Die besten "Zehner" der Bundesliga

Sie sind oft die Stars ihrer Mannschaft und sorgen für Spektakel auf dem Platz und Begeisterung auf den Rängen – die "Zehner". Wer sind die besten Spielmacher der Bundesliga, was zeichnet sie aus und was kann man von ihnen in dieser Saison noch erwarten? sport.de macht den Check.
Einige der bekanntesten Spielmacher trugen sie, die legendäre Nummer zehn auf dem Rücken. Schnell nannte man sie umgangssprachlich "Zehner". Sie können ein Spiel unvorhersehbar machen und im Alleingang entscheiden.
Obwohl sich der moderne Fußball weiterentwickelt hat und die klassischen "Zehner" vom Schlage eines Ronaldinho, die Zauberer und Ballkünstler im Mittelfeld also, immer weniger gefragt sind, gibt es sie nach wie vor. Auch in der Bundesliga, wie unser Überblick zeigt.
Coutinho (FC Bayern München)
Schon auf dem Papier scheint Coutinho geradezu prädestiniert dafür, einer der besten Spielgestalter der Liga zu sein. Der 27-Jährige ist Brasilianer, trägt die Nummer zehn auf dem Rücken und ist im offensiven Mittelfeld zu Hause. Was ihn darüber hinaus auszeichnet, ist seine überragende Technik, gepaart mit einem tollem Torabschluss und etwas, das man schwer lernen kann: Instinkt. Coutinhos Spiel hat bisweilen etwas magisches an sich, das selbst die eigenen Teamkollegen schwärmen lässt. "Was er mit dem Ball macht, ist wirklich atemberaubend", zitiert die "Abendzeitung" beispielsweise David Alaba.
Fest steht jedoch auch, dass er noch mehr davon zeigen muss, will er über den Sommer hinaus in München bleiben. Denn Coutinho ist nur vom FC Barcelona ausgeliehen und die Kaufoption im dreistelligen Millionenbereich, die der FC Bayern ziehen könnte, will gerechtfertigt werden. Zuletzt lief Leon Goretzka dem Südamerikaner mehr und mehr den Rang ab.
Dennoch: Coutinhos Klasse und internationale Erfahrung könnte gerade in den entscheidenden Spielen der Saison noch eine wichtige Rolle spielen. Nicht umsonst bezeichnete Jürgen Klopp den Offensivstar, den er mehrere Jahre in Liverpool unter seinen Fittichen hatte, als einen "Weltklasse-Spieler und Super-Transfer für die Bayern".
Julian Brandt (BVB)
Brandt selbst hat seine Rolle auf dem Spielfeld gegenüber von "Sportbuzzer" mal so beschrieben: "Auf der Zehn bewege ich mich idealerweise in dem Raum zwischen dem gegnerischen Sechser und Innenverteidiger. Mit einer Drehung habe ich gefühlt nur noch einen Innenverteidiger zwischen mir und dem Tor. Dadurch bin ich gefährlicher." Diese Gefahr strahlte der 23-Jährigen nach seinem Wechsel im Sommer von Bayer Leverkusen nach Dortmund jedoch zunächst eher selten aus.
Abhilfe schaffte eine entscheidende Änderung im Spiel der Westfalen. Nachdem Brandt im Verlauf der Vorrunde vom Flügel auf die Zehn gezogen wurde, findet er sich im System von Lucien Favre immer besser zurecht. Im Zentrum agiert er seit dem hinter Marco Reus und geht in seiner neuen Rolle mehr und mehr auf. Denn hier liegen seine Stärken.
Es kommt nicht von Ungefähr, dass er bei Jogi Löw in der deutschen Nationalmannschaft die legendäre Zehn tragen und damit in die Fußstapfen eines Lothar Matthäus oder Mesut Özil treten darf.
Amine Harit (FC Schalke)
Der junge Marokkaner ist einer der herausragenden Akteure der laufenden Saison und maßgeblich mitverantwortlich für den Aufschwung von Schalke 04. Der 22-Jährige blüht förmlich auf, seit David Wagner das Kommando auf Schalke übernommen hat. Nicht zuletzt deshalb, weil der neue Übungsleiter mit Harit gezielt an dessen Schwächen gearbeitet hat. Oder wie Wagner es ausdrückt: "Wir haben besprochen, dass Effektivität und Defensivarbeit fehlten." Davon kann längst keine Rede mehr sein. Harit arbeitet mittlerweile viel mit nach hinten, spielt sehr mannschaftsdienlich und ist zu einem der Top-Torjäger in königsblau avanciert.
Der Rechtsfuß verkörpert den Zehner fast schon in seiner klassischen Ausführung. Er profitiert dabei in erster Linie von seiner technischen Überlegenheit. Nicht zufällig war Harit der meistgefoulte Spieler der Hinrunde. Daran dürfte sich auch in den kommenden Wochen wenig ändern, immerhin ist er das Herz des Schalker Angriffsspiels. Und wenn das funktioniert, könnte in Gelsenkirchen im Mai die Rückkehr auf die Europäische Bühne gefeiert werden.
Es wäre der logische nächste Entwicklungsschritt für Harit, der im Herbst bereits mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht wurde. Letztlich entschied er sich für eine Verlängerung bei den Knappen bis 2024. Ein Versprechen für die Zukunft.
Kai Havertz (Bayer Leverkusen)
Es war bereits früh zu erkennen, dass Kai Havertz ein Ausnahmetalent hat. Als der Stern des 20-Jährigen aufging, schwärmte Bayers Sportchef Rudi Völler: "Da ist dieses Selbstverständliche, den Ball zu streicheln, einfache Dinge in voller Gelassenheit vorzubereiten. Havertz hat eine Gabe mit seinem linken Füßchen und eine Ballbehandlung wie Özil. Sensationell." Das war im Februar 2017.
Havertz hat sich seit dem zu einem der begehrtesten Talente Europas entwickelt. Selbst die kühnsten Optimisten glauben längst nicht mehr daran, dass es das Offensiv-Juwel über den Sommer hinaus in Leverkusen hält. Havertz kann sich seinen neuen Verein im Grunde aussuchen und viel spricht dafür, dass er bei einem Wechsel zum mit Abstand teuersten deutschen Fußballer werden wird. Kein Wunder, immerhin hat der Linksfuß als jüngster Spieler die Marke von 100 Partien im Oberhaus geknackt und erzielte in der vergangenen Spielzeit 17 Tore. Ein überragender Wert für einen Mittelfeldakteur.
An diese Quote kommt er aktuell zwar nicht ran, aber seine Formkurve zeigte nach einem holprigen Saisonstart zuletzt nach oben. Havertz ist eminent wichtig für die Werkself, soll mit seinen Ideen und Toren den erneuten Einzug in die Königsklasse sichern. Um dann als möglicher kommender Weltstar seine Zelte unter dem Bayer-Kreuz abzubrechen.