02.03.2018 11:10 Uhr

Wegweisende Videobeweis-Abstimmung steht bevor

Schiedsrichter Felix Zwayer nutzt seit dieser Saison den Videobeweis
Schiedsrichter Felix Zwayer nutzt seit dieser Saison den Videobeweis

Am Samstag stimmt das IFAB über die Aufnahme des Videobeweises in die Fußballregeln ab. Die Entscheidung ist auch für die Bundesliga wegweisend.

Aus den Tiefen des Internets versuchte es selbst Joseph S. Blatter noch einmal. Der "persönliche Appell" des früheren FIFA-Präsidenten an die "Wächter der Fußballregeln" via Twitter dürfte aber ebenso verhallen wie der aller anderen Technik-Gegner. An der Videobeweis-Revolution, die das International Football Association Board (IFAB) am Samstag (ab 9:00 Uhr) endgültig beschließen soll, scheint kein Weg mehr vorbei zu führen.

"Die bisherigen Ergebnisse stimmen uns positiv", sagte IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud dem "SID": "Es wird keine politische Entscheidung geben, sondern ausschließlich eine, die auf Fakten und Statistiken beruht." Sachliche Argumente gegen die Aufnahme des "VAR" (Video Assistant Referee) ins Regelwerk gibt es kaum noch.

"Wir waren in der Lage, in dieser Saison 75 klare Fehlentscheidungen zu korrigieren", sagte Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), Mitte Februar der britischen Times: "Wenn wir in der Lage sind, 75 klare Fehlentscheidungen zu vermeiden, die vielleicht den Unterschied machen im Abstiegskampf, in Spielen um die Champions League oder bei Trainerentlassungen, dann sollten wir den Videobeweis auch benutzen."

Videobeweis bei der WM?

Dafür müssen mindestens sechs der acht IFAB-Mitglieder pro Videobeweis votieren. Eine Entscheidung gegen die Technik ist sehr unwahrscheinlich, denkbar wäre höchstens ein Mittelweg mit der Verlängerung der Testphase. Jeweils eine Stimme haben die vier britischen Verbände (England, Wales, Schottland, Nordirland), vier der Weltverband FIFA, der den Videobeweis schon bei der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) einsetzen will. Blatter ist strikt dagegen ("Die WM kann nicht als Experiment genutzt werden").

Sein Nachfolger Gianni Infantino gehört aber zu den größten Befürwortern des Hilfsmittels, das in der Hinrunde der Bundesliga für teils hitzige Diskussionen gesorgt hatte. "Wenn wir die Chance haben, dem Schiedsrichter zu helfen, sollten wir das tun", sagte der Schweizer. Einzelne Negativschlagzeilen wie nach dem 6:1 von Tottenham Hotspur gegen den AFC Rochdale im englischen FA Cup mit teils absurden VAR-Szenen (lange Spielunterbrechungen, schwer nachvollziehbare Entscheidungen) sollten am Samstag kein Rolle spielen.

FIFA ist innovativer als die UEFA

In welchen Wettbewerben der Videobeweis eingesetzt werden würde, dürften die jeweiligen Veranstalter selbst entscheiden. Das FIFA-Council tagt am 15./16. März in Kolumbien, um den WM-Einsatz abzusegnen. Seifert bestätigte: "Wenn das IFAB den Videobeweis erlaubt, werden wir ihn in der kommenden Saison in der Bundesliga und vielleicht auch in der 2. Bundesliga einsetzen."

In der Champions League wird der VAR hingegen vorerst nicht dabei helfen, Fehlentscheidungen bei Toren, Elfmetersituationen, Platzverweisen und Spielerverwechslungen zu vermeiden. "Wir werden das in der nächsten Saison auf keinen Fall machen", sagte Aleksander Ceferin, Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA) - sehr zum Unmut von Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

"Ich freue mich, dass die FIFA da etwas innovativer ist als die UEFA", sagte der 62-Jährige: "In der Vergangenheit war es ja oft andersherum. Ich bin überzeugt, dass das bei der Weltmeisterschaft ein wichtiges Zeichen und ein wichtiges Mittel ist. Dadurch werden die Schiedsrichter positiv unterstützt, und die Entscheidungen laufen fairer und seriöser ab. Es macht das Spiel besser."