14.09.2016 11:38 Uhr

Neuer UEFA-Boss Čeferin: Ende der Privilegien

Aleksander Čeferin und die UEFA - passt das?
Aleksander Čeferin und die UEFA - passt das?

Der Slowene Aleksander Čeferin ist zum neuen Präsidenten der Europäischen Fußball-Union gewählt worden. Der 48-Jährige setzte sich auf dem UEFA-Kongress in Athen gegen den Niederländer Michael van Praag durch.

Aleksander Čeferin genoss kurz den lauten Applaus im Saal, er stand auf und schüttelte ein paar Hände. Dann schritt der neue UEFA-Präsident, der nach fast einem Jahr im quälendem Machtvakuum die Nachfolge des gesperrten Franzosen Michel Platini antritt, zum Podium, bedankte sich artig - und machte sofort klar, dass in der Europäischen Fußball-Union nun ein anderer Wind wehen wird.

"Es ist das Ende des Zeitalters der Privilegien", sagte der 48-Jährige, der sich am Mittwoch beim UEFA-Kongress im Luxus-Hotel Grand Resort Lagonissi südlich von Athen deutlich mit 42:13 Stimmen gegen den Niederländer Michael van Praag (68) durchsetzte: "Es ist der Anfang einer neuen Epoche. Wir sollten mit der Politik, mit den Intrigen aufhören. Der Fußball kommt an erster Stelle."

Unterstützung des DFB

Auch der DFB hatte für den Slowenen gestimmt. Der Weltmeister-Verband erhofft sich "eine Lösung, die Kontinuität an der Spitze der UEFA verspricht", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel (54): "Es ist wichtig, dass wir in den kommenden Jahren keine erneute Personaldiskussion führen müssen. Zudem glauben wir, dass neue Impulse von außen dem Exekutivkomitee guttun."

Noch vor ein paar Wochen hatte kaum jemand im komplizierten Machtgefüge des europäischen Fußballs den Slowenen auf der Rechnung gehabt. Als Präsident seines Heimatverbandes (seit 2011) rangierte der Familienvater höchstens unter "ferner liefen".

"Ich bin kein Träumer, ich bin Pragmatiker", sagte Čeferin: "Wir sind die Wächter eines wunderschönen Spiels. Ich bin dankbar, dass ich diese Aufgabe übernehmen darf. Das ist eine große Verantwortung." Er sei "kein Showman" und habe "keine Ego-Probleme." Der Jurist nutzte das Machtvakuum nach dem Skandal um Vorgänger Platini perfekt.

Platini verabschiedet sich

Der für vier Jahre gesperrte Ex-Weltstar, der nur dank einer Ausnahmegenehmigung durch die Ethikkommission des Weltverbandes FIFA in Hellas eine Abschiedsrede halten durfte, sagte zu Beginn des Kongresses mit viel Pathos "Danke" und kündigte weitere Prozesse an. "Ich habe ein ruhiges Gewissen und bin überzeugt, keinen einzigen Fehler gemacht zu haben", sagte der 61-Jährige: "Ich werde meinen Kampf vor den Gerichten fortsetzen."

Um 9.01 Uhr betrat der Europameister von 1984 die Bühne des Kongresses mit einem Grinsen im Gesicht. "Sie werden diese wunderbare Mission ohne mich fortsetzen", sagte Platini: "Ich bin stolz. Mein Mandat läuft heute ab. Ich wünsche dem neuen Präsidenten viel Erfolg auf dem Weg."

Čeferin darf dabei auf einflussreiche Freunde bauen. Begleitet wurde der Wahlkampf des Aufsteigers nämlich von Gerüchten und Spekulationen. Die Indizien sprechen für sehr starke Čeferin-Befürworter in Russland und damit im "Ostblock" der UEFA. Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino (Schweiz) unterstützte den Slowenen. Der neue FIFA-"Chefaufseher" Tomaz Vesel, der der Audit- und Compliance-Kommission vorsitzt, ist ein Studienkollege Čeferins.

"Ein spezieller Tag"

"Heute ist ein spezieller Tag", sagte Infantino, einst UEFA-Generalsekretär: "Es ist der Beginn eines neuen Kapitels der UEFA. Ich wünsche dem neuen UEFA-Präsidenten Stärke und Energie. Natürlich sage ich volle Kooperation von meiner Seite und der FIFA zu."

Auf den neuen UEFA-Präsidenten kommt viel Arbeit zu: Mitten im Machtvakuum hatten die UEFA-Macher zuletzt die Reform der Europapokal-Wettbewerbe durchgedrückt. Dass die Milliarden künftig noch einfacher in die Kassen der Groß-Klubs fließen, hatte zu heftiger Kritik geführt. Čeferin bekräftigte, "nicht beteiligt" gewesen zu sein.

Zudem steht spätestens 2018 die Vergabe der EM 2024 an, die der DFB unbedingt nach Deutschland holen will. "Wir haben zum Ausdruck gebracht, dass wir es begrüßen würden, wenn unsere Bewerbung unterstützt wird", sagte Grindel. "Das ist ebenso naheliegend wie legitim. Es wurde aber keine Absprache getroffen."