13.05.2017 18:10 Uhr

Salzburg ist mit Rekord nicht zu stoppen

Salzburg-Trainer Óscar García weiß fast immer die richtige Antwort
Salzburg-Trainer Óscar García weiß fast immer die richtige Antwort

Dank eines Durchmarsches im Frühjahr hat RB Salzburg mit dem vierten Meistertitel en suite einen 26 Jahre alten, bisher einsamen Rekord der Wiener Austria eingestellt. Und nichts deutet darauf hin, dass sich an der Dominanz der "Bullen" etwas ändert. Zwei Fragen bleiben jedoch: Reicht es im zehnen Anlauf endlich für die Champions League und darf Salzburg überhaupt international spielen?

Salzburg hat die Bundesliga aktuell eisern im Griff. Zum vierten Mal en suite, zum zweiten Mal unter Trainer Óscar García und zum achten Mal in der nunmehr zwölf Saisonen währenden RB-Ära schlug der heimische Ligakrösus zu.

Gemeinsam mit den drei Meisterschaften des violetten Vorgängerverein SV Casino Austria Salzburg hat der Verein nun mit elf Triumphen in der "ewigen" Rangliste den FC Wacker Innsbruck überholt und ist hinter Rapid (32) und der Wiener Austria (24) alleiniger Dritter. Mit einem Sieg im Finale gegen Rapid könnte man am 1. Juni auch den vierten Cupsieg en suite und damit gar das "Quadrupel-Double" holen.
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Salzburg national nicht zu stoppen

Dass man in der Fußball-Sparte des Getränkeherstellers seit Leipzigs kometenhaftem Aufstieg nicht mehr der erste "Bulle" im Stall ist, hat am nationalen Alleingang nichts geändert.

Dank Scouting und Nachwuchsausbildung auf internationalem Topniveau muss Salzburg um diesen Status mittelfristig wohl auch nicht fürchten. Der Siegeszug in der UEFA Youth League mit Erfolgen gegen Benfica den FC Barcelona, Atlético Madrid, Paris-Saint Germain oder Manchester City unterstrich die Kapazitäten im Nachwuchs eindrucksvoll.

Hinzu kommt die "Spielwiese" Erste Liga, wo Tochterverein FC Liefering auch in seiner vierten Saison einen Top-Vier-Platz sicher hat.

Ein Makel bleibt

Es bleibt der Fluch in der Champions League, der sich nach neun gescheiterten Anläufen längst zum Trauma ausgewachsen hat. Das bittere Aus im Playoff gegen Dinamo Zagreb brachte Salzburg einmal mehr Hohn und Spott ein. In der Folge verpasste man in einer schweren Gruppe der Europa League mit Schalke 04, FK Krasnodar und OGC Nice den Aufstieg knapp und war zum zweiten Mal in Serie im Frühjahr nicht mehr international vertreten.

Auf heimischer Bühne hingegen lieferte der Favorit nach Startschwierigkeiten eine letztlich souveräne Saison ab. In der elften Runde noch neun Punkte hinter Sturm Graz liegend, übernahm man in der 21. Runde erstmals die Tabellenführung und gab diese nicht mehr aus der Hand.

Die millionenschweren Abgänge von Schlüsselspielern wie Naby Keita, Bernardo, Martin Hinteregger und im Februar Torgarant Jonatan Soriano wurden dabei erfolgreich kompensiert. Auch der Umstand, dass Neuverpflichtungen wie Marc Rzatkowski, Stefan Stangl, Munas Dabbur oder Fredrik Gulbrandsen glück- bzw. farblos blieben, steckte man weg.

Ausbildungsverein für RB Leipzig

Salzburg-Erfolgscoach Óscar García, der im Dezember 2015 übernommen hatte, musste seine Flexibilität immer wieder unter Beweis stellen. Den Frust über diverse Abgänge konnte er zeitweise kaum verbergen, auch das Verhältnis zu Sportdirektor Christoph Freund war zwischenzeitlich von atmosphärischen Spannungen geprägt. Doch der 44-jährige arrangierte sich mit der Situation und akzeptierte den Status als "Ausbildungstrainer" auf hohem Niveau.

Im Lauf der Saison setzte er dank eines breiten Kaders kaum zweimal auf dieselbe Aufstellung, verordnete seiner jungen Truppe unterschiedliche Ausrichtungen und fand fast immer die richtigen Lösungen. Der Spanier hat Salzburg zudem eine bombensichere Defensive verpasst, die bis Samstag in 33 Spielen nur 22 Gegentore kassiert hat.

Gemessen am Punkteschnitt spielt Óscar in einer Liga mit dem in dieser Kategorie bisher erfolgreichsten Coach Roger Schmidt. Unter dem Deutschen holte Salzburg in 99 Partien im Schnitt 2,24 Punkte pro Spiel, beim ehemaligen Profi des FC Barcelona sind es nach 69 Matches (inklusive Samstag) 2,22 Zähler pro Partie.

Transfers im Sommer bieten Spannung

Welches Personal dem Katalanen in der kommenden Saison zur Verfügung steht, darf mit einiger Spannung erwartet werden - mit Valon Berisha und ÖFB-Teamkicker Konrad Laimer könnten ihm zwei weitere Leistungsträger abhandenkommen. Selbst hinter seiner eigenen Personalie steht ein - kleines - Fragezeichen.

Offen ist auch noch, ob die UEFA im Sinne des Financial Fairplay und der Wettbewerbsintegrität die Aktivitäten des Getränkekonzerns in Salzburg und Leipzig goutiert. Geht es nach den Vereins-Verantwortlichen an beiden Standorten, muss man sich darum aber keine Sorgen machen. Die Entflechtung der Strukturen sei ebenso abgeschlossen wie die finanzielle Unabhängigkeit garantiert, betont man da wie dort, dass beide Vereine am Europacup teilnehmen dürfen.

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apa/red