Auslegung der Spielregeln und Richtlinien der FIFA für Schiedsrichter

Pflichten und Aufgaben

Die Schiedsrichter-Assistenten unterstützen den Schiedsrichter dabei, die Partie gemäß Spielregeln zu leiten. Sie unterstützen den Schiedsrichter auch in allen übrigen Belangen und übernehmen bei Bedarf und auf Anweisung des Schiedsrichters die Spielleitung. Die Schiedsrichter-Assistenten haben u. a.

  • das Spielfeld, die eingesetzten Bälle und die Ausrüstung der Spieler zu überprüfen;
  • zu klären, ob Probleme mit der Ausrüstung behoben oder blutende Wunden versorgt wurden;
  • den Auswechselvorgang zu beaufsichtigen;
  • über Zeit, Tore und unsportliches Betragen Buch zu führen.

Stellungsspiel und Zusammenarbeit

1. Anstoß

Die Schiedsrichter-Assistenten stehen jeweils auf gleicher Höhe wie der vorletzte Verteidiger.

2. Grundposition während des Spiels

Die Schiedsrichter-Assistenten stehen jeweils auf gleicher Höhe wie der vorletzte Verteidiger oder auf Höhe des Balls, wenn sich dieser näher bei der Torlinie befindet als der vorletzte Verteidiger. Sie wenden ihren Blick stets dem Spielfeld zu.

3. Abstoß

  1. Der Schiedsrichter-Assistent überprüft, ob sich der Ball innerhalb des Torraums befindet:
      Wenn der Ball nicht korrekt platziert ist, bleibt der Schiedsrichter-Assistent am Ort, stellt Blickkontakt mit dem Schiedsrichter her und hebt seine Fahne.
  2. Befindet sich der Ball korrekt innerhalb des Torraums, begibt sich der Schiedsrichter-Assistent auf die Höhe der Strafraumgrenze und prüft, ob der gespielte Ball den Strafraum verlassen hat und sich die Stürmer außerhalb des Strafraums befinden:
    • Wenn der vorletzte Verteidiger den Abstoß ausführt, begibt sich der Schiedsrichter-Assistent direkt auf die Höhe der Strafraumgrenze.
  3. Danach begibt sich der Schiedsrichter-Assistent auf die Höhe der Abseitslinie, die in jedem Fall Priorität hat.

4. Freigabe des Balls durch den Torhüter

Der Schiedsrichter-Assistent begibt sich auf die Höhe der Strafraumgrenze und prüft, ob der Torhüter den Ball nicht außerhalb des Strafraums mit der Hand berührt.
Nachdem der Torhüter den Ball gespielt hat, begibt sich der Schiedsrichter-Assistent auf die Höhe der Abseitslinie, die in jedem Fall Priorität hat.

5. Strafstoß

Der Schiedsrichter-Assistent steht auf der Torlinie an der Strafraumgrenze. Bewegt sich der Torhüter vor Ausführung des Strafstoßes offensichtlich von der Torlinie weg und wird der Strafstoß nicht verwertet, hebt der Schiedsrichter-Assistent seine Fahne.

6. Elfmeterschießen

Einer der beiden Schiedsrichter-Assistenten steht auf der Torlinie an der Torraumgrenze. Er prüft, ob der Ball die Torlinie überquert.

  • Hat der Ball die Torlinie eindeutig überquert, blickt der Schiedsrichter-Assistent ohne weitere Signale zum Schiedsrichter.
  • Wurde ein Tor erzielt, ohne dass eindeutig ersichtlich war, ob der Ball die Linie überquert hatte, hebt der Schiedsrichter-Assistent zuerst seine Fahne, um die Aufmerksamkeit des Schiedsrichters zu erlangen, und bestätigt dann den Treffer.

Der zweite Schiedsrichter-Assistent steht am Mittelkreis bei den übrigen Spielern der beiden Teams.

7. „Tor“ oder „kein Tor“

Wenn zweifelsfrei ein Tor erzielt wurde, stellen Schiedsrichter und Schiedsrichter-Assistent Blickkontakt her. Der Schiedsrichter-Assistent rennt daraufhin umgehend 25-30 m entlang der Seitenlinie Richtung Mittellinie, ohne die Flagge zu heben.
Wenn ein Tor erzielt wurde, der Ball aber noch im Spiel zu sein scheint, hebt der Schiedsrichter-Assistent seine Fahne, um die Aufmerksamkeit des Schiedsrichters zu erlangen. Danach rennt er wie bei einem unumstrittenen Treffer 25-30 m entlang der Seitenlinie Richtung Mittellinie.
Wenn der Ball die Torlinie nicht vollständig überquert hat und die Partie normal weiterläuft, weil kein Tor erzielt wurde, stellt der Schiedsrichter Blickkontakt mit dem Schiedsrichter-Assistenten her. Dieser gibt bei Bedarf ein diskretes Handzeichen.

8. Eckstoß

Beim Eckstoß befindet sich der Schiedsrichter-Assistent hinter der Eckfahne in der Verlängerung der Torlinie. Er achtet darauf, dass er dem ausführenden Spieler nicht im Weg steht, und prüft, ob der Ball korrekt im Viertelkreis liegt.

9. Freistoß

Bei einem Freistoß steht der Schiedsrichter-Assistent auf der Höhe des vorletzten Verteidigers und behält die Abseitslinie im Blick, die in jedem Fall Prioritäthat. Bei einem direkten Torschuss folgt er jedoch dem Ball entlang der Seitenlinie Richtung Eckfahne.

Handzeichen

Grundsätzlich gibt der Schiedsrichter-Assistent keine offensichtlichen Handzeichen. In bestimmten Situationen jedoch kann ein diskretes Handzeichen für den Schiedsrichter sehr hilfreich sein. Handzeichen sollten unmissverständlich und vor dem Spiel abgesprochen worden sein.

Lauftechnik

Grundsätzlich ist der Blick des Schiedsrichter-Assistenten beim Laufen auf das Spielfeld gerichtet. Für kurze Distanzen bewegt sich der Schiedsrichter-Assistent seitwärts. Dies ist insbesondere bei der Beurteilung von Abseitsstellungen wichtig, weil der Assistent so einen besseren Blickwinkel hat.

Akustisches Signal

Das akustische Signal dient als Zusatzinstrument, das nur dann eingesetzt wird, wenn kein anderweitiger Kontakt mit dem Schiedsrichter möglich ist.

Das akustische Signal ist in folgenden Fällen hilfreich:

  • Abseits
  • Fouls (im Rücken des Schiedsrichters)
  • Einwurf, Eckstoß oder Abstoß (strittige Entscheidungen)
  • Torszenen (strittige Entscheidungen)

Verwendung der Fahne und Zusammenarbeit

Die Fahne des Schiedsrichter-Assistenten muss für den Schiedsrichter stets sichtbar und ausgerollt sein.
Während der Bewegung ist die Fahne ruhig zu halten. Will der Schiedsrichter-Assistent ein Zeichen geben, unterbricht er seine Bewegung, blickt auf das Spielfeld und zum Schiedsrichter und hebt bewusst die Fahne (nicht hastig oder wild fuchtelnd). Die Fahne soll wie eine natürliche Verlängerung des Arms eingesetzt werden.
Der Schiedsrichter-Assistent hebt die Fahne mit der Hand, die er auch für das folgende Zeichen verwendet. Ändert sich die Situation und muss die andere Hand für das nächste Zeichen verwendet werden, wechselt der Schiedsrichter-Assistent die Hand unterhalb der Taille.
Zeigt der Schiedsrichter-Assistent an, dass der Ball nicht mehr im Spiel ist, signalisiert er dies so lange, bis der Schiedsrichter davon Kenntnis genommen hat.
Zeigt der Schiedsrichter-Assistent eine Tätlichkeit an und wird das Zeichen nicht sofort gesehen, gelten folgende Bestimmungen:

  • Nach einer Unterbrechung zwecks Disziplinarmaßnahme wird die Partie gemäß Spielregeln wieder aufgenommen (Freistoß, Strafstoß usw.).
  • Wurde die Partie bereits fortgesetzt, kann der Schiedsrichter das Vergehen immer noch ahnden, jedoch keinen Freistoß oder Strafstoß mehr aussprechen.

Einwurf

Überquert der Ball in der Nähe des Schiedsrichter-Assistenten die Seitenlinie, zeigt dieser sofort die Richtung des Einwurfs an.
Geht der Ball weitab vom Schiedsrichter-Assistenten ins Seitenaus und ist unumstritten, welches Team einwerfen darf, zeigt der Schiedsrichter-Assistent ebenfalls direkt die Richtung des Einwurfs an.
Wenn der Ball weitab vom Schiedsrichter-Assistenten die Seitenlinie überquert, jedoch im Spiel zu bleiben scheint oder wenn der Schiedsrichter-Assistent nicht eindeutig entscheiden kann, hebt er seine Fahne, zeigt dem Schiedsrichter an, dass der Ball aus dem Spiel ist, blickt zum Schiedsrichter und folgt dessen Entscheidung.

Eckstoß/Abstoß
Überquert der Ball die Torlinie in der Nähe des Schiedsrichter-Assistenten, zeigt dieser mit seiner rechten Hand (bessere Sicht) direkt Abstoß oder Eckstoß an.
Überquert der Ball die Torlinie in der Nähe des Schiedsrichter-Assistenten, kommt jedoch ins Spielfeld zurück, hebt der Assistent erst seine Fahne, signalisiert dem Schiedsrichter, dass der Ball aus dem Spiel ist, und zeigt danach Abstoß oder Eckstoß an.
Überquert der Ball weitab vom Schiedsrichter-Assistenten die Torlinie, hebt dieser die Fahne, zeigt dem Schiedsrichter an, dass der Ball aus dem Spiel ist, blickt zum Schiedsrichter und folgt dessen Entscheidung. Der Schiedsrichter-Assistent kann bei einer offensichtlichen Situation auch ein direktes Zeichen geben.

Abseits

Bei einer Abseitsstellung hebt der Schiedsrichter-Assistent als erstes seine Fahne. Danach zeigt er mit der Fahne an, in welchem Bereich des Spielfelds sich das Vergehen ereignete.
Sieht der Schiedsrichter die Fahne nicht sofort, zeigt der Schiedsrichter-Assistent so lange die Abseitsstellung an, bis der Schiedsrichter das Signal zur Kenntnis genommen hat oder der Ball wieder klar vom Gegner kontrolliert wird.
Der Schiedsrichter-Assistent hebt die Fahne mit der rechten Hand, damit er einen besseren Blick auf das Spielfeld hat.

Auswechslungen

Der Schiedsrichter-Assistent wird zuerst vom Vierten Offiziellen über eine Auswechslung informiert. Daraufhin gibt der Schiedsrichter-Assistent dem Schiedsrichter bei der nächsten Spielunterbrechung ein entsprechendes Zeichen. Der Schiedsrichter-Assistent muss sich nicht zur Mittellinie begeben, da die Auswechslung vom Vierten Offiziellen durchgeführt wird.
Steht kein Vierter Offizieller zur Verfügung, betreut der Schiedsrichter-Assistent den Auswechselvorgang. In diesem Fall wartet der Schiedsrichter vor Wiederaufnahme des Spiels, bis sich der Schiedsrichter-Assistent wieder auf seiner Position befindet.

Fouls

Bei Foulspiel oder unsportlichem Betragen in unmittelbarer Nähe des Schiedsrichter-Assistenten oder im Rücken des Schiedsrichters hebt der Schiedsrichter-Assistent seine Fahne. In allen anderen Situationen wartet er ab und gibt bei Bedarf seine Einschätzung der Situation ab. Dabei informiert er den Schiedsrichter, was er beobachtet oder gehört hat und welche Spieler beteiligt waren.
Vor dem Anzeigen eines Vergehens stellt der Schiedsrichter-Assistent fest, ob

  • der Schiedsrichter das Vergehen nicht gesehen hat oder nicht sehen konnte, weil ihm die Sicht versperrt war,
  • der Schiedsrichter nicht auf Vorteil entschieden hätte, wenn er das Vergehen gesehen hätte.

Bei Foulspiel oder unsportlichem Betragen gelten für den Schiedsrichter-Assistenten folgende Richtlinien:

  • Der Schiedsrichter-Assistent hebt seine Fahne mit der gleichen Hand, die er für das folgende Signal verwendet. Damit zeigt er dem Schiedsrichter eindeutig an, wer gefoult wurde.
  • Der Schiedsrichter-Assistent blickt zum Schiedsrichter.
  • Der Schiedsrichter-Assistent bewegt die Fahne leicht hin und her (nicht hastig oder wild fuchtelnd).
  • Der Schiedsrichter-Assistent benutzt bei Bedarf das akustische Signal.

Grundsätzlich wartet der Schiedsrichter-Assistent jeweils ab, lässt die Partie weiterlaufen und hebt seine Fahne nicht, damit dem Team, gegen das ein Vergehen erfolgte, nicht der Vorteil genommen wird. Der Blickkontakt zum Schiedsrichter ist in dieser Situation besonders wichtig.

Fouls außerhalb des Strafraums

Bei Foulspiel außerhalb des Strafraums (in Strafraumnähe) blickt der Schiedsrichter-Assistent zum Schiedsrichter, um zu schauen, wo dieser steht und welche Entscheidung er getroffen hat. Der Schiedsrichter-Assistent steht auf Höhe des Strafraums und hebt wenn nötig seine Fahne.
Bei Gegenstößen liefert der Schiedsrichter-Assistent so viel Information wie möglich, z. B. ob ein Spieler gefoult wurde, ob das Foul innerhalb oder außerhalb des Strafraums geschah (prioritär zu beurteilen) und welche Strafe ausgesprochen werden soll.

Fouls im Strafraum

Wird ein Spieler im Strafraum gefoult, ohne dass dies vom Schiedsrichter bemerkt wurde, insbesondere in der Nähe des Schiedsrichter-Assistenten, blickt der Schiedsrichter-Assistent zuerst zum Schiedsrichter, um zu schauen, wo dieser steht und welche Entscheidung er getroffen hat. Lässt der Schiedsrichter die Partie weiterlaufen, hebt der Schiedsrichter-Assistent seine Fahne und benutzt das akustische Signal. Danach bewegt er sich deutlich sichtbar Richtung Eckfahne.

Tumult

Bei Tumultszenen betritt der Schiedsrichter-Assistent, der dem Geschehen näher ist, das Spielfeld und unterstützt den Schiedsrichter. Der zweite Schiedsrichter-Assistent beobachtet das Geschehen und hält Einzelheiten des Zwischenfalls fest.

Absprache

Bei Disziplinarmaßnahmen reichen Blickkontakt und ein einfaches, diskretes Handzeichen des Schiedsrichter-Assistenten an den Schiedsrichter bisweilen aus.
Müssen sich Schiedsrichter-Assistent und Schiedsrichter besprechen, kann sich der Schiedsrichter-Assistent 2–3 m ins Spielfeld bewegen. Schiedsrichter und Schiedsrichter-Assistent wenden sich dem Spielfeld zu und achten darauf, dass niemand das Gespräch mithören kann.

Distanz der Mauer

Bei einem Freistoß unmittelbar bei der Seitenlinie in der Nähe des Schiedsrichter-Assistenten darf dieser das Feld betreten und sicherstellen, dass sich die Mauer 9,15 m vom Ball entfernt befindet. In diesem Fall wartet der Schiedsrichter vor Wiederaufnahme des Spiels, bis sich der Schiedsrichter-Assistent wieder auf seiner Position befindet.