16.12.2014 12:26 Uhr

Beşiktaş-Fans werden mundtot gemacht

Schwere Zeiten für die Fans von Beşiktaş
Schwere Zeiten für die Fans von Beşiktaş

Wegen ihrer Beteiligung an regierungskritischen Protesten hat am Dienstag der Prozess gegen 35 Anhänger von Beşiktaş begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft den Mitgliedern des Fanclubs "Çarşı" unter anderem vor, eine terroristische Vereinigung gegründet zu haben.

Sie müssen sich laut Anklageschrift zudem wegen "versuchten Umsturzes der Regierung" vor Gericht verantworten. Bei Verurteilung droht ihnen lebenslange Haft. Verteidiger Nazif Korsay sagte: "Der Prozess dient dazu, Kritiker zum Schweigen zu bringen."

Die Einschätzung seines Kollegen Efkan Bolac fiel ähnlich aus. "Es ist das erste Mal in der Welt, dass Fußballfans ein Staatsstreich vorgeworfen wird, das ist unerhört", sagte der Anwalt. Das Verfahren sei "nicht ernstzunehmen". Die Regierung betrachte alle ihre Gegner als Putschisten, kritisierte Bolac. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von einer "lächerlichen Parodie" und forderte die sofortige Einstellung des Verfahrens.

"Çarşı"-Unterstützer sorgen für Stadion-Atmosphäre

Die Anhörung im Istanbuler Gericht Caglayan hatte sich am Dienstagvormittag zunächst verzögert, weil der Gerichtsraum zu klein war. Nach langen Diskussionen mit der Verteidigung wurde die Verhandlung schließlich in einen größeren Saal verlegt

Hunderte "Çarşı"-Unterstützer drängten sich vor Beginn der Verhandlung vor dem Gerichtsgebäude, schwenkten Fahnen und sangen Fan-Lieder. Sicherheitskräfte standen mit Wasserwerfen bereit. Zu Auseinandersetzungen kam es nicht.

Während der Gezi-Proteste gegen die islamisch-konservative Regierung des heutigen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan im Sommer vergangenen Jahres spielte der Beşiktaş-Fanclub "Çarşı" eine wichtige Rolle. Viele "Çarşı"-Ultras nahmen an den Demonstrationen teil. Der Fanclub ist in der Türkei über den Fußball hinaus für sein soziales Engagement bekannt.

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apa