09.09.2015 19:47 Uhr

Jock Steins Tod auf der Betreuerbank

Unter Jock Stein gewann Celtic 1967 den Meistercup, die Meisterschaft, den FA-Cup und den League Cup
Unter Jock Stein gewann Celtic 1967 den Meistercup, die Meisterschaft, den FA-Cup und den League Cup

Am 10. September 1985 ist Jock Stein auf der schottischen Betreuerbank einem Herzinfarkt erlegen. Für viele ist der ehemalige Celtic-Manager der beste britische Trainer aller Zeiten, auch für Alex Ferguson. 1967 gewann er mit Celtic als erste britische Mannschaft den Meistercup.

"Es zählt weder der Glaube noch die Nationalität - es ist der Mann selbst." Dieser Spruch ziert heute noch die Innenseite der Kragen einiger Celtic-Dressen. Getätigt hat ihn der legendäre Celtic-Manager Jock Stein, der die Bhoys zu 24 nationalen Titeln und 1967 zum Treble führte: Meistertitel, FA-Cupsieg und Meistercup-Triumph. Nach dem 2:1-Sieg der "Lisbon Lions" im Meistercup-Finale gegen Inter Mailand meinte Liverpools Legende Bill Shankly: "Jock, jetzt bist du unsterblich geworden."

Am 10. September 1985 erwischte es den vermeintlich Unsterblichen auf der Betreuerbank des schottischen Nationalteams direkt neben seinem Co-Trainer Alex Ferguson. Als Davie Cooper im WM-Qualifikationsspiel in Wales knapp vor Schluss zum 1:1-Endstand traf und damit die Bravehearts ins Playoff schoss, hörte Steins Herz auf zu schlagen. Wiederbelebungsversuche in den Katakomben des Ninian Parks blieben erfolglos.

Ferguson erst Informant, dann Assistent

Aberdeen-Manager Ferguson führte Schottland dann mit einem Playoff-Erfolg über Australien zur WM und betreute die Braveharts in Mexiko, ehe er kurz danach Manager von Manchester United wurde. "Ich bin sehr stolz darauf, Jock Stein als Manager, Kollegen und als Freund gehabt zu haben. Er ist der beste britische Manager aller Zeiten", sagte Ferguson nach dessen Tod. Nach Beendigung seiner Ära bei ManUtd gestand er sogar, dass er als Rangers-Spieler den Celtic-Manager mit Infos versorgt hatte: "Ich war zu der Zeit oft im gleichen Restaurant wie Jock. Er hat mich immer gefragt, was in Ibrox los ist. Ich habe ihm alles erzählt. Ich hatte immer das Gefühl, dass er sowieso schon alles weiß."

Stein verstand es aber auch, seine Spieler stets auf ein Podest zu heben und von negativen Kritiken fern zu halten. Er war ein Verfechter des gepflegten Kicks. Für manche galt er sogar als Vorreiter des niederländischen "totalen Fußballs". In jedem Fall versuchte er stets seiner Zeit voraus zu sein und schaute sich schon als Celtic-Spieler die WM 1954 in der Schweiz "privat" genau an, um dort einen Eindruck vom ausländischen Fußball zu bekommen.

Meistercuptriumph mit Bezirksauswahl

Im März 1965 wurde er zum ersten protestantischen Manager der Bhoys und führte sie 1965/1966 nach acht titellosen Jahren zur Meisterschaft. Den Landesmeister-Cup gelang ihm mit einer Art "Bezirksauswahl". Keiner der "Lisbon Lions" lebte mehr als 50 Kilometer außerhalb von Glasgow. Seinen Spielern gab er vor dem Endspiel gegen das Catenaccio praktizierende Inter mit auf dem Weg:" Wenn ihr jemals den Europacup holen solltet, dann heute, hier und jetzt. Aber wir wollen ihn nicht einfach nur holen, wir wollen guten Fußball spielen und auch die Neutralen sollen nachher glücklich sein, dass wir ihn geholt haben."

Nur dem FC Madgeburg und Steaua Bucureşti (Bukarest) gelang es später noch Europacupbewerbe ausschließlich mit heimischen Spielern zu holen. Magdeburg gewann 1974 den UEFA-Cup nur mit Spielern aus dem Bezirk Magdeburg - was selbst für DDR-Verhältnisse ungewöhnlich war. Steaua holte den Meistercup 1986 ausschließlich mit rumänischen Spielern. Stein schaffte es mit Celtic übrigens ein zweites Mal ins Meitercupfinale: 1970 zog er aber in Mailand gegen das von Ernst Happel betreute Feyenoord mit 1:2 nach Verlängerung den Kürzeren.

1978 beendete Stein mit 25 Titeln in 13 Jahren sein Trainer-Engagement bei Celtic, darunter neun Meistertitel in Folge ("Nine in a Row") von 1966 bis 1974. Als er nach dem obligaten Geheimnis des Erfolgs gefragt wurde, antwortete er mit einem Augenzwinkern: "Die sechs Spieler, die dich hassen, musst du von den fünf weg halten, die nicht wissen, was sie von dir halten sollen." Bei der Frage nach dem stolzesten Moment, erinnerte sich an seine Zeiten als Spieler: "Jeder Freitag, an dem ich auf der Tafel gesehen habe, dass ich Samstag spielen werde."

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Thomas Schöpf