13.03.2014 14:28 Uhr

FC Porto vor den Wochen der Wahrheit

Jackson Martínez und der FC Porto am Boden
Jackson Martínez und der FC Porto am Boden

Der Meistertitel so gut wie weg, Champions-League-Aus nach der Gruppenphase, Trainer geschasst: Beim FC Porto kriselt es gewaltig. Woran krankt es beim 27-fachen portugiesischen Meister und kann der neue Coach das Ruder herum reißen?

Der FC Porto ist der erfolgreichste portugiesische Verein der letzten Jahre. Zuletzt gewann der Klub dreimal in Folge die Meisterschaft und holte 2011 sogar den Europa-League-Pokal. Aktuell läuft jedoch einiges schief.

In der Primeira Liga liegen die Nordportugiesen nur auf dem dritten Platz und verloren Ende Februar gegen Estoril das erste Ligaspiel vor heimischer Kulisse seit 2008. Der vierte Meistertitel in Serie ist angesichts von bereits neun Punkten Rückstand auf Tabellenführer und Erzrivale Benfica Lissabon bereits in weite Ferne gerückt. Und auch in der Champions League musste Porto bereits nach der Gruppenphase die Segel streichen. Ob die Drachen in der kommenden Spielzeit in der Königsklasse dabei sind, ist ebenfalls alles andere als sicher. Doch wo liegt der Hund begraben?

Zurück zum Erfolg dank neuem Coach?

Mit Lucho González, der seine Karriere in Katar ausklingen lässt, sowie João Moutinho und James Rodríguez, die im Doppelpack zum AS Monaco wechselten, haben drei Leistungsträger den Verein vor der Saison verlassen. Doch als alleinige Begründung für die Misere reicht dies wohl nicht aus. Immerhin konnte Porto auch in den vergangenen Jahren regelmäßig den Verlust von tragenden Säulen des Mannschaftsgefüges kompensieren und in dieser Saison sogar einige Topstars halten.

So blieben Eliaquim Mangala, Fernando und Jackson Martínez in Porto, obwohl ihnen eine Reihe von Angeboten europäischer Spitzenklubs vorlagen: Manchester City wollte für den französischen Verteidiger Mangala und den brasilianischen Mittelfeldmann Fernando angeblich in der Wintertransferperiode 50 Millionen Euro auf den Tisch legen. Am Stürmer aus Kolumbien waren der FC Chelsea und der FC Arsenal dran. Die Qualität im Kader müsste also vorhanden und die Ursache für die Krise an anderer Stelle zu suchen sein.

Die Vereinsführung hat ihren Schuldigen bereits gefunden, die Reißleine gezogen und Trainer Paulo Fonseca vor die Tür gesetzt. Er hatte die Drachen erst im vergangenen Sommer übernommen. Der neue Mann an der Taktiktafel heißt Luís Castro. Der 52-Jährige betreute zuvor die zweite Mannschaft des FC Porto und war auch schon als Jugendkoordinator für den Club tätig. Castro ist sich seiner neuen Verantwortung und dem Erfolgsdruck beim Traditionsklub bewusst. Er erklärte in einem Interview mit der UEFA „alles dafür zu tun, in allen Wettbewerben, in denen wir noch vertreten sind, den Titel zu gewinnen.“ In den kommenden 14 Tagen hat seine Mannschaft die Möglichkeit, die Weichen für dieses schwierige Unterfangen zu stellen. Sie kann aber auch bereits alles vergeigen.

Entscheidungsspiele am Fließband

Die Wochen der Wahrheit beginnen für den FC Porto schon am Donnerstag. Um 19:00 Uhr (live bei uns im Ticker) empfangen die Hafenstädter im Europa-League-Achtelfinale den SSC Napoli zum Hinspiel im Estádio do Dragão. Ein Erfolg gegen die Italiener wäre Balsam für die strapazierten Gemüter der Porto-Fans.

Schon am Sonntag kommt es dann zum nächsten Showdown für die Nordportugiesen. Der FC Porto reist nach Lissabon und trifft dort auf Sporting. Der Tabellenzweite liegt zwei Zähler vor den Drachen und ist in der laufenden Saison vor heimischer Kulisse noch ungeschlagen. Verliert Porto in der Hauptstadt, kann die Mannschaft die direkte Qualifikation für die Champions League nicht mehr aus eigener Kraft schaffen. Und es geht Schlag auf Schlag weiter: Zunächst folgt am 20. März das Rückspiel in der Europa League im San Paolo und sechs Tage später empfängt Porto Benfica Lissabon zum Halbfinale des portugiesischen Pokals.

Von Spiel zu Spiel zum Ziel?

Um bei dieser Anzahl wichtiger Partien den Überblick nicht zu verlieren und die Konzentration hoch zu halten, hat Luís Castro sich und seiner Mannschaft eine klare Marschroute verordnet: „Wir werden von Spiel zu Spiel denken und jetzt noch nicht von Sporting sprechen. Zunächst geht es gegen Napoli und alles, was danach kommt, ist für uns im Moment unwichtig“, sagte er gegenüber der portugiesischen Sport-Tageszeitung „O Jogo“.

Die Premiere des neuen Übungsleiters am vergangenen Sonntag gelang zumindest schonmal: Porto setzte sich zuhause gegen Arouca mit 4:1 durch und tankte vor den anstehenden Entscheidungsspielen ein wenig Selbstbewusstsein. Ein zusätzlicher Mutmacher dürfte die Tatsache sein, dass die Drachen in Portugal als wahre Experten für Endspielsituationen gelten. So eroberten sie noch im vergangenen Jahr durch einen Treffer in der Nachspielzeit und den daraus resultierenden 2:1-Sieg gegen Benfica erst am vorletzten Spieltag die Tabellenführung. Dadurch machte Porto den entscheidenden Schritt in Richtung 27. Meisterschaft.

Ob die Nordportugiesen das Ruder auch in dieser Saison nochmal herum reißen können, könnt ihr bei weltfussball mit verfolgen. Wir berichten in den Wochen der Wahrheit live von allen wichtigen Partien des FC Porto!

Thomas Eßer