14.01.2015 14:54 Uhr

Afrika Cup: Vorschau auf Gruppe C

Die Gruppe C beim Afrika Cup 2015 bietet mit Algerien, Ghana, Senegal und Südafrika wohl die brisanteste Mischung. Speziell die Algerier waren im Vorjahr bei der WM in aller Munde.

Algerien hat sich mit starken Auftritten bei der Weltmeisterschaft in Brasilien in die Herzen der Fans gespielt. Mit Ghana gibt es ein zweites heißes Eisen im Kampf um den Gruppensieg. Das Jahr 2014 verlief für die "Black Stars" aber nicht zuletzt aufgrund des Ausscheidens in der Gruppenphase der WM enttäuschend. Senegal gilt als ambitionierter Außenseiter, muss aber den Ausfall von Sadio Mané verkraften. Die Gruppe komplettiert Südafrika, das sich erstmals seit 2008 für ein Turnier qualifizierte, ohne es selbst auszutragen.

Nick Neururer, Österreichs Experte für den Afrika Cup, schätzte im weltfussball-Gespräch die Ausgangslage so ein: "Das ist die Todesgruppe. Alle vier Nationen haben WM-Erfahrung und bei Algerien ist der starke Auftritt gegen das DFB-Team ja noch in bester Erinnerung. Das ist die europäischste Mannschaft in Afrika. Ghana hat sensationelle Einzelspieler, aber beim Afrika Cup ist nie der große Wurf gelungen. Es ist höchste Zeit für eine Trophäe. Senegal leidet unter der Verletzung von Sadio Mané, dennoch sollte man sie nicht unterschätzen. Südafrika ist in dieser Gruppe nur Außenseiter, wenn auch mit Chancen."

Erst Weltmeister Deutschland konnte Algerien stoppen

Spätestens seit dem WM­-Achtelfinale gegen Deutschland, das der spätere Weltmeister nur mit Mühe in der Verlängerung mit 2:1 für sich entscheiden konnte, ist Algerien in der Elite der afrikanischen Mannschaften angekommen. Daran hat auch der spätere Trainerwechsel nichts geändert. Auf Vahid Halilhodzic folgte Christian Gourcuff, der während seiner langjährigen Trainertätigkeit in der League­ 1 bei Lorient bereits mit zahlreichen algerischen Spielern zusammengearbeitet hatte.

In Gourcuffs 4­-4­-2­-System kommt Yacine Brahimi eine Schlüsselrolle zu. Die meisten Angriffe Algeriens laufen über den 24­Jährigen vom FC Porto. Zur Philosophie des Trainers gehört auch das Kurzpassspiel: Im Qualifikationsspiel gegen Malawi erreichte Algerien einen Wert von 500 angekommenen Pässen – den höchsten seit über zehn Jahren. Bei der nächsten Partie gegen Äthiopien waren es sogar 613 Pässe. Hat sich der Gegner auf die Taktik aber einmal eingestellt, könnte es schwierig werden für Algerien. Denn Gourcuff hält auch dann an seiner Philosophie fest und vertraut nicht auf Alternativen.

Ghanas Neuanfang unter Avram Grant

Ghana möchte beim Afrika Cup das enttäuschende Jahr 2014 endgültig abhaken. Nach dem Ausscheiden bei der WM qualifizierte man sich zwar als Erster der Gruppe E für die Endrunde in Äquatorialguinea, die Leistungen waren aber überschaubar. Nach zwei Spielen war Trainer Kwesi Appiah seinen Job los. Interimistisch übernahm sein Assistent Maxwell Konadu, der Aufschwung blieb jedoch aus. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem ehemaligen Chelsea­-Coach Avram Grant, der Ghana sein Selbstvertrauen zurückgeben und dem Team wieder das Image eines gefürchteten Gegners verleihen soll.

Nicht berücksichtigt wurden die Routiniers Michael Essien, Kevin-­Prince Boateng und Sulley Muntari – letztere zwei aus disziplinären Gründen. Trotzdem gilt Ghana als eingespieltes Team. Ausnahme: die Defensive. Auf der linken Verteidiger­-Position wird der Augsburger Rahman Baba den verletzten Kwadwo Asamoah ersetzen. Die relativ unerfahrenen Jonathan Mensah und John Boye bilden die Innenverteidigung der Black Stars. Ein Ausscheiden Ghanas in der Gruppenphase wäre trotz aller Probleme in der jüngeren Vergangenheit aber eine Überraschung.

Senegal fehlt ein Spielmacher

Stand der senegalesische Fußball vor zwei Jahren noch vor einer ungewissen Zukunft, ist das Team von Alain Giresse derzeit auf einem guten Weg, wieder eine der Topadressen in Afrika zu werden. Ein herber Rückschlag wäre jedoch der Ausfall von Sadio Mané. Der Ex­-Salzburger, der zuletzt bei Southampton in herausragender Form spielte, laboriert an einer Knieverletzung. Dennoch weilt er beim Nationalteam und arbeitet am Comeback.
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Dass Giresse im Mittelfeld gleich auf drei defensiv ausgerichtete Spieler setzt, geht auf Kosten des Ideenreichtums in der Offensive. Es fehlt ein klassischer Spielmacher. Im Sturm stehen hingegen mit Papiss Cissé, Moussa Sow, Dame N'Doye und Mame Diouf gleich mehrere Spieler von hoher Qualität zur Verfügung. Ein Blick auf die Bilanz nach der Qualifikation zeigt: Es wird schwer, diese Mannschaft zu schlagen. In der Gruppenphase kassierte Senegal gerade einmal einen Gegentreffer, nämlich bei der 0:1­-Niederlage in Tunesien.

Verjüngungskur trägt Früchte

In Südafrika löste während der Qualifikation der Tod von Torhüter und Kapitän Senzo Meyiwa einen schweren Schock aus. Meyiwa war am 26. Oktober bei einem Raubüberfall in Durban erschossen worden. Dennoch konnte die Bafana Bafana die Teilnahme an der Endrunde in den restlichen zwei Gruppenspielen fixieren.

Trainer Ephraim Mashaba hat in den letzten Monaten einen guten Mix aus jungen, talentierten Spielern gefunden. Bekannte Namen sucht man im Kader der Südafrikaner vergeblich. Der erste Platz in der Qualifikation überraschte ebenso wie die schwachen Darbietungen von Favorit Nigeria in dieser Gruppe. Am Ende stellt sich jedoch die Frage, ob die unerfahrenen Südafrikaner Teams wie Algerien und Ghana gewachsen sind.

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Angela Pfalz