30.04.2015 22:52 Uhr

Violette Blocksperre in der Warteschleife

Auf das Urteil des Berufungsverfahrens wird gewartet
Auf das Urteil des Berufungsverfahrens wird gewartet

Bitte warten: Wegen der Lizenzierung für die Bundesliga-Saison 2015/16 muss sich die Wiener Austria im Berufungsverfahren gegen die Sperre des Fanblocks für ein Heimspiel gedulden. Gleichzeitig schafft ein mit Hausverbot belegter Fan einen juristischen Nebenschauplatz.

Nach der nicht erlaubten Verwendung von pyrotechnischen Gegenständen bei den Auswärtsspielen gegen Admira Wacker am 14. März sowie gegen RB Salzburg am 4. April 2015 verdonnerte der Bundesliga-Strafsenat den FK Austria Wien nicht nur zu einer Geldbuße in Höhe von insgesamt 2.500 Euro, sondern wurde auch die Bewährungsstrafe aus dem 311. Wiener Derby wurde aktiv.

Seitens des Bundesliga-Senats 1 hieß es nach den Ausschreitungen zwischen Austria und Rapid in der Urteilsbegründung: "Der Heimfansektor beider Klubs wird für ein Spiel gesperrt, sofern der jeweilige Klub eine Sanktion wegen Verletzung von § 116a der ÖFB-Rechtspflegeordnung bis zum Ende der Saison 2014/15 erhält."

Damit die Strafe nicht ausgerechnet im Schlüsselspiel gegen den WAC – gleichzeitig auch Heimpremiere von Legende Andreas Ogris auf der Trainerbank – verbüßt werden musste, ging der Klub schlauerweise in Berufung. Der Austria-Anhang auf der Osttribüne kann erneut aufatmen. Auch das Meisterschaftsspiel gegen Schlusslicht SC Wiener Neustadt am kommenden Samstag darf aus gewohnter Perspektive verfolgt werden. Denn das Berufungsverfahren gegen die temporäre Blocksperre hängt in der Warteschleife.

Noch in dieser Saison ohne Fans auf der Ost

Austria-Finanzvorstand Markus Kraetschmer bestätigte gegenüber weltfussball, dass sich die Angelegenheit weiter verzögert. "Wir warten selber noch. Das Protestkomitee ist in den Lizenzprozess noch sehr involviert. Das ist daher auch eine Kapazitätsfrage. Auch die müssen Prioritäten setzen", erklärte der 43-Jährige mit einem Verweis der eben erst aufgearbeiteten Berufung des SV Grödig gegen dessen Strafe wegen der Nicht-Verfügbarkeit eines tauglichen Stadions.

Nach Wiener Neustadt stehen der Austria noch drei Auftritte in Wien-Favoriten bevor. Sturm Graz, Admira Wacker oder in der letzten Runde RB Salzburg – gegen einen dieser Gegner wird die Austria den "Fansektor" schließen müssen. Ein endgültiges Urteil ist noch vor Saisonende zu erwarten. "Das wäre logisch, weil die Strafe diese Saison betrifft", so Kraetschmer.

Verbannter Fan wandte sich an Datenschutzbehörde

Definitiv kein Heimspiel mehr sehen werden jene Personen, die von der Austria mit Hausverbot belegt wurden. Eine von ihnen sorgte am Mittwoch mit einer Aussendung via Original-Text-Service (OTS) der Austria Presse Agentur für Aufsehen. "Fußballklub Austria Wien verletzt das Recht von Fans auf Geheimhaltung personenbezogener Daten", so der markige Titel der Mitteilung.

Der mit Hausverbot belegte Fan schilderte darin seinen Kampf gegen die wechselseitige Anerkennung von Hausverboten durch die Bundesligisten. Weil ihm bei Austria-Auswärtsspielen der Zutritt zu den Stadien von Admira Wacker und von Sturm Graz ebenfalls verwehrt wurde, witterte er eine unrechtmäßige Datenweitergabe durch die mitgereisten Austria-Ordner und wandte sich an die Datenschutzbehörde. Laut Aussendung erteilte diese eine Rüge.

"Eine OTS-Aussendung kann mittlerweile jeder machen", wollte Markus Kraetschmer dem nur wenige Bedeutung beimessen. "Was irgendwelche juristischen Winkelspiele sind, das werden sich unsere Juristen anschauen. Aber wir haben hier eine klare Linie. Solche Leute haben bei Austria Wien keinen Platz."

Kraetschmer: "Wollen mit dieser Person nichts zu tun haben"

Jedenfalls sei die strikte Linie laut Kraetschmer angebracht. "Das ist nicht Willkür, weil er frech war, sondern weil es zu dieser Person eine Geschichte gibt", so der Finanzvorstand mit der Empfehlung zu recherchieren, "wer diese Person ist, und dann kann man sich auch vorstellen, warum wir mit dieser Person nichts zu tun haben wollen."

Tatsächlich handelt es sich beim Verfasser der OTS-Meldung Alexander Christian um jenen früheren Generalsekretär der Österreichischen Rechtsanwaltskammer, dem das Nachrichtenmagazin "Profil" im September 2010 einen Artikel gewidmet hatte.

Darin wurde sein Naheverhältnis zur rechtsextremen Szene, ihrer Schlüsselfiguren und insbesondere zur von der Austria verbannten Hooligan-Gruppe "Unsterblich" aufgedeckt. Gegen deren Mitglieder oder ihrem Umfeld zuordenbaren Personen hatte die Austria in ihrem Kampf gegen neonazistische Unterwanderung ihrer Fanszene Haus- oder via Bundesliga Stadionverbote erteilt.

Mehr dazu:
>> Austria protestiert gegen Blocksperre 

Sebastian Kelterer