05.04.2017 11:50 Uhr

Schluss für "ewige" UEFA-Funktionäre

Der UEFA-Kongress hat in Helsinki einstimmig eine Reihe von Reformen verabschiedet und macht Schluss mit "ewigen" Funktionären. Künftig gilt eine Amtszeitbeschränkung von maximal dreimal vier Jahren für die Mitglieder des Exekutivkomitees und den UEFA-Präsidenten. Die Reformen treten am 1. Juli in Kraft.

Dann dürfen zudem nur noch "aktive" Funktionäre, also (Vize-)Präsidenten und Generalsekretäre der Nationalverbände, ins Exekutivkomitee gewählt werden. 

Die mächtige ECA der führenden Vereine Europas bekommt in Zukunft zwei Sitze (mit Stimmrecht) - einen davon wird wahrscheinlich Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge besetzen, der wie Andrea Agnelli von Juventus bisher nur kooptiertes Mitglied war.

In die Statuten aufgenommen werden außerdem Zusätze zur Ethik und Good Governance. Für die Vergabe der UEFA-Wettbewerbe wird ein transparentes Bewerbungssystem eingeführt.

"Warum sollten wir uns davor fürchten, zu modernisieren und mit der Zeit zu gehen? Schließlich entsprechen Transparenz und Good Governance nicht nur dem Zeitgeist – sie sind auch lobenswerte und respektable Werte", sagte UEFA-Präsident Aleksander Čeferin: "Diese Veränderungen sind von wesentlicher Bedeutung, wenn wir unser Image aufpolieren, unsere Glaubwürdigkeit wieder herstellen und unsere Legitimität stärken wollen."

Čeferin: "UEFA ist nicht dazu da, Reichtümer anzuhäufen"

Die UEFA hat mit der Verabschiedung des Reformpakets ihre Statuten an die Regularien der FIFA angepasst. Die 55 UEFA-Mitglieder stimmten den Vorschlägen beim Kongress am Mittwoch in Helsinki einstimmig zu. Allerdings wird es keine vollständig unabhängige Ethikkommission geben, wie sie die FIFA besitzt. Die Gastgeber für Finalspiele von UEFA-Bewerben sollen künftig in einem transparenten Verfahren ermittelt werden.

UEFA-Boss Čeferin hat zudem eine außerplanmäßige Millionen-Zuwendung für alle Mitgliedsverbände angekündigt. Jeweils eine Million Euro solle an die UEFA-Nationen ausgeschüttet werden, sagte der Slowene. "Die UEFA ist nicht dazu da, Reichtümer anzuhäufen, während Sie Schwierigkeiten haben, den Fußball auch im letzten Winkel Ihres Verbandsgebiets weiterzuentwickeln", sagte Čeferin.

Auch in Zukunft sollen, "wenn unsere finanziellen Ergebnisse die Erwartungen übertreffen", die Überschüsse verteilt werden, äußerte der neue UEFA-Chef.

Die "Solidaritätszahlung" (von der auch der ÖFB profitieren wird) sei durch "exzellente finanzielle Ergebnisse unserer Nationalmannschafts-Bewerbe" möglich. Im Finanzjahr 2015/16, in das auch die Einnahmen durch die Europameisterschaft 2016 in Frankreich fallen, machte die UEFA nach eigenen Angaben einen Gewinn von 102,1 Millionen Euro. Die Reserven der UEFA stiegen von 531 auf 633 Millionen Euro.

"Wir werden uns niemals erpressen lassen"

Im Streit mit den finanzkräftigen Topvereinen und Ligen hat Čeferin zudem erstmals ein Machtwort gesprochen: "Wir werden uns niemals erpressen lassen von Ligen, die denken, sie könnten manipulieren und Kleinere beeinflussen, nur weil sie astronomische Einnahmen generieren."

Der Slowene richtete sich an "gewisse" Ligen und Vereine "ganz ruhig und unaufgeregt". Es werde "keine geschlossene Liga geben", lehnte der UEFA-Vorsitzende die Idee einer "Superliga" ab: "Das ist mit unseren Werten und Idealen nicht zu vereinbaren. Geld ist nicht alles." Regelmäßige Gespräche mit den Verantwortlichen der großen Vereine und Ligen sollen Kompromisse und Lösungen für beide Seiten schaffen.

In Richtung einer "Legende des Fußballs", die er namentlich nicht nannte, äußerte der UEFA-Präsident: "Auch der UEFA und FIFA liegt der Fußball am Herzen. Natürlich geht es auch um Geld, aber nur, damit wir dieses verteilen können und sich der Fußball entwickeln kann."

Zwischen der UEFA, der ECA und der Ligen-Vereinigung EPFL war es immer wieder zu Konflikten gekommen. Unter anderem ging und geht es um den internationalen Spielkalender, die Belastung der Spieler und die Verteilung der Gelder.

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sid/apa/dpa/red