04.08.2017 09:54 Uhr

Portugal-Check: Schnürt Benfica den Fünferpack?

Benfica ist zur Zeit das Maß aller Dinge
Benfica ist zur Zeit das Maß aller Dinge

Seit vier Jahren steht der Name SL Benfica an der Spitze der portugiesischen Primeira Liga in Stein gemeißelt. Rekord-Champion sind die "Encarnados" mit 36 Titeln längst. Fünf Meisterschaften in Folge konnte bisher aber nur der FC Porto in den 90ern feiern. Neben dem Rivalen aus dem Norden will auch Stadtnachbar Sporting CP Benficas fünften Triumph verhindern. Die Löwen eröffnen die Saison am Sonntag bei CD Aves.

Die Favoriten:

Seit Gründung der Primeira Liga gingen 81 von 83 Titeln an die "Großen Drei" des Landes. Die Hauptstadtklubs Benfica und Sporting und der FC Porto dominieren die Liga Jahr für Jahr und machen die ersten drei Plätze wohl auch diesmal unter sich aus.

Als Topfavorit geht nach dem Double erneut Benfica ins Rennen. Trainer Rui Vitória muss seine Defensive nach dem Abgang von drei Leistungsträgern allerdings neu aufstellen.

Bisher hat der 47-Jährige offenbar keine schlagkräftige Formation gefunden. In fünf Testspielen ging Benfica viermal als Verlierer vom Platz. Dabei setzte es gegen die Young Boys Bern (1:5) und den FC Arsenal (2:5) herbe Klatschen. Zuletzt unterlag man auch dem Bundesligisten aus Leipzig mit 0:2.

Stadtrivale Sporting will nach zwei zweiten und zwei dritten Plätzen endlich wieder ganz oben angreifen. Jorge Jesus bläst schon vor dem ersten Anpfiff zur Attacke. "Sporting wird mit aller Macht um den Titel spielen, mit großem Selbstbewusstsein und jeder Menge Power", verspricht der Trainer der Grün-Weißen.

Der FC Porto geht als einziges Topteam mit einem neuen Coach in die Spielzeit. Der langjährige portugiesische Nationalspieler Sérgio Conceição übernimmt, nachdem er auch als Spieler schon zweimal Station in Porto gemacht hatte, den Platz auf der Trainerbank.

Mit Vitória Guimarães und Sporting Braga lauern hinter dem Toptrio zwei ambitionierte Klubs, die den Großen ein Bein stellen und ebenfalls nach Europa wollen. Guimarães stürmte letztes Jahr ins Pokalfinale, wo man knapp mit 1:2 gegen Benfica unterlag. Braga bewies mit einem Sieg über Sporting und einem Remis gegen Porto, dass es mithalten kann.

Eine erste Standortbestimmung gibt es am Samstag bereits einen Tag vor Beginn der Liga. Im portugiesischen Supercup fordert Vitória Guimarães Meister Benfica heraus.

Die größten Transfers:

Bisher sind die Klubs der Primeira Liga in diesem Sommer vor allem als Verkäufer aufgetreten. Der teuerste Neuzugang ist unterdessen nicht mal neu. Der FC Porto überweist 20 Millionen Euro an Atlético Madrid, um Mittelfeldmann Óliver Torres nach Ende eines erfolgreichen Leihgeschäfts fest an den Klub zu binden.

Der 22-Jährige übernimmt die Nummer zehn bei den "Drachen" und soll in die Fußstapfen von André Silva treten. Wie groß diese sind, stellte zuletzt Cristiano Ronaldo fest, als er sagte: "Wenn ich zurücktrete, wird Portugal in guten Händen sein, denn das Team hat bereits einen tollen Stürmer gefunden: André Silva". Der 21-Jährige wechselt für 38 Millionen zum AC Mailand.

Sporting CP hat sich mit Marcos Acuña verstärkt. Der Linksaußen kommt für 9,6 Millionen von Racing Club aus Argentinien in die portugiesische Hauptstadt. Dort ist auch Bruno Fernandes wieder gelandet. Der zentrale Mittelfeldmann von Sampdoria Genua kehrt zurück in seine Heimat Portugal und kostet Sporting 8,5 Millionen Euro Ablöse.

Mit Rúben Semedo (14 Millionen, FC Villareal) und Paulo Oliveira (3,5 Millionen, SD Eibar) haben zwei Verteidiger den Klub Richtung Spanien verlassen. Namhafter Ersatz kommt mit Fábio Coentrão (ausgeliehen von Real Madrid) und Jérémy Mathieu (ablösefrei vom FC Barcelona).

Bei Benfica haben die Verkäufe von Keeper Ederson (Manchester City) und den Abwehrleuten Victor Lindelöf (Manchester United) und Nélson Semedo (FC Barcelona) über 100 Millionen Euro in die Kasse gespült.

Investiert haben die Roten das Geld noch nicht. Allerdings ist dazu auch noch jede Menge Zeit. In Portugal schließt das Transferfenster erst am 22. September.

Die Stars:

Obwohl mit Benfica und Porto mindestens zwei Klubs in der Champions League spielen werden, fehlen dem portugiesischen Fußball auch dieses Jahr die ganz großen Stars.

Der klangvollste Name ist weiterhin im Tor des FC Porto zu finden. Der nimmermüde Iker Casillas verlängerte seinen Vertrag bei den "Drachen" um ein Jahr bis 2018. Ob vor der spanischen Torhüterlegende in Zukunft Bruno Martins Indi verteidigt, ist noch unklar. Der Abwehrmann aus den Niederlanden liebäugelt mit einem Wechsel in die Premier League.

Bei Benfica zieht in der kommenden Spielzeit Pizzi weiter die Fäden im Mittelfeld. Der portugiesische Nationalspieler soll den Torschützenkönig der vorletzten Saison Jonas und seinen Kompagnon Kostas Mitroglou mit Vorlagen füttern.

Im Sturmzentrum von Sporting wirbelt unterdessen neben dem vom FC Liverpool umworbenen Gelson Martins weiterhin Bas Dost. Mit starken 34 Treffern wurde der Holländer im letzten Jahr Torschützenkönig der Primeira Division.

Nach dem ehemaligen Wolfsburger versucht ein weiterer Ex-Bundesliga-Akteur sein Glück nun in Portugals Hauptstadt. Haris Seferović wechselte ablösefrei von Eintracht Frankfurt zu Benfica.

Lennart Wegner