02.07.2019 13:13 Uhr

Chile vs. Peru: Tag der Revanche bei der Copa

Arturo Vidal und Paolo Guerrero treffen bei der Copa aufeinander
Arturo Vidal und Paolo Guerrero treffen bei der Copa aufeinander

Chile gegen Peru war noch nie nur ein reines Fußballspiel. Und ist diesmal zudem ein Ehemaligen-Treffen der Bundesliga.

Wie ein als Inka auferstandener Jesus stand Perus berühmtester Fan am Montag einsam in rotem Gewand beim Training seiner Seleccion vor dem Stadion, posaunte aus einem gewundenen Büffelhorn Vuvuzela-Töne als Warnsignal vor den "Versuchungen". "Die Chilenen provozieren. Aber es gibt ein Gebot: Räche dich nicht", predigte David Chauca, Religions- und Fußballfanatiker, den sie daheim nur "El Israelita" nennen.

Schließlich ist das zweite Halbfinale der Copa América in der Nacht auf Donnerstag zwischen Peru und Chile historisch ein Pulverfass. Der Clasico del Pacifico hat seine Wurzeln im Salpeterkrieg (1879-1884). In der Arena do Gremio von Porto Alegre, auf der Atlantik-Seite des Kontinents, geht es deshalb wie immer um die Vorherrschaft an der Pazifikküste Südamerikas.

Auch erst recht um Vergeltung. Den "Pakt von Lima" hat kein Chilene vergessen, jenen Nicht-Angriffs-Fußball, den Peru und Kolumbien beim 1:1 im Oktober 2017 praktizierten, was beiden das Ticket nach Russland einbrachte, den amtierenden Südamerika-Meister aber bei der WM 2018 zum Zuschauen verdammte. Und dies nur ein Jahr nach dem verlorenen Confed-Cup-Finale gegen Deutschland (0:1).

Ehemaligen-Treffen der Bundesliga

Teil eins der Rache ist vollzogen. Im Viertelfinale schickte La Roja trotz zweier nach Videobeweis aberkannter Tore die Cafeteros mit 5:4 im Elfmeterschießen zurück nach Kolumbien. Fehlt zur Genugtuung also Peru, das mit dem gleichen Resultat Uruguay ausschaltete. Dabei haderte der unterlegene Rekord-Champion gegen die neue Technologie, die drei Tore der Urus als Abseits entlarvte.

Eigentlich müsste beim Ehemaligen-Treffen der Bundesliga friedliche Stimmung herrschen. Auf chilenischer Seite ist Charles Aranguiz aktuell noch für Bayer Leverkusen aktiv. Arturo Vidal trug schon das Trikot der Rheinländer wie auch das von Bayern München. Eduardo Vargas wurde zwischen 2015 und 2017 bei der TSG Hoffenheim nie seinem Ruf als Goalgetter gerecht.

Bei Peru haben Carlos Zambrano (Schalke, St. Pauli, Frankfurt) und Paolo Guerrero (Bayern, Hamburg) im deutschen Fußball-Oberhaus gespielt. Für den Ex-Schalker Jefferson Farfan war das Turnier in Brasilien nach der Vorrunde wegen einer Knie-Verletzung beendet.

Chiles "Goldene Generation" will ihre Chance nutzen

Psychologisch scheint Chile gestärkt vom siegreichen Halbfinale bei der Heim-Copa 2015 leicht im Vorteil. Auch weil die Goldene Generation vom neuen Trainer Reinaldo Rueda Selbstvertrauen eingeimpft bekommt. "Er hat uns eingetrichtert, dass wir zweimalige Copa-América-Sieger sind und nicht die Eliminierten der WM", berichtete Vidal.

Peru hat immerhin den himmlischen Beistand von "El Israelita". "Ich möchte, dass es ein gerechtes Spiel wird, mit einem verdienten Sieger", wünscht sich "Prediger" Chauca, und wird dann doch zum Edelfan: "Den Pokal in die Höhe, zu stemmen wäre ein Traum."

Für beide Teams. Schließlich wird es im Finale gegen den Sieger des zweiten Halbfinales zwischen Brasilien und Argentinien nicht einfacher.