08.03.2014 15:28 Uhr

Herzog exklusiv: "Globale Liga ist die Zukunft"

Andreas Herzog gibt als Co-Trainer der USA Kommandos
Andreas Herzog gibt als Co-Trainer der USA Kommandos

Die Major League Soccer geht in ihre 19. Saison. weltfussball hat sich vor dem Start mit US-Co-Trainer Andreas Herzog über Entwicklungen in der MLS, die Zukunft in einer "globalen Liga" und seine Ziele mit der Nationalmannschaft unterhalten.

weltfussball: Herr Herzog, Sie haben als Spieler bereits ein Jahr in der MLS bei LA Galaxy gespielt. Was hat sich seit damals im amerikanischen Fußball grundlegend verändert?

Andreas Herzog: Die Liga wird von Jahr zu Jahr besser. Es kommen immer mehr Vereine dazu und es entstehen richtig tolle Kooperationen. Bestes Beispiel ist der New York City FC, der den Besitzern von Manchester City und den New York Yankees gehört. An New York RB mit Didi Mateschitz sieht man, dass der amerikanische Markt auch für die Europäer extrem interessant ist. Diese Entwicklung wird den amerikanischen Fußball in den nächsten Jahren sicherlich noch weiter nach vorne bringen.

weltfussball: Das höher werdende Interesse bringt auch politische Überlegungen zur Erweiterung der Liga hervor. Als Sie 2003 noch aktiv waren, spielten zehn Teams um die Meisterschaft. Bis 2020 soll die Liga gar auf 24 Mannschaften aufgestockt werden. Tut eine solche Expansion dem sportlichen Niveau der Liga gut?

Herzog: Man muss natürlich aufpassen, dass man die Liga nicht künstlich aufbläht. Wenn man mehr Vereine hat und die Qualität bleibt dabei auf der Strecke, hat niemand etwas davon. Im Nachwuchsbereich hat sich aber inzwischen viel getan. Es wird heute ganz anders gearbeitet als noch vor zehn Jahren, als ich drüben war, was auch dem Niveau der Liga zu Gute kommt.

weltfussball: Wie sieht diese verbesserte Jugendarbeit denn konkret aus?

Herzog: Früher haben die meisten Jugendspieler nur am College ab und an Fußballtraining gehabt. Seit ein paar Jahren unterhalten die meisten MLS-Teams eigene Akademien, wo die Spieler über das ganze Jahr fußballspezifisch trainieren können. An den Colleges wurden auch noch andere Sportarten getrieben. Deshalb war der Amerikaner von der Athletik und Koordination multisportiv gut ausgebildet. Technisch und taktisch hing man aber etwas hinterher. Das hat man mittlerweile aufgeholt.

weltfussball: Gibt es neben einer professionelleren Jugendarbeit Strategien, um den amerikanischen Fußball stärker zu machen?

Herzog: Interessant wäre zum Beispiel ein Wettbewerb, in dem sich amerikanische mit europäischen Mannschaften messen könnten - eine Art "globale Liga". Vielleicht unterstützen die europäischen Topklubs in einigen Jahren einen solchen Wettbewerb, um auf dem sehr interessanten amerikanischen Markt populärer zu werden. Ich bin mir sicher, dass das die Zukunft des amerikanischen Fußballs ist.

weltfussball: Welche Auswirkungen hätte das auf das fußballerische Niveau in den Staaten?

Herzog: Wenn es einmal eine Art "globale Liga" geben sollte, oder eben einen Wettbewerb mit Mannschaften aus Nordamerika und Europa, würden vielleicht auch jüngere Spieler früher nach Amerika wechseln und die MLS so aufwerten. Bis jetzt sind ja nur ältere Spieler wie Thierry Henry gekommen. Schön ist natürlich, dass es manchen Vereinen gelungen ist, einige unserer Nationalspieler in die Liga zurückzuholen (Michael Bradley zu Toronto, Clint Dempsey zu Seattle). Das ist schon ein Zeichen, dass die Liga in den nächsten Jahren aggressiv, auch über Transfers, das Niveau anheben will.

weltfussball: Die Gegenwart für die MLS ist die anstehende 19. Saison. Wer hat Ihrer Meinung nach die besten Chancen, Champion zu werden?

Herzog: Das ist schwer vorherzusagen, da man aufgrund des Playoffsystems in der Meisterschaft zwar überragend abschneiden, später jedoch in der ersten K.o.-Runde ausscheiden kann. Das ging New York RB im letzten Jahr und den San José Eartquakes im vorletzten Jahr so. Beim Meister des letzten Jahres, Kansas City, war klar, dass sie über eine geschlossene Mannschaftsleistung kommen und daher sehr schwer zu schlagen waren.

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weltfussball: Sie haben vor allem in Ihrer Funktion als Jürgen Klinsmanns Co-Trainer bei der Nationalmannschaft mit der Liga zu tun. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Vereinen?

Herzog: Jürgen Klinsmann steht in ganz engem Kontakt zu allen Vereinen. Drüben läuft vieles ganz anders als in Europa. Im letzten Jahr haben wir während des Gold Cups über einen Zeitraum von vier Wochen die Topspieler von den Vereinen weggeholt, da die Meisterschaft parallel weiterläuft. Die Liga nimmt wenig Rücksicht auf den Spielkalender der Nationalmannschaft. Dazu muss man schon einen guten Kontakt zu den Klubs pflegen und zum Beispiel bei Freundschaftsspielen auch Kompromisse eingehen und Topspieler nicht nominieren.

weltfussball: Welche Chancen hat die amerikanische Nationalmannschaft bei der WM 2014 in der deutschen Gruppe auf ein Weiterkommen?

Herzog: Es wird schwer. Wir müssen alle Topspieler in einem Topzustand haben, nur dann können wir weiterkommen. Das zählt aber auch für jede andere Mannschaft. Wenn allerdings bei Deutschland ein offensiver Mittelfeldspieler ausfällt, haben sie eben eine große Auswahl an anderen, während bei Portugal viel von Cristiano Ronaldo abhängt.

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weltfussball: Klinsmann hat seinen Vertrag verlängert, wie sieht es bei Herzog aus?

Herzog: Ich habe jetzt erstmal bis zur WM verlängert. Dann werden wir sehen, was es für Möglichkeiten gibt. Ich weiß, dass ich verlängern kann, was für mich natürlich sehr interessant ist. Aber mal schauen, was sich sonst noch tut. Ich weiß genau, was für einen tollen Job ich hier bei der amerikanischen Nationalmannschaft habe, selbst in Anführungszeichen "nur" als Co-Trainer bei Jürgen. Man muss eben genau abwägen, was möglich ist und was nicht möglich ist. Ich werde sicherlich nicht Amerika verlassen, nur um irgendwann mal irgendwo als Trainer zu arbeiten.

weltfussball: Könnten Sie sich eine Rückkehr in die deutsche Bundesliga vorstellen?

Herzog: Natürlich. Es war schon als Spieler für jeden Österreicher das Riesenziel. Das ist als Trainer natürlich das Gleiche, keine Frage. Allerdings will ich nicht irgendetwas hinterherlaufen, was vielleicht gar nicht realistisch ist. Ich weiß, was ich kann. Auch als Trainer. Und der Job in Amerika hilft mir sicherlich auch für die Zukunft extrem viel weiter.

Interview: Thomas Malzacher