir können mit diesen Teams nicht Schritt halten, keine Chance."

Bittere Erkenntnis

Diese Erkenntnis war bitter für Zeise. Schließlich hatte er seine Schützlinge intensiv auf die erste Teilnahme des asiatischen Landes an einer Fußball-WM vorbereitet. Er machte sich sogar über die Unterwäsche Gedanken. "Wenn wir uns nicht warm anziehen, dann gehen wir kaputt", sagte er vor dem Turnier. Dem in Essen geborenen Zeise flößte das nasskalte Wetter in Neuseeland Respekt ein: "Die Temperaturen sind ein größerer Gegner als die anderen Teams."

Um seine Spieler vor den kühlen Temperaturen zu schützen, kaufte er ihnen lange Unterwäsche und brachte eine wärmende Salbe aus Myanmar mit. Außerdem reiste er mit ihnen zur Gewöhnung in diesem Frühjahr durch Europa - inklusive Zwischenstopp in Duisburg für ein Trainingsspiel gegen das U19-Team des MSV. Auch die Kontertaktik, mit der es Myanmar in Neuseeland probierte, hatte Zeise lange einstudiert. Das ist in Myanmar intensiver möglich als beispielsweise in Deutschland, weil dort die Junioren-Auswahlen das gesamte Jahr über in einem Internat wohnen.

Zeit investiert

Und Zeise hat viel Zeit in das Fußballprojekt Myanmar investiert: Seit vier Jahren arbeitet er schon in dem Tropenland, das zwischen Bangladesch und Thailand liegt. Vor zehn Jahren war es allerdings noch nicht absehbar, dass Zeise einmal in Asien als Trainer arbeiten würde. Er lebte damals in Berlin und ging seit 2001 seinem ursprünglichen Beruf als Sozialpädagoge nach.

In den 90er Jahren hatte er als Manager von Rot-Weiß Essen und dem FC Homburg im Fußballgeschäft sein Geld verdient und auch für ein Jahr als Trainer den damaligen belgischen Erstliga-Club Harelbeke betreut. 2006 wollte er zurück zum Fußball. Doch er sei zu lange raus gewesen, um in Deutschland einen Job zu bekommen, sagte Zeise, der nie Profi war und 1988 die Fußballlehrer-Ausbildung absolvierte. In Vietnam war die Pause kein Problem, und so begann seine Asien-Karriere, die ihn nun bis nach Neuseeland führte.

Am Freitag muss die U20-Mannschaft von Myanmar noch einmal ran, dann gegen den Gastgeber. Zeise wird dann auf ein erwärmendes Ende des Turniers für seine Auswahl und sich hoffen.

dpa