14.01.2015 14:47 Uhr

Krise bei PSG: Ist Blanc bald Geschichte?

PSG-Trainer Laurent Blanc muss um seinen Job bangen
PSG-Trainer Laurent Blanc muss um seinen Job bangen

Bei Paris Saint-Germain läuft es derzeit alles andere als rund - und schon sind die Spekulationen um einen Abgang des Trainers in vollem Gange. Doch was ist los mit dem Star-Ensemble?

72. Minute: Flanke von rechts, in der Mitte läuft Zlatan Ibrahimović ein und bringt den Ball mit der Brust auf das Tor von Saint-Étienne. Keeper Ruffier kann den Ball erst hinter der Linie aus dem Tor fischen, somit steht es 1:0 für Paris Saint-Germain. Es bleibt dabei, das Halbfinale des Ligapokals ist mit diesem Ergebnis erreicht. Endlich kann man mal wieder aufatmen beim Hauptstadtklub. Zuletzt war das nicht immer so, seit Monaten knistert es bei PSG unter dem Dach.

Aber erst einmal ein Blick zurück: In der letzten Saison trat Paris sehr dominant auf. Schon zu Beginn holte das Starensemble den französischen Supercup und ließ am Ende den Coupe de la Ligue und die mit neun Punkten Vorsprung gewonnene Meisterschaft folgen. Auch unter Mithilfe neuer Stars wie Edinson Cavani erreichte man zum zweiten Mal in Folge das Viertelfinale der Champions League, die für den Scheich Nasser Al-Khelaifi einen besonders hohen Stellenwert hat. Die letzte Saison war insgesamt also ein Erfolg und der Scheich daher zufriedengestellt.

Das ist der Erfahrung nach nicht das einfachste Unterfangen, denn die Vorgänger des jetzigen Trainers Laurent Blanc konnten den maßlosen Erwartungen des Mäzens nicht standhalten: Ende 2011 musste Antoine Kombouaré trotz Platz eins in der Liga seinen Hut nehmen. Sein Nachfolger Carlo Ancelotti bat 2013 wegen des zu hohen Druckes um eine Freigabe.

Blanc muss um Job bangen

Nun spürt erstmals auch Laurent Blanc, dass die Vereinsführung große, vielleicht etwas utopische Ziele hat. Der Franzose steht enorm unter Druck und rechnet sogar selbst mit einer Entlassung: "Ich glaube nicht, dass ich mein Vertragsende 2016 erleben werde." Harte und ehrliche Worte, die zeigen: Der Rauswurf scheint unmittelbar bevorzustehen, sogar über mögliche Nachfolger wird schon öffentlich diskutiert.

Der zuletzt so erfolgreiche Klub findet sich nach der Hälfte der Saison auf Platz Vier der Ligue 1 wieder und spielte bisher ganze acht Mal Unentschieden. Für den amtierenden Meister schlicht und einfach zu wenig.

Zu entschuldigen ist diese dürftige Hinrunde nicht, doch negative Einflüsse gibt es durchaus. Zunächst ist sicherlich die Belastung durch die Weltmeisterschaft in Brasilien zu nennen, denn Paris stellte mit elf Spielern die meisten WM-Fahrer aus der Ligue 1. Zum Vergleich: Tabellenführer Lyon und auch der Zweitplatzierte aus Marseille entsandten keinen einzigen Spieler an den Zuckerhut, der Dritte Saint-Étienne gerade einmal einen.

In der Königsklasse läuft's

Jedoch wundert man sich dann über die guten Resultate in der Champions League. Paris steuerte lange auf den Gruppensieg zu, verspielte ihn erst am Ende zu Hause gegen den FC Barcelona. Fatale Folgen: Achtelfinalgegner ist der FC Chelsea, gegen den man schon in der letzten Saison trotz Hinspiel-Sieg ausschied. Nichtsdestotrotz konnten die Franzosen in der Königsklasse bisher überzeugen.

Dadurch drängt sich natürlich die Frage auf, ob die Stars möglicherweise gelangweilt von der mittelklassigen Ligue 1 sind. Vielleicht haben die großen Namen keine Lust auf kleine französische Klubs und den Alltagstrott? Fest steht: Aus den letzten fünf Ligaspielen konnte Paris nur einen Sieg holen und ließ die Konkurrenz so vorbeiziehen.

Im neuen Jahr sollte nun alles besser werden, doch der Start in den Ligabetrieb ging mal ordentlich in die Hose. Gegen den abstiegsbedrohten SC Bastia gab man eine 2:0-Führung aus der Hand und verlor am Ende mit 2:4. Die starbesetzte Mannschaft fühlte sich einfach zu sicher und offenbarte mangelnde Disziplin in der Chancenverwertung.

Eigenwillige Stars

Neben den schlechten Ergebnissen gibt es auch noch Unruhe innerhalb der Mannschaft. Zu den Diskussionen um Blanc kommen eigenwillige Aktionen zweier Leistungsträger. Ezequiel Lavezzi und Edinson Cavani verlängerten selbstständig ihren Urlaub und verpassten deshalb das erste Trainingslager. Die beiden Südamerikaner wurden zwei Spiele suspendiert und müssen eine Geldstrafe in unbekannter Höhe zahlen.

Natürlich sorgte der Vorfall bei ihrem Trainer für großen Ärger: "Ich habe Horror vor solchen Sachen, da kann ich ganz böse und radikal werden." Zuvor hatte sich schon Co-Trainer Gasset über die mangelnde Einsatzbereitschaft für den Verein echauffiert: "Ihr seid alle nur Söldner!" Klar ist jedenfalls, dass eine solche Aktion den Zusammenhalt und die Moral im Team gefährdet und dieses Verhalten laut Blanc "inakzeptabel und untragbar" ist.

Nicht alles schlecht

Alles schwarz zu malen, wäre dennoch nicht angebracht: PSG kann sich immer noch berechtigte Titelhoffnungen machen. In allen Pokalwettbewerben ist man noch vertreten und kann somit noch vieles hinbiegen, zumal der Abstand auf Platz Eins in der Liga auch nur vier Punkte beträgt. Außerdem hat der extrem starke Kader noch Luft nach oben, immerhin stellen die Pariser die Innenverteidigung der FIFA-Weltelf und haben mit Zlatan Ibrahimović einen Spieler in ihren Reihen, der Partien entscheiden kann. Dazu kommen nicht außer Acht zu lassende finanzielle Mittel, die so bei fast keinem anderen Klub vorzufinden sind. Sollten die Erfolge aber langfristig ausbleiben, muss man sich fragen, wie lange diese Erfolgsfaktoren noch gegeben sind.

Am Beispiel von Ligakonkurrent Monaco sieht man, wie schnell der Geldsegen Vergangenheit sein kann und wie schnell die Stars dann weg sein können. Ohne Erfolg wird es schwer, überhaupt neue Verstärkungen der Kategorie "weltklasse" an Land zu ziehen. Nur Geld reicht da irgendwann nicht mehr. Klar ist also dass Paris zurück zu alter Stärke finden muss.

Ob das mit Laurent Blanc noch möglich ist, müssen die nächsten Wochen und vor allem die nächsten Ergebnisse zeigen. Wenn diese in naher Zukunft wieder positiv sind, könnte der Pokalsieg gegen die AS Saint-Étienne eine Initialzündung gewesen sein und Paris könnte endlich wieder dahin zurückkehren, wo sie nach eigenem Selbstverständnis hingehören: an die Spitze des französischen Fußballs.

Mehr dazu:
>> Ergebnisse & Tabelle der Ligue 1

Florian Decker