19.11.2016 09:29 Uhr

Özil/Sánchez: Siegesrausch dank Rollentausch

Erfolgsgaranten beim FC Arsenal: Alexis Sánchez und Mesut Özil
Erfolgsgaranten beim FC Arsenal: Alexis Sánchez und Mesut Özil

Obwohl sie schon seit mehr als zwei Jahren gemeinsam auf dem Platz stehen, haben Mesut Özil und Alexis Sánchez beim FC Arsenal noch nie so brillant harmoniert wie zuletzt. Grund dafür ist ein Taktikkniff von Coach Arsène Wenger.

Wie schnell die Zeiten sich doch manchmal ändern. Drei Monate sind vergangen, seitdem die Gunners beim spektakulären 3:4 gegen den FC Liverpool einen Fehlstart in die neue Premier-League-Spielzeit hinlegten. Wasser auf die Mühlen der Pessimisten, die schon früh vor einer sportlichen Talfahrt gewarnt hatten.

Heute sind die kritischen Stimmen rund ums Emirates Stadium weitestgehend verstummt, was angesichts der jüngsten Erfolgsserie nicht verwundern dürfte. Das Champions-League-Achtelfinale eingetütet, im Pokal auf Kurs und in der Liga auf Tuchfühlung zur Spitze - bei den Londonern läuft es rund. Gehörigen Anteil am Aufschwung hat ein Zauberduo, bestehend aus Mesut Özil und Alexis Sánchez, das von einem Rollentausch profitiert hat.

Wengers Rochade geht auf

Als Konsequenz aus dem holprigen Saisonstart hatte Arsène Wenger sein Spielsystem leicht modifiziert und die Abteilung Attacke umbesetzt. In Abwesenheit des angeschlagenen Olivier Giroud, der über Jahre hinweg als Zielspieler für Wucht und Kopfballstärke gesorgt hatte, versetzte der Coach den agilen Sánchez vom Flügel ins Zentrum. Ein Geniestreich, wie ein Blick auf die Leistungsdaten verrät: In 15 Pflichtspiel-Einsätzen trug der Chilene neben acht Treffern auch sieben Vorlagen zum Erfolg der Mannschaft bei. Ob auf nationaler Ebene oder in der Königsklasse, überall verzweifeln Abwehrreihen an den unberechenbaren Aktionen des 27-Jährigen.

Zur gleichen Zeit blühen die Nebenmänner des Südamerikaners auf - ganz besonders Mesut Özil. Die deutsche Passmaschine zeigt neuerdings ungewohnte Qualitäten im Abschluss, was nicht zuletzt an den perfekt getimten Zuspielen seines kongenialen Partners liegt. Gegen Chelsea, Swansea und Watford servierte er jeweils für den Ex-Schalker (schon sieben Tore in PL und CL), der aus kurzer Distanz nicht mehr viel falsch machen konnte. Sánchez' Aktionsradius schafft Räume in der Offensive, die seine Mitspieler zu nutzen wissen. Zuvor lautete die Erfolgsformel zumeist "Özil, Sánchez, Tor", doch Wengers gelungene Rochade hat den Ablaufplan durcheinandergewirbelt.

Vertragsverlängerungen ziehen sich hin

In bester Arsenal-Tradition häufen sich nun die Stimmen, die ein Ende der titellosen Durststrecke prophezeien. Die Sehnsucht der Fans nach der ersten Meisterschaft seit 2004 ist ungebrochen. Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Rückkehr an die Spitze soll weiterhin das Duo Özil & Sánchez bilden. Problem: Beide haben nur noch Vertrag bis 2018, die geplanten Verlängerungen ziehen sich wie englisches Minz-Kaugummi.

Da ist es nur verständlich, dass Wenger fleißig die Werbetrommel rührt: "Özil kann eine Legende wie Bergkamp werden, wenn er sich dem Verein verschreibt", so der Franzose kürzlich, der den Vergleich mit dem Niederländer erläuterte: "Bergkamp hat sich für eine lange Zeit verpflichtet und hat gespielt, bis er 38 war. Ich wünsche mir, dass wir noch zehn weitere Jahre mit Özil haben. Um eine Klub-Legende zu werden, musst du für eine lange Zeit bleiben". Statt nur mit dem sprichwörtlichen Pfahl winkt Wenger quasi mit dem kompletten Zaun.

Auch der Altmeister hat die Fortschritte bei seinem deutschen Edeltechniker erkannt: "Ich glaube, er ist jetzt sehr reif. Als er hergekommen ist, wollte er vor allem spielen. Jetzt legt er den Fokus mehr darauf, effektiv zu sein", so der 67 Jahre alte Fußballlehrer, der im Auswärtsmatch beim von Intimfeind José Mourinho trainierten Manchester United auf die nächste Gala seiner Schützlinge hofft: "Sie haben ihre Rollen zuletzt hervorragend erfüllt. So können sie jeden Gegner in Verlegenheit bringen".