18.01.2018 11:42 Uhr

Zu rechtslastig? FC Bundestag lehnt AfD-Politiker ab

Das Fußball-Team des Deutschen Bundestages bestreitet ein Dutzend Spiele pro Jahr
Das Fußball-Team des Deutschen Bundestages bestreitet ein Dutzend Spiele pro Jahr

Draußen statt Rechtsaußen: Der AfD-Abgeordnete Sebastian Münzenmaier darf in der Fußball-Mannschaft des Deutschen Bundestages nicht mitkicken.

Die Mitgliederversammlung des FC Bundestag sprach sich gegen eine Aufnahme des 28-Jährigen aus, der in der Vergangenheit in der Fanszene negativ aufgefallen war.

Über den Beitritt eines weiteren AfD-Mitglieds werde noch beraten, erklärte Marcus Weinberg (CDU). Drei Abgeordnete der Alternative für Deutschland hätten den Sprung in den Kader geschafft. Das Team bestreitet ein Dutzend Spiele pro Jahr, einige für einen guten Zweck. Auch eine Partie gegen ein Flüchtlingsteam ist geplant.

Das Amtsgericht Mainz sah es 2017 als erwiesen an, dass sich Münzenmaier bei einem Angriff von Hooligans des 1. FC Kaiserslautern auf Anhänger von Mainz 05 der Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht hat. Der 28-Jährige wurde zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Der Abgeordnete bestreitet den Vorfall und hat Berufung eingelegt.

Wertekanon umfasst Weltoffenheit, Fairness und Toleranz

Für die Fußballer des Hohen Hauses war das genug. Münzenmaiers Auftritt in der Fußballszene entspreche nicht dem Wertekanon der Kicker, den die Versammlung auf ihrer Sitzung am Mittwoch in ihre Satzung aufnehmen ließ. "Dabei geht es um Weltoffenheit, Fairness, Toleranz", sagte Weinberg.

Zunächst einmal habe jeder Abgeordnete ein Recht aufs Kicken, kein Talent soll dem FC Bundestag durch die Lappen gehen. "Wir schreiben vor einer neuen Legislaturperiode alle Parteien an, ob es interessierte Fußballspieler in ihren Reihen gibt. Das haben wir auch im Falle der AfD getan", sagte Weinberg.

Prompt hätten sich fünf Parlamentarier der Alternative für Deutschland gemeldet, die die Truppe verstärken wollten. Dort gehören auch prominente Sportler zum Kader wie der frühere Turnweltmeister Eberhard Gienger (CDU). Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel (CDU) hat in seiner Zeit als Parlamentarier mitgespielt.

Hitzige Debatten in der Kabine

Schon im Vorfeld der Mitgliederversammlung hatte die Kandidatur der AfD-Fußballer für hitzige Debatten in der Kabine gesorgt. Generell gehen die Meinungen der Fraktionen über den Umgang mit den AfD-Abgeordneten derzeit weit auseinander, auch bei der Frage, ob ein AfD-Politiker die Leitung des Sportausschusses im Deutschen Bundestag übernehmen soll.

Beim FC Bundestag könnten aber vielleicht schon pfiffige Aktionen dazu führen, dass sich die AfD-Kicker zu rechtsstaatlichen Werten auch öffentlich bekennen müssen. So schlug der Grünen-Abgeordnete Dieter Janecek im Deutschlandfunk vor, die neue Mannschaft solle sich vor einem Schriftzug fotografieren lassen, der da lautet: "Für Flüchtlingshilfe und gegen Rassismus".

Der Linken-Abgeordnete Fabio de Masi bezog sich bei seinem Vorschlag in der "Süddeutschen Zeitung" auf das Zitat von AfD-Bundessprecher Alexander Gauland über Nationalspieler Jerome Boateng ("Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn"). Vielleicht, so de Masi, sollten sich alle Bewerber einem fußballerischen Eignungstest unterziehen, "unter Leitung von Jerome Boateng."