21.08.2015 13:46 Uhr

Serie A: Transferboom und neue Regeln

Mit neuem Duo zum Erfolg? Edin Džeko (r.) und Mohamed Salah sollen beim AS Rom für Erfolge sorgen
Mit neuem Duo zum Erfolg? Edin Džeko (r.) und Mohamed Salah sollen beim AS Rom für Erfolge sorgen

Die stärkste italienische Europacup-Saison seit Jahren hat das Selbstbewusstsein der Klubs in der Serie A wieder erstarken lassen. Italiens Experten trauen dem italienischen Fußball wieder etwas zu, die Vereine investieren so kräftig wie schon lange nicht mehr in neue Spieler, der Verband beschließt neue Kaderregeln, um italienische Eigengewächse zu fördern, die Verfolgergruppe tauscht ihre Trainer aus und die Mailänder Klubs wollen endlich wieder zu altem Glanz finden. Die neue Spielzeit in Italiens Oberhaus wirft schon vor ihrem Start spannende Themen auf. weltfussball gibt euch einen Einblick.

Seit nun vier Jahren dominiert Juventus Turin die Serie A und fährt einen Titel nach dem nächsten ein. Ein Stich in das Herz der beiden ärgsten Dauerverfolger des Rekordmeisters. Inter und der AC teilten zuvor, mit Ausnahme der 2005 nicht vergebenen Meisterschaft, seit 2004 die Titel unter sich auf - mittlerweile droht ihnen das Mittelmaß. Zu wenig für den Anspruch der beide erfolgsverwöhnten Klubs.

Neue Investitionen in Mailand

Vom Ehrgeiz getriebene, investiert Silvio Berlusconi in diesem Sommer wieder kräftig in seinen AC und suchte sich zudem für 48 Prozent der Klubanteile einen neuen, millardenschweren Mitstreiter aus Thailand. Als große Vision des Klubs soll nun in den kommenden Jahre ein modernes Stadion entstehen, das dem Verein auch finanziell helfen soll, wieder an Juventus Turin und die europäischen Top-Klubs heranzukommen.

Von Lokalrivale Inter ist hingegen noch kein konkretes Stadionkonzept vorgelegt worden. Mit den Millionen des indonesischen Investors Erick Thohir versucht Inter, nach eher dürftigen Versuchen im Winter, aber erneut teure Transfers zu tätigen, um wieder in die Spitzengruppe der Serie A vorzustoßen. Doch damit stehen die großen Mailänder nicht allein da.

Die Toptransfers: Roma, AC und Inter rüsten auf, Juventus muss in Ersatz investieren

Bei Meister Juventus kann man mit der letzten Saison mehr als zufrieden sein. Meisterschaft und Pokal gingen nach Turin, in der Champions League erreichte man erstmals seit 2003 wieder das Endspiel. Und trotzdem steht die Alte Dame vor einem großen Umbruch. Für Italiens alten Hasen Andrea Pirlo war die Zeit gekommen, um dem europäischen Fußball Arrivederci zu sagen und in die USA zu gehen. Carlos Tévez hatte Heimweh und ging zurück in seine Heimat zu den Boca Juniors und Arturo Vidal gab dem Werben der Bayern nach und beerbte Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld des FCB.

Als Konsequenz mussten die Bianconeri ihrerseits den Geldbeutel zücken und die Millioneneinnahmen aus der Champions League und den Transfers wieder investieren. Für über hundert Millionen holte man neue Spieler und stellte unter anderem den noch verbliebenen Stürmern Morata und Llorente mit Mario Mandžukić (kam von Atlético Madrid), Simone Zaza (Sassuolo Calcio) und Paulo Dybala (US Palermo) gleich drei neue Konkurrenten zur Seite. Für Linksverteidiger Alex Sandro (FC Porto) und Mittelfeldspieler Roberto Pereyra (Udinese Calcio) gingen die weiteren Millionen drauf. Ablösefrei kam zudem noch Sami Khedira von Real Madrid.

Juventus ärgster Verfolger der letzten Jahre, der AS Rom, hielt sich aber auch nicht zurück. Nach Millioneneinnahmen durch die Verkäufe von Alessio Romagnoli und Andrea Bertolacci an den AC Mailand, holte man unter anderem Edin Džeko (Manchester City), Mohamed Salah (Chelsea FC) und Antonio Rüdiger (VfB Stuttgart) in die ewige Stadt.

Inter Mailand sicherte sich die Dienste des französischen Top-Talents Geoffrey Kondogbia (AS Monaco) und lockte Florenz' ehemaligen Offensivspieler Stevan Jovetić (Manchester City) zurück in die Serie A. Der AC hat zudem mit Carlos Bacca (FC Sevilla) und Luiz Adriano (Shakhtar Donetsk) zwei der besten Europapokal-Torschützen der letzten Saison unter Vertrag genommen hat.

Neue Kaderregeln und planvolles Investieren

Doch bei aller Kauffreude der namenhaften Klubs, hat sich neben dem Financial Fairplay noch eine weitere Hürde in Sachen Kaderplanung für die Vereine der Serie A aufgetan. Zur Förderung des eigenen Nachwuchses und italienischer Spieler hat der Verband sich neue, einschneidende Regeln für die 20 Teams der ersten Liga ausgedacht. Fortan dürfen in den offiziellen Profikadern nur noch 25 Spieler geführt werden, von denen mindestens vier im eigenen Verein und vier weitere in den Nachwuchsmannschaften anderer italienischer Klubs ausgebildet worden sein müssen. Diese Regel zwingt die Vereinsführungen nun, sich vermehrt von ausländischen Spielern zu trennen und ihre oft aufgeblähten Kader zu verkleinern.

Um die verbliebenen Plätze hochkarätiger besetzen zu können und überhaupt für neue Top-Stars Platz zu schaffen, stehen einige Vereine nun gehörig unter Druck, sich von Altlasten zu befreien. In diesem Sommer verließen deshalb mit Mario Gómez, Xherdan Shaqiri und Samuel Eto'o gleich mehrere namenhafte Profis die Liga.

Um zudem das Risiko größere Transferflops zu minimieren, aber auch für die jeweilige Saison das Financial Fairplay einzuhalten, setzen Klubs wie der AS Rom oder Inter vermehrt auf teure Leihgeschäfte mit der Vereinbarung über eine feste Verpflichtung im Folgejahr. Ein Risko besteht dabei trotzdem, vor allem wenn der durch die teuren Neuverpflichtungen notwendige Europapokal nicht erreicht wird.

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Nils Marlow