03.12.2015 09:24 Uhr

Trainerwechsel bei Meister Salzburg

Peter Zeidler ist nicht mehr Trainer von RB Salzburg
Peter Zeidler ist nicht mehr Trainer von RB Salzburg

RB Salzburg hat am Donnerstag die Trennung von Trainer Peter Zeidler verlautbart. Interimistisch wird Liefering-Coach Thomas Letsch den Titelverteidiger bis zur Winterpause betreuen.

Zeidler war erst im Sommer selbst vom Trainer der RB-Filiale Liefering zum Trainer der Kampfmannschaft aufgerückt. Nach dem doppelten Aus im Europacup gegen Malmö FF in der Qualifikation der Champions League und gegen Dinamo Minsk im Playoff der Europa League hatte der 53-jährige Deutsche durch das 1:1-Remis gegen Schlusslicht Wolfsberger AC mit dem Titelverteidiger auch den Herbstmeistertitel in der Bundesliga verpasst.

Thomas Letsch soll nun in den verbleibenden zwei Runden die Agenden des Cheftrainers übernehmen. Der 47-jährige Deutsche leitete bereits am Donnerstag um 10 Uhr eine erste Übungseinheit mit der Kampfmannschaft und wurde um 13 Uhr bei einer Pressekonferenz offiziell präsentiert.

"Wir werden nun alle Energie bündeln und haben noch elf Tage Zeit für die letzten zwei Spiele", erklärte Letsch, der mit Vorgänger Zeidler nach dem Trainerwechsel einen "kurzen Kontakt, der jedoch nur zwei Sätze waren" hatte.

Letsch: "Kompakt, aggressiv, gemeinsam sprinten, aktiver"

Der neue Salzburg-Coach beschrieb seine Vorstellungen für die kommenden Spiele am Sonntag in Mattersburg und eine Woche später daheim gegen Rapid so: "Wir wollen kompakt und aggressiv auftreten. Gemeinsam sprinten und aktiver sein."

Letsch, der in der Herbstsaison bereits als Coach des FC Liefering und der Salzburg-Junioren in der UEFA Youth League tätig war, gestand eine "komische Situation" ein: "Eigentlich habe ich meiner Frau gesagt, dass es in den nächsten Tagen ruhiger wird. Aber jetzt habe ich da eben 'umgeswitcht' und stelle mich dieser Herausforderung."

Vorerst gilt seine Rolle als Cheftrainer für die nächsten zwei Spiele, danach wird es eine Entscheidung über die weitere Vorgangsweise geben.

"Causa Hinteregger" beschäftigt Salzburg weiterhin

Wie Peter Zeidler hat aber nun auch Thomas Letsch mit einer Problematik zu kämpfen, die RB Salzburg schon seit längerer Zeit beschäftigt: Der Causa rund um den unzufriedenen ÖFB-Teamspieler Martin Hinteregger. Seit dem doppelten Europacup-Out ist der Kärntner bei den "Bullen" nicht mehr voll engagiert bei der Sache. Zuletzt flog er deshalb sogar mehrmals aus dem Kader.

Neo-Coach Letsch meinte zur Thematik: "Martin Hinteregger war heute nicht beim Training, weil er sich gestern verletzt hat. Er hat einen Schlag abbekommen und steht durch den 'Pferdekuss' nicht zur Verfügung."

Christoph Freund, der als Sportdirektor bei RB Salzburg agiert, sagte dazu: "Das Problem mit Martin Hinteregger hat nichts mit der Trennung von Peter Zeidler zu tun. Es war kein Machtkampf, sondern es geht um die Entwicklung der Mannschaft." Als er auf die "ungünstige Optik" angesprochen wurde, dass nun der Trainer und nicht der Spieler gehen muss, wiederholte Freund nur kurz: "Das hat nichts mit dem Trainerwechsel zu tun."

"Höhere Wahrscheinlichkeit auf Siege mit Letsch"

Sportchef Freund begründete den erst zweiten Wechsel auf der Salzburger Betreuerbank während einer Saison seit der Übernahme durch den Getränkekonzern (das erste Mal war dies im zweiten Jahr unter Huub Stevens der Fall) so: "Wir sehen mit Thomas Letsch eine höhere Wahrscheinlickkeit auf Siege in den letzten zwei Spielen als mit Peter Zeidler. Der neue Trainer versteht unsere Spiel-Philosophie und in seinen Mannschaften herrscht stets eine gute Atmosphäre."

Freund gestand, dass er selbst "sehr unzufrieden" mit der aktuellen Situation ist. "Wir hatten einen schwierigen Start im Sommer auch durch einige Verletzungen. Danach gab es eine bessere Phase, aber die Entwicklung in den letzten Wochen war so, dass wir uns gefragt haben, ob wir so dorthin kommen, wo wir hin wollen."

Der RB-Sportdirektor "lässt es nicht gelten, dass wir keine gute Mannschaft zur Verfügung haben. Wir haben eine außerordentliche Qualität." Der "ungewöhnliche Zeitpunkt" für den Trainerwechsel hätte auch im Falle des Herbstmeistertitels gegolten.

Rolle von Mateschitz und Rangnick ging über Information nicht hinaus

Jochen Sauer, der ebenfalls als Sportdirektor (für die Bereiche Spielerverträge, Transfers und rechtliche Fragen) zuständig ist, erklärte, dass die Rolle von Mäzen Dietrich Mateschitz und Ex-Sportchef Ralf Rangnick "über die Information nicht hinausging." Mateschitz war Dienstagabend beim 1:1-Remis gegen den WAC im Stadion, "natürlich tausche man sich da immer wieder aus."

Sein Kollege Freund skizzierte das Anforderungsprofil für den neuen Trainer (falls es keine Dauerlösung mit Letsch geben sollte) so: "Wir wollen unsere Spielphilosophie verschärfen und unsere Ziele erreichen. Wir müssen einen eigenen Weg finden und auch der Trainer. Wir sind RB Salzburg und bilden nicht für RB Leipzig aus. Wir wollen eine erfolgreiche Mannschaft haben, die sich entwickeln kann."

Den Abschied von Peter Zeidler beschrieb Freund als "ordentlich und respektvoll": "Er war der Überzeugung, dass er es mit der Mannschaft schafft und wir waren anderer Meinung. Es war aber schon schwierig, weil er sich bereits mit der Wintervorbereitung beschäftigt hat und sich jetzt von der Mannschaft verabschieden musste."

Mehr dazu:
>> Salzburg schwächelt - Hinteregger im Fokus 

red