14.04.2014 10:37 Uhr

Große Emotionen an der Anfield Road

Liverpool-Legende Steven Gerrard bejubelt den 3:2-Sieg gegen Manchester City
Liverpool-Legende Steven Gerrard bejubelt den 3:2-Sieg gegen Manchester City

"This does not f***ing slip now!" (Das kommt uns verdammt nochmal nicht mehr aus). Steven Gerrard holte nach dem Schlusspfiff des 3:2-Sieges von Liverpool über den direkten Titelrivalen Manchester City seine Mitspieler noch auf dem Rasen zur ersten Nachbesprechung. Noch im Siegstaumel beschwor der Kapitän die Reds: "Das ist vorbei. Jetzt fahren wir nach Norwich. Und machen das genauso."

Es war ein besonders emotionaler Nachmittag, insbesondere für Liverpool. Just an diesem Wochenende jährte sich das Hillsborough-Desaster zum 25. Mal. Damals kamen 96 Anhänger der Reds beim FA-Cup-Semifinale in Sheffield gegen Nottingham Forest tragisch zu Tode, weil der Fanblock überfüllt war. Das Trauma haben Klub und Stadt bis heute nie überwinden können. Das letzte Vierteljahrhundert war geprägt von einem Kampf für lückenlose Aufklärung und Gerechtigkeit für die Opfer.

Zum Gedenken an die Opfer wurden am vergangenen Wochenende in England alle Spiele mit siebenminütiger Verspätung angepfiffen. Der jüngste Tote war der damals zehnjährige Jon-Paul Gilhooley, ein Cousin von Steven Gerrard. Die Liverpool-Legende hatte den Titelgewinn eigentlich schon abgehakt gehabt. Nun scheint das "Wunder" doch möglich. Gerrard kämpfte mit den Tränen. "Dieser Sieg bedeutet viel, aber noch haben wir nichts", mahnte der Routinier.

In seiner bisher 17-jährigen Karriere im roten Dress hat Steven Gerrard so manch spektakuläre Partie erlebt. Etwa das 5:4 nach Verlängerung im UEFA-Cup-Finale 2001 gegen CD Alavés oder die legendäre Nacht in Istanbul. Liverpool holte im Champions-League-Finale 2005 ein 0:3 zur Pause auf und schlug AC Milan letztlich im Elfmeterschießen. Dennoch meinte der bald 34-Jährige nach dem Erfolg gegen Man City: "Das waren vielleicht die längsten 90 Minuten, die ich je gespielt habe. Ich hatte zeitweise das Gefühl, dass die Uhr rückwärts läuft."

Teams bestätigen Statistik

Liverpool startete mit einer fulminanten Anfangsoffensive in den Titelschlager. Der erst 19-jährige Youngster Raheem Sterling brachte die Reds bereits in der 6. Minute in Front. Martin Škrtel erhöhte per Kopf auf 2:0 (26.). Von den 93 Toren hat Liverpool 55 vor der Pause erzielt – der Bestwert in der Premier League.

Auch die zweite Hälfte sollte die Statistiker bestätigen. Denn Manchester City erzielte mit bisher 49 Treffern die meisten nach dem Seitenwechsel und führt zwischen den Minuten 46 und 90 die Tabelle an – Liverpool ist hier lediglich Sechster. David Silva (57.) und ein Eigentor von Glen Johnson (62.) ließen die Gäste ausgleichen. Die Entscheidung fiel letztlich durch einen verpatzten Abwehrversuch von Vincent Kompany, den Coutinho perfekt neben Joe Hart ins Tor setzte (78.).

Red Lions?

Der Citizens-Schlussmann war bis zur Einwechslung von James Milner (50.) der einzige Engländer in der Elf der Gäste. Bei Liverpool durften gleich sechs beginnen. Teamchef Roy Hodgson war also nicht nur als Adabei zu seinem Ex-Klub gereist. Er sah unter anderem, dass Talente wie Raheem Sterling, Jordan Henderson und Jon Flanagan auch Drucksituationen wie dieser gewachsen sind. Vielleicht kommt die Liverpool-Renaissance ja auch den Three Lions bei der Weltmeisterschaft in Brasilien und künftigen Turnieren zugute.

Pellegrini zeigt als Verlierer Klasse

Bemerkenswert locker nahm Manuel Pellegrini die Niederlage. "Ich denke der Referee machte ein gutes Spiel", meinte der Chilene. "Es wäre nicht fair zu sagen, dass wir wegen dem Schiedsrichter verloren haben." Pellegrini musste zusehen, dass Mark Clattenburg in der Schlussphase eine klare Handabwehr von Škrtel im Strafraum ebenso wenig ahndete wie Luis Suárez nach diversen Mätzchen die vollen 90 Minuten absolvieren ließ. Der Citizens-Manager war wahrlich ein Gentleman: "Fußball besteht auch aus Fehlern. Liverpool hat wegen eines Fehlers gewonnen."

Liverpool hat vier Runden vor Schluss die Chance auf Meistertitel Nummer 19 in den eigenen Händen. Es wäre der erste seit 1990 und damit der erste seit Einführung der Premier League. "Wir haben vier Cupfinali", sagte Gerrard. Der nächste Gegner, Norwich City, kämpft gegen den Abstieg und wird den Reds eine harte Partie liefern. Außerdem noch auf dem Programm: Chelsea (h), Crystal Palace (a) und Newcastle United (h).

Das Gastspiel von Chelsea an der Anfield Road hätte vor allem für Manager Brendan Rodgers eine besondere Note. Zwischen 2004 und 2008 war der Nordire Trainer der U19 und der Reservemannschaft der Blues. Ausgerechnet gegen seinen damaligen Mentor José Mourinho könnte Rodgers somit weiter an seinem Meisterstück feilen.

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sk