22.07.2015 08:10 Uhr

Die Rohdiamanten der Bundesliga

Dem gerade einmal 16-jährigen Dayot Upamecano wird enormes Entwicklungspotenzial nachgesagt
Dem gerade einmal 16-jährigen Dayot Upamecano wird enormes Entwicklungspotenzial nachgesagt

Philipp Schobesberger, Donis Avdijaj oder Naby Keita hießen im Vorjahr die prominentesten Shooting Stars der österreichischen Bundesliga. Auch in dieser Saison gibt es wieder einige Anwärter. Grund genug sich bei allen zehn Oberhaus-Betreuern nach ihren größten Hoffnungsträgern zu erkundigen.

Wer mit Salzburg-Trainer Peter Zeidler über seine jungen Spieler sprechen möchte, rennt offene Türen ein. Das Fußball-Imperium des Getränkekonzerns aus Fuschl hat sich zu einer wahren Ausbildungsmaschinerie entwickelt. "Durch den FC Liefering und unsere Akademie haben wir natürlich sehr viele junge Spieler", bestätigt Zeidler im Gespräch mit weltfussball.at.

"Von Stefan Lainer, Benno Schmitz, Håvard Nielson oder Valon Berisha spricht man ja wenig, weil die keine siebzehn sind, aber trotzdem jung. Und vergessen wir natürlich nicht die Generation mit Marco Djuricin und Cican Stankovic." Doch die letztgenannten sind schon gestandene Bundesliga-Spieler, wir kommen mit Zeidler auf den Jahrgang 1997 und jünger zu sprechen.

"Neben Konrad Laimer oder Xaver Schlager und Daniel Raischl (Anm.: beide bei Liefering) haben wir auch viele internationale Spieler wie Dayot Upamecano, Takumi Minamino, David Atanga, Felipe Pires oder Dimitri Oberlin." Eine internationale Truppe, um die sich bei Salzburg zur Eingewöhnung ein eigener "Integration Manager" kümmert.

"Was ist mit Smail Prevljak?" fragt weltfussball.at nach. "Den habe ich vergessen", lacht Zeidler. Schafft er nach seiner Verletzung, aber mit der Visitenkarte von 14 Toren in 17 Spielen in der Erste Liga auch den Sprung eine Stufe höher? "Man kann allen Jungen den Sprung zutrauen", sagt Zeidler, "aber da müssen auch alle vom Trainer- und Betreuerteam ihren Beitrag leisten, damit sie am Boden bleiben."

Und wie angelt man sich einen U17-Europameister wie Upamecano? "Gute Frage", lächelt Zeidler, "wir haben ihn eingeladen und er hat die Möglichkeiten gesehen - nicht nur die Infrastruktur und das Stadion, sondern auch die Leute, die sich um die Spieler kümmern. Das gibt einen großen Ausschlag, denn es geht nicht nur ums Geld. Denn von den Summen zum Beispiel in England sind wir weit entfernt."

Altach kämpft noch mit der "Ausbildungschiene"

Nachwuchsspieler bei Altach – ein wunder Punkt. Denn neben dem SV Grödig unterhält man als einziger Bundesligist keine Nachwuchsakademie. Und damit fehlen auch beim Überraschungsteam der Vorsaison die jungen Rohdiamanten. "Das hat mit der Ausbildungsschiene zu tun", erklärt Altach-Coach Damir Canadi, "weil wir in Vorarlberg nicht die Akademie haben, wie wir uns das vorstellen."

Stattdessen setzen die Altacher auf junge ehemalige Nachwuchsspieler der Wiener Großklubs wie Martin Harrer (Austria) oder Daniel Luxbacher (Rapid). "Die Ausbildung im Vorarlberger Fußball ist nicht so, wie sie sein sollte", ärgert sich Canadi.

Hoffnung macht die Zukunft. "Mit Valentino Müller und Daniel Nussbaumer (Anm.: beide Jahrgang 1999) haben wir zwei junge Spieler dazugenommen, von denen wir die nächsten Jahre hören werden", prognostiziert Canadi. "Natürlich würden wir uns mehr junge Spieler wünschen", sagt der Altach-Trainer.

"Doch es geht darum mit Altach fixer Bestandteil der Bundesliga zu werden. Da geht es nicht um das Alter, sondern nur um gut oder schlecht." Und natürlich um das Finanzielle. Teure Ausbildungsentschädigungen für Akademiespieler kann man sich nicht leisten. So setzen die Vorarlberger auf Spieler wie Harrer. Nach neun Toren in der Aufstiegssaison verließ der Stürmer den Klub, um nach einem Jahr nahezu ohne Spielpraxis wieder zurückzukehren. "Er kann ein wesentlicher Faktor werden," blickt Canadi optimistisch für seinen Heimkehrer in die Zukunft.

Rapid stellt die Entwicklung der Mannschaft in den Mittelpunkt

Bei Rapid und Trainer Zoran Barisic steht einmal mehr die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund. Da sei in den letzten eineinhalb Jahren viel passiert. Junge Spieler, die sich ins Rampenlicht spielen können, gebe es viele.

Mehrmals als Joker zum Einsatz kam bereits in der vergangenen Saison Philipp Prosenik - und dem 22-Jährigen gelangen dabei wichtige Treffer, wie das späte Siegestor gegen Altach oder das 3:3 gegen Salzburg. Prosenik weiß allerdings, wo er sich noch steigern muss. "Auf jeden Fall am rechten Fuß. Und ich muss es schaffen, über längere Zeit hinweg eine gute Leistung zu bringen. Daran muss ich im Training noch arbeiten. Körperlich bin ich dafür wieder da, wo ich sein will."

WAC setzt auf Rückkehrer nach Verletzungs-Comeback

"Junge Spieler aus der zweiten Reihe? Haben wir nicht viele", meint WAC-Trainer Didi Kühbauer. Ausnahme gefällig? Peter Tschernegg. "Für ihn ist es aufgrund seiner langen Verletzung die erste richtige Saison beim WAC. Von ihm erwarte ich viel, sagt Kühbauer über Tschernegg, der am Donnerstag seinen 23. Geburtstag feiert.

Ein Jahr älter ist Wolfsbergs Neuzugang im Sturm, Philip Hellquist. Hellquist war erst im Winter zu Wiener Neustadt gewechselt, konnte dort in der Rückrunde aber schon seine starke Veranlagung zeigen. "Er ist genau der Spieler, den wir gebraucht haben", freut sich Kühbauer über die Verstärkung im Sturm. Angesprochen auf Peter Žulj entgegnet Kühbauer sofort: "Er ist ein riesiger Kicker." Allerdings gebe es Probleme im mentalen Bereich. "Wenn etwas nicht funktioniert, steckt er schnell den Kopf in den Sand", erklärt Kühbauer.

"Bei uns ist aber sowieso die Mannschaft der Star. Salzburg und Rapid können Spieler wie Soriano und Schobesberger allein eine Partie entscheiden. Klar können auch bei uns manche einen super Tag haben, aber wir haben niemanden, der regelmäßig Spiele entscheiden wird."

Sturm Graz baut auf einen großen Pool mit Talenten

Die Suche nach den richtigen Talenten. Genau das richtige Stichwort für Sturm Graz und Trainer Franco Foda. Mit Donis Avdijaj, Sascha Horvath, Lukas Spendlhofer, Andreas Gruber, Marc Andre Schmerböck sowie Daniel Offenbacher erwähnt der Deutsche gleich mehrere Namen.

Mit Sandi Lovric hat Foda zudem ein echtes Juwel Jahrgang 1998 im Kader. Doch am Beispiel von Lovric, der u.a. bei der U17-EM als Torschütze gegen Spanien glänzte, erklärt der Sturm-Coach die Schwierigkeiten junger Ausnahmespieler. "Er ist ein riesengroßes Talent. Aber bei ihm muss man große Überzeugungsarbeit leisten, dass ein Schulabschluss von enormer Wichtigkeit ist. Es ist nicht immer einfach, dies neben dem Fußball zu schaffen, doch es kann später enorm wichtig sein."

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Angela Pfalz, Clemens Schotola, Johannes Sturm, Christian Tragschitz