01.12.2017 09:06 Uhr

Mkhitaryan: Gefangen im United-Teufelskreis

Henrikh Mkhitaryan ist bei Manchester United ins Hintertreffen geraten
Henrikh Mkhitaryan ist bei Manchester United ins Hintertreffen geraten

In seiner zweiten Spielzeit bei Manchester United hat Henrikh Mkhitaryan einen schweren Stand. Vor dem anstehenden Klassiker gegen Arsenal (Samstag, ab 18:30 Uhr) ist der 28-Jährige nicht mal mehr zweite Wahl.

Als sich der gesamte United-Tross am vergangenen Dienstag per Zug auf dem Weg nach Hertfordshire zum Ligaspiel gegen den FC Watford machte, brauchte Mkhitaryan kein Ticket. José Mourinho hatte für die anstehende Begegnung einmal mehr auf den Armenier verzichtet. Den souveränen 4:2-Erfolg seiner Teamkollegen durfte der 28-Jährige nur auf der heimischen Couch miterleben. Ein Schicksal, das dem ehemaligen BVB-Profi nun auch im anstehenden Premier-League-Clash gegen Arsenal droht.

Schon vor zwei Wochen hatte der ehemalige Dortmunder den Sprung in den Spieltagskader verpasst. Beim furiosen 4:1-Erfolg über Newcastle United wurden die Qualitäten des eigentlich so spielstarken Mittelfeldspielers auch kaum vermisst. Im darauffolgenden Ligavergleich gegen den Underdog Brighton durfte Mkhitaryan immerhin von der Bank kommen. Die Chance, in den verbleibenden 19 Minuten Werbung für sich zu machen, verpasste der Dribbelkünstler mit einer blassen Performance allerdings.

Knallharte Mourinho-Schelte

Viel Selbstvertrauen dürfte Mkhitaryan ohnehin nicht mit auf den Platz gebracht haben. Einen Tag vorher hatte Teammanager José Mourinho den sensiblen Spielgestalter öffentlich an den Pranger gestellt. "Ich war nicht zufrieden mit seinen letzten Leistungen. Ich spreche dabei nicht von ein oder zwei Spielen. Ich spreche von vier oder fünf. Er ist sehr gut in die Saison gestartet und dann nach und nach schlechter geworden", schimpfte der Portugiese in der auflagenstarken "Sun" über seinen Schützling.


José Mourinho (l.) ist unzufrieden mit Mkhitaryan

Weiter klagte "The Special One": "Seine Torausbeute, seine Vorlagen und sein Pressing haben sich verschlechtert. Andere arbeiten hart und verdienen sich ihre Chance."

Ob es sich bei den markigen Worten lediglich um eine spezielle Motivation á la Mourinho oder tatsächlich um eine breite Manöverkritik handelt, blieb vorerst offen. Allerdings legen die folgenden Nichtnominierungen gegen Watford und in der Königsklasse gegen Basel die zweite, bittere Interpretation nahe. "Micky" scheint im roten Star-Ensemble deutlich angezählt.

Besser ohne Mkhitaryan

Nach einem starken Saisonstart mit sechs Torbeteiligungen in den ersten fünf Premier-League-Spielen befindet sich der 70-fache Nationalspieler derzeit in einem wahren Teufelskreis aus wenig Selbstvertrauen und wenig Spielzeit, die wiederum kaum ausreicht, um wieder zu alter Stärke und altem Selbstvertrauen zurückzufinden.

Zu allem Überfluss läuft es aktuell bei den Red Devils auch ohne Mkhitaryan. Drei Siege infolge fuhren Mourinho und Co. zuletzt in der Liga ein. Die CL-Pleite in Basel? Als feststehender Achtelfinalist geschenkt. Die letzte schmerzliche 0:1-Niederlage gegen Chelsea datiert vom 5. November und fällt ausgerechnet mit dem letzten Startelf-Einsatz von Mkhitaryan zusammen. Ein Sündenbock schien dementsprechend schnell ausgemacht. 


Mkhitaryan (r.) hatte gegen Chelsea einen schweren Stand

Auch die nochmals verschärfte Konkurrenz-Situation in der zweifelsfrei opulent ausgestatteten Offensive des 20-fachen englischen Meisters macht wenig Hoffnung auf vermehrte Spielanteile. Nach überstandenem Kreuzbandriss feierte kürzlich die selbsternannte United-Ikone Zlatan Ibrahimovic ihr Comeback.

Läutet Ibras Comeback das Ende ein?

Mit dem Schweden scheint eine dauerhafte Abkehr vom meist praktizierten 4-2-3-1-System hin zu einem klassischen 4-4-2 mit Ibrahimovic und Lukaku als Doppelspitze durchaus denkbar. Neben den weiteren Angriffs-Optionen Juan Mata, Marcus Rashford und Anthony Martial bliebe somit kein Platz mehr. Auch der Name Mesut Özil kursiert momentan als mögliche Winter-Verstärkung rund um das Old Trafford.

Selbst Youngster Jesse Lingard ist im teaminternen Ranking am Armenier vorbeigezogen. "Er hat vielleicht nicht den großen Name wie ein Mkhitaryan, aber er hat absolut die gleichen Fähigkeiten", stellte Vereinslegende Paul Scholes gegenüber "BT Sport" klar. Der 24-Jährige war jüngst gegen Watford mit zwei Vorlagen und einem Treffer zum Matchwinner avanciert.

Medien spekulieren über BVB-Rückkehr

Eine Gesamtentwicklung, die kürzlich einige Fans im Dortmunder Umfeld von einer Rückkehr des einstigen BVB-Regisseurs träumen ließ. Auch die renommierte "BBC" brachte Mkhitaryan, der im Sommer 2016 noch auf einen Abgang bei der Borussia in das gelobte Premier-League-Land England gedrängt hatte, schon mit einem Transfer ins Ruhrgebiet in Verbindung.

Eine spektakuläre Rückholaktion in die Bundesliga scheint aber derzeit aus finanziellen und sportlichen Gesichtspunkten unwahrscheinlich. Vielmehr muss es für Mkhitaryan in erster Linie darum gehen, auch im Haifischbecken Manchester United zu alter Form zu finden. Ein Platz im Spielerkader für das Arsenal-Spiel könnte dabei schon ein erster Schritt sein.

Falk Velten