26.02.2015 13:28 Uhr

Vor Saisonstart: Quo vadis Erste Liga?

Nach dem jüngsten Aufbegehren des Winters werden für das Wochenende warme Temperaturen erwartet. Perfekt für den Start ins Frühjahr in die Erste Liga. Dank Klubs wie Aufsteiger LASK oder Absteiger Wacker Innsbruck und ein wiedererstarktes Mattersburg freut sich Österreichs zweite Spielklasse über ein Zuschauerplus.

Der Spitzenkampf zwischen LASK und Mattersburg läßt auf ein spannendes Aufstiegsrennen hoffen. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Gleich sieben Klubs sind dank zweier Fixabsteiger in den Abstiegskampf verwickelt. Das Zuschauerplus droht ein einmalige Ausreißer nach oben zu werden. Und auch das von Red Bull mit Geld und Spieler versorgte Liefering ist weiterhin ein Fremdkörper in der Liga.

Erwin Fuchs, Präsident der Ersten Liga und gleichzeitig Boss des Kapfenberger SV 1919, steht weltfussball Rede und Antwort zu den drohenden Schatten.

Drahtseilakt Abstiegskampf

"Es ist gut, dass kein Klub davon zieht, für Spannung ist gesorgt", freut sich Fuchs auf ein spannendes Titelrennen zwischen LASK und Mattersburg. Der Tabellenvierter Floridsdorfer AC liegt mit 14 Punkten im Rückstand, hat aber auf den ersten Abstiegsplatz lediglich vier Zähler Vorsprung. Es ist also alles möglich. Zwei von sieben Klubs werden im Juni aus dem Profifußball absteigen – samt allen negativen Konsequenzen.

"Der wirtschaftliche Druck ist enorm. Der eine oder andere Klub hat sich sicher mehr hinausgelehnt, als er geplant hat", sagt Fuchs. Der finanzielle Drahtseilakt sei aber verständlich, denn ein Abstieg in die Regionalliga sei für viele Klubs nicht einfach verkraftbar. "Absteigen macht die wirtschaftliche Problematik größer, bei einem Abstieg sind es rund 400.000 bis 500.000 Euro, die man verliert."

Absteiger und Relegation "optimal"

"Für mich ist eine Zehnerliga mit einem Absteiger und einem Relegationsspiel das optimale System", erklärt Fuchs auf Nachfrage von weltfussball zur leise aufkeimenden Format­-Diskussion.

"Die Vereine, die durch die Relegation in die Erste Liga aufgestiegen sind, haben Stabilität bewiesen." An den zwei Zehnerligen will Fuchs nicht rütteln. "In Summe ist das, trotz aller Nachteile, das beste Format. Aber die zwei Absteiger tun schon sehr weh." Tatsächlich schlitterte von insgesamt sieben Relegations­-Aufsteigern seit 2010 lediglich die Vienna in gröbere finanzielle Probleme. Auf das Abenteuer Profifußball wollen sich die Döblinger derzeit nicht mehr einlassen, ein Lizenzansuchen wird diese Saison wohl nicht gestellt.
>> Vienna verzichtet auf Lizenzantrag

Der Vergleich mit den direkten Aufsteigern in die Erste Liga zwischen 2006 und 2009 spricht jedenfalls für die Relegation. Schwanenstadt, FC Lustenau, Bad Aussee und Vöcklabruck – einige der der zwölf Aufstiegsstorys endeten im wirtschaftlichen Desaster.

Nachvollziehbar ist für Fuchs die Kritik an Liefering. Gefördert von Red Bull mischen die Lieferinger vorne mit, aufsteigen darf der Salzburger Satellitenklub freilich nicht. "Es gibt Klubs, gegen die spielen sie mit Bestbesetzung. Und dann können sie, weil Spieler nach oben abgegeben, zwei, drei Runden nur mit 17 und 18­-Jährigen antreten. Das beeinflusst die Liga", sagt Fuchs. "Ich hoffe, dass der Einfluss auf den Auf- und Abstieg nicht zu massiv ist."

Direktaufstieg endete in "menschliche Tragödien"

Die zu erwartende geringe Anzahl der Lizenzansuchen aus den Regionalligen für die Saison 2015/16 sieht Fuchs keinesfalls als Problem. "Wenn man sich anschaut, welche Klubs die letzten Jahre schnell hochgekommen sind, aber auch, teils mit menschlichen Tragödien, schnell wieder verschwunden sind, ist das der richtige Weg."

Wichtig sei, dass zuerst die Infrastruktur bereit stehe. "Profifußball findet das ganze Jahr statt. Ohne passende Infrastruktur geht es nicht. Gegen Rapid haben wir vor rund 50 Jahren am 27. Dezember im Cup gespielt", erinnert sich Fuchs. "Mit ein paar hunderttausend Euro hatte man früher in der Regionalliga relativ rasch aufsteigen können. Doch dann kam meist der schnelle Absturz."

Die zwei Fixabsteiger waren der Preis für die neu eingeführte infrastrukturelle Hürde. "Das war eben der Kompromiss mit den Landesverbänden. Mit den zwei Fixaufsteigern haben sie der Infrastrukturoffensive zugestimmt", erklärt Fuchs.

Erfreulich sind bisher die Zuschauerzahlen, statt wie in der Vorsaison 1.600 Fans kommen rund 2.000 Zuschauer im Schnitt ins Stadion. Ein Aufstieg des LASK oder von Mattersburg parallel mit einem Abstieg von Wacker Innsbruck, würde die Zuschauerzahlen aber rasant sinken lassen. "Das wäre natürlich eine Tragik, wenn Innsbruck dem Profifußball abhanden kommen würde", sagt Fuchs. "Es war aber unter anderem der Tiroler Fußballverband, der zwei Fixabsteiger massiv gefordert hat."

"Wir sind das größte Opfer des Wettskandals"

Doch auch bei Kapfenberg schaut die Situation derzeit nicht rosig aus. Ein Minus von rund einer Million Euro aus den beiden letzten Saisonen, negatives Eigenkapital von rund 850.000 Euro (so die Zahlen vom Kreditschutzverband und auf 90minuten.at veröffentlicht) sind kein Ruhmesblatt.

Das Lizenzansuchen im Vorjahr wurde erst im zweiten Anlauf positiv beschieden. "Man muss das schon zurecht rücken. Wir sind durch neun manipulierte Spiele abgestiegen. Wir sind das größte Opfer des Wettskandals", ärgert sich Fuchs. "Wir hatten seit 2002 jedes Jahr ein kleines Plus. Der Abstieg hat uns rund 1,5 Millionen gekostet."

Überblick Relegationsaufsteiger aus den Regionalligen:

2014: LASK, Floridsdorfer AC

2013: SC/ESV Parndorf, FC Liefering

2012: SV Horn

2011: Vienna

2010: Wolfsberger AC (damals als: WAC/St. Andrä)

Aufsteiger in den Jahren zuvor:

2008/09: SKN St. Pölten (Regionalliga Ost), 1. FC Vöcklabruck (Regionalliga Mitte), SV Grödig (Regionalliga West)

2007/08: ASK Schwadorf (Regionalliga Ost), SV Bad Aussee (Regionalliga Mitte), Salzburg Amateure (Regionalliga West)

2006/07: SC/ESV Parndorf (Regionalliga Ost), TSV Hartberg (Regionalliga Mitte), FC Lustenau 07 (Regionalliga West)

2005/06: Austria Amateure (Regionalliga Ost), SC Schwanenstadt (Regionalliga Mitte), FC Kufstein (Regionalliga West)

Mehr dazu:
>> LASK und Mattersburg im Aufstiegs-Duell
>> Erste Liga steht wieder in den Startlöchern
>> Ergebnisse und Tabelle Erste Liga

Clemens Schotola