04.06.2015 14:50 Uhr

Copa: Honduras begeistert, Messi wartet

Lionel Messi wartet noch immer auf seinen ersten Copa-Titel
Lionel Messi wartet noch immer auf seinen ersten Copa-Titel

Das älteste Fußballturnier der Welt findet in Chile zum insgesamt 44. Mal statt und ist seit jeher nicht nur Gipfeltreffen für Weltstars, sondern auch eine Veranstaltung mit allerhand Kuriositäten und Chaos.

Der südamerikanische Fußballverband erlebt in diesen Tagen nicht die ruhmreichste Zeit seiner fast hundertjährigen Geschichte. Eine ganze Reihe der in den FIFA-Skandal verwickelten Personen sind oder waren hochrangige CONMEBOL-Funktionäre. Ebenso listet die FBI-Anklageschrift vor allem Turniere auf dem hiesigen Kontinent als Anlass für Korruption auf. Das wichtigste Turnier wird seit 1916, mal alle zwei, mal alle drei und heute alle vier Jahre veranstaltet: die Copa América.

Obwohl es der Name anders vermuten lässt, wird der Pokal grundsätzlich nur von südamerikanischen Nationalmannschaften ausgespielt. Da der CONMEBOL allerdings nur zehn Mitglieder zählt (die generell ignorierten Länder Surinam und Guayana wurden an den angrenzenden Kontinentalverband CONCACAF abgeschoben), werden seit einigen Jahren Gastteams zugelassen. Dieses Jahr ist Jamaica neben dem Stammgast Mexiko dabei. Auch Japan, die USA, Costa Rica und Honduras durften schon an dem Turnier teilnehmen - und sorgten dabei für die ein oder andere kuriose Geschichte.

Historischer Auftritt der "Hondureños"

Honduras etwa wurde bei seiner Teilnahme fast zum "Dänemark Südamerikas". Ähnlich wie die Skandinavier, die bei der EM 1992 für das ausgeschlossenen Jugoslawien nachrückten und später den Titel gewannen, rückte Honduras 2001 in letzter Minute auf die Gästeliste der Copa América. Damals fand das Turnier in Kolumbien statt und stand aufgrund der unsicheren Sicherheitslage im von Bürger- und Drogenkrieg geplagten Land lange Zeit auf Kippe. Nach Bombenanschlägen, der Entführung des Vize-Verbandspräsidenten Kolumbiens und direkten Morddrohungen zog der argentinische Verband die Teilnahme seiner Nationalelf in einer Nacht- und Nebelaktion zurück.

Zwei Tage vor Turnierbeginn stand das gebeutelte Kolumbien vor einem Desaster, das dem Ansehen des Landes weiter geschadet hätte. Man lud kurzerhand die Nationalelf Honduras' ein und schickte extra einen Militärjet, um die Spieler einzufliegen. Die Copa América in Kolumbien wurde letztendlich doch noch ein Erfolg. Die Mordrate reduzierte sich mit dem Anpfiff sprunghaft und die Fans unterstützten vor allem die spontan eingesprungenen Gäste aus Mittelamerika leidenschaftlich. Im Viertelfinale besiegten die "Hondureños" sogar den Topfavoriten Brasilien und landeten schließlich auf dem dritten Platz.

Uruguay Rekordsieger – Messi seit zehn Jahren titellos

Den Pokal damals gewann zum ersten und einzigen Mal Gastgeber Kolumbien. Eine seltene Ausnahme in der Dominanz der Tripel-Allianz Uruguay, Argentinien und Brasilien, die insgesamt 37 der bisher 43 vergebenen Titel holten. Rekordsieger ist dabei mit 16 Siegen Uruguay. Die "Celeste" gewann nicht nur die erste Veranstaltung 1916, sondern auch die letzte Austragung 2011 in Argentinien.

In diesem Jahr zählt Uruguay nicht zu den Topfavoriten auf den Sieg. Dies sind eher die gastgebenden Chilenen. Chile beheimatet die Copa América zum siebten Mal und kam dabei nicht über ein paar Vizemeisterschaften hinaus. Nach dem starken Auftritt bei der WM in Brasilien sind die Anhänger von "La Roja" heiß auf den Titel. Gleiches gilt allerdings für eine historisch stark besetzte kolumbianische Mannschaft, wie auch für die großen des Kontinents Brasilien und Argentinien.

Die Argentinier sind in der mittlerweile zehn Jahre andauernden Messi-Ära noch titellos. Dazu sitzt bereits der vierte Nationaltrainer auf der Bank. Nach dem Champions League-Finale haben Messi, Tévez und Mascherano gerade mal eine Woche Zeit, sich vorzubereiten. Immerhin deutlich mehr als vor vierzehn Jahren die ziemlich erfolgreiche Gastmannschaft aus Honduras.

Mehr aus der Südamerika-Kolumne:
>> Teil 11: FIFA-Skandal: Die Rolle der Südamerikaner
>> Teil 10: Carlitos und der "Tévez vor Tévez"
>> Teil 9: Skandalspiel: Abbruch durch Pfefferspray
>> Teil 8: Brasilien: Zuhause ist's am besten
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>> Teil 4: Brasilien: WM-Stadien zu verkaufen
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Für weltfussball berichtet aus Südamerika: Viktor Coco