17.03.2020 09:11 Uhr

Damals: Als Lautern die Königlichen abschoss

1982 überrollte der FCK mit Funkel (l.) und Brehme (2.v.l.) die Königlichen
1982 überrollte der FCK mit Funkel (l.) und Brehme (2.v.l.) die Königlichen

Drei Gegentore aus dem Hinspiel ausbügeln? Real Madrid fünf Tore einschenken? Den Fans eine magische Nacht bescheren? Was mittlerweile undenkbar wäre, schaffte der 1. FC Kaiserslautern heute vor genau 38 Jahren.

"Für mich war es eine unvergessliche Nacht – nicht nur wegen meiner beider Tore", erinnerte sich der damalige Lauterer Mittelfeldspieler Friedhelm Funkel später im Buch "Wenn der Betze bebt" an eine Partie, die an jenem 17. März 1982 in die Geschichte einging.

Der 1. FC Kaiserslautern fegte im Viertelfinale des UEFA Pokals den haushohen Favoriten aus der spanischen Hauptstadt mit 5:0 geradezu aus dem Stadion.

Die Ausgangslage war für die Lauterer denkbar ausweglos. Im Hinspiel hatte man im Bernabéu Stadion mit 1:3 verloren. Business as usual, so schien es. Zwischen den Roten Teufeln und den Königlichen aus der spanischen Hauptstadt schienen Welten zu liegen.

Ein Weiterkommen im UEFA-Pokal? Den ganz großen Namen um del Bosque, Stielike, Camacho und Co. eins auswischen? Aus Lauterer Sicht völlig utopisch!

Das Wunder nimmt seinen Lauf

90 intensive Europapokal-Minuten bewiesen jedoch, dass auf dem emotionalen Betzenberg wahre Wunder geschehen können. "Habt keine Angst vor den Spaniern", schwor der damalige FCK-Trainer Kalli Feldkamp seine Elf auf das Spiel ein, "und geht selbst bis an die Grenze des Erlaubten, bringt das Publikum hinter euch!"

Der Übungsleiter wollte Europas Nummer eins so mit ihren eigenen Waffen schlagen. Im Hinspiel waren es nämlich die Hausherren, die das Spiel durch hartes Einsteigen dominierten. Funkel und sein Teamkollege Hans-Peter Briegel mussten mit der Trage vom Platz gebracht werden und landeten im Krankenhaus.

Mit entsprechender Wut im Bauch und dem unbändigen Willen traten die Pfälzer das Rückspiel an. Der Betzenberg, mit 34.500 Zuschauern zum Bersten gefüllt, empfing sein Team trotz der deutlichen Hypothek aus dem Hinspiel erwartungsfroh und frenetisch.

"Wir haben sie schlicht überrollt"

Und Feldkamps Kabinenpredigt verfehlte ihre Wirkung offenbar nicht. Bereits nach 14 Minuten stand es 2:0 für die Hausherren. Beide Treffer erzielte Friedhelm Funkel. Während dem ersten Treffer noch ein individueller Fehler von Real-Keeper Agustín vorausging, war der Abstauber zum 2:0 schon dem Chaos in der Hintermannschaft der Spanier geschuldet.

Der Betze erlebte eine verkehrte Fußballwelt. "Wir haben sie schlicht überrollt", erzählte Funkel. "Wir waren so laufstark und aggressiv, dass wir die Madrilenen bis aufs Blut gereizt hatten."

Wegen der frühen Führung und des kämpferischen Auftritts des Underdogs zeigten sich die Spanier erst überrascht, dann komplett konfus. Die Nerven lagen im weiteren Spielverlauf mehr und mehr blank: San José (34.), Cunningham (40.) und Pineda (67.) flogen allesamt mit Roten Karten vom Platz.

Lauterer Aufholjagd für die Geschichtsbücher

Zudem versagte Abräumer Garcia Cortés in der 60. Minute vom Elfmeter-Punkt. Seinen platzierten Versuch faustete der Lauterer Keeper Ronnie Hellström mit einer Glanzparade ins Aus. Ab diesem Zeitpunkt war die Moral der Madrilenen völlig dahin.

Zuvor hatte der überragende Hannes Bongartz seinen starken Auftritt mit einem schönen Schlenzer zum 3:0 (50.) gekrönt. Norbert Eilenfeldt (56.) und später Rainer Geye (73.) schraubten das Ergebnis noch weiter in die Höhe.

Die Roten Teufel schafften durch den Kantersieg tatsächlich das schier Unmögliche und kickten Real Madrid aus dem Wettbewerb. Eine Aufholjagd für die Geschichtsbücher.

Linda Nier