25.09.2016 11:25 Uhr

Sturm darf träumen, ist aber nicht Favorit

Für Foda und seine Jungs läuft es derzeit richtig gut
Für Foda und seine Jungs läuft es derzeit richtig gut

Sturm Graz ist in der Bundesliga weiter das Team der Stunde. Mit einem etwas schmeichelhaften 3:0-Erfolg gegen den WAC und Saisonsieg Nummer sieben fixierten die Steirer den "Meistertitel des ersten Saisonviertels" am Samstag aus eigener Kraft. 22 Punkte zu diesem Zeitpunkt bedeuten einen neuen Vereinsrekord. Als echten Titelanwärter sieht man sich in Graz aber noch nicht.

"Wir sind kein Favorit auf den Meistertitel, wir haben erst neun Spiele absolviert", sprach Sturm-Trainer Franco Foda Klartext. Allerdings konnten die Grazer gegen Salzburg (3:1), Austria (3:1) und Rapid (1:1) und damit gegen sämtliche drei Konkurrenten der "Big Four" reüssieren.

Alle drei Duelle fanden in der Merkur Arena statt, das zweite Saisonviertel wird zeigen, ob die Steirer auch auswärts gegen die Topteams bestehen können. Schon am kommenden Sonntag stehen die Grazer in Salzburg beim Titelverteidiger auf dem Prüfstand.

15 gute Minuten reichen zum klaren Sieg

Vor dem Spiel der "Bullen" in Altach betrug der Sturm-Vorsprung auf den ersten Verfolger fünf Punkte. Sowohl Rapid (1:1-Remis in St. Pölten) als auch die Austria (1:2-Heimpleite gegen Admira Wacker) ließen Federn. "Die Ergebnisse zeigen, dass in der Liga alles sehr eng ist", analysierte Foda. Seine Truppe holte hingegen trotz schwächerer Leistung drei Punkte.

"Wir haben im Prinzip nur 15 gute Minuten gehabt. Es ist aber sehr wichtig, solche Spiele zu gewinnen", resümierte der Sturm-Coach. Das weiß auch Sportchef Günter Kreissl: "Wenn man solche Spiele gewinnt, hat man eine gute Saison."

Der WAC lieferte über weite Strecken einen munteren und engagierten Auftritt ab, schaute aber auch wegen drei Lattentreffern durch die Finger. "Heute hätte es auch in die andere Richtung gehen können. Es war ein dreckiger Sieg", schilderte Matchwinner Deni Alar seine Sicht. Und der fehlerlose Keeper Christian Gratzei ergänzte: " Das Ergebnis spiegelt nicht das Kräfteverhältnis wider. Wichtig sind letztendlich aber die drei Punkte."

Alar trifft und trifft und trifft...

Großer Trumpf der Grazer ist momentan die Effizienz. Dabei sticht Torjäger Alar klar heraus. Mit neun Toren in acht Ligaeinsätzen ist der 26-jährige Stürmer die herausragende Figur. "Ich fühle mich in der Mannschaft einfach sehr wohl. Und wenn es läuft, dann läuft's", begründete der Führende der Torschützenliste seinen Lauf.
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Mit neun Treffern hat er schon jetzt so viele Tore erzielt wie in den vergangenen beiden Saisonen bei Rapid zusammen. "Ich mache nichts anderes als in den Jahren zuvor. Ich gehe in den Raum und die Pässe kommen im richtigen Moment", sagte Alar. Sein Doppelschlag nach Zuspielen von Marc-Andre Schmerböck (38.) und Philipp Huspek (41.) war spielentscheidend.

"Wenn Deni im Sechzehner zur Chancen kommt, dann ist er eiskalt", weiß Foda, was er an seinem Topstürmer hat. Und Vereinskollege Stefan Hierländer fügte hinzu: "So wie wir die Tore erzielt, das ist schon eine gewisse Qualität."

Der starke Saisonauftakt sorgt auch dafür, dass Sturm bei den Fans wieder zieht. Beinahe 60.000 Anhänger (Schnitt fast 11.800 Fans) besuchten die ersten fünf Heimspiele, die vier Siege und ein Remis brachten. "Der Funke springt in diesem Stadion absolut über, was hier mit den Fans abgeht, ist brutal gut", lobte Hierländer den Anhang. Gemeinsam wurde nach dem Abpfiff minutenlang auf dem Rasen gefeiert, in der Folge zu den Klängen von "Sierra Madre" lautstark in der Kabine.
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Während sich die Spieler noch zurückhaltend geben, träumt das Publikum schon vom vierten Meistertitel der Vereinsgeschichte. In der Saison 1997/98 waren die Grazer mit 21 Punkten ähnlich gut gestartet wie aktuell, 1998/99 und 2010/11 mit 16 Zählern schlechter. Die 22 Zähler von Sturm sind übrigens die beste Ausbeute in der Liga seit der Saison 2003/04, in der Rekordmeister Rapid 23 Zähler auf dem Konto hatte.

Starke WAC-Leistung blieb unbelohnt

Der WAC kann davon nur träumen, muss sich mit einem Schnitt von einem Punkt pro Spiel eher nach hinten orientieren. "Wir haben als klar bessere Mannschaft eine 0:3-Packung bekommen. Der Gesamtauftritt war sehr gut, so stelle ich mir das auswärts vor, nur mit einem anderen Ergebnis", fasste Coach Heimo Pfeifenberger zusammen.

Das sahen auch seine Spieler so. "Fünf Minuten Unaufmerksamkeit haben das Spiel entschieden. Es war eine bittere Partie", sagte Boris Hüttenbrenner. Für den Tabellen-Siebenten geht es am Samstag zu Hause gegen Altach weiter.

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apa/red