06.01.2016 10:30 Uhr

Romelu Lukaku: Unstillbarer Torhunger

Evertons Romelu Lukaku hat derzeit viel Grund zu jubeln
Evertons Romelu Lukaku hat derzeit viel Grund zu jubeln

In Anderlecht einst als Wunderkind gefeiert, ist es hierzulande ruhig geworden um Romelu Lukaku. Während weltweit über das Sturmduo von Leicester City gestaunt wird, befindet sich der 22-jährige Belgier in der Form seines Lebens. Ganz Everton hofft, noch länger auf die Dienste der sportlichen Lebensversicherung bauen zu können. Doch die Gerüchteküche brodelt...

Manchmal reicht ein einfacher Blick auf die Statistik, um den besonderen Wert eines Spielers zu erkennen. Im Falle des belgischen Goalgetters Romelu Lukaku sprechen die Zahlen Bände: In 87 Premier-League-Partien im Everton-Dress hat der Angreifer bislang 40 mal genetzt. In der laufenden Spielzeit führt das Kraftpaket die Torjägerliste der englischen Eliteliga mit 15 Treffern gemeinsam mit Jamie Vardy an. Auch als Vorbereiter glänzt der Nationalspieler regelmäßig, der an über der Hälfte aller 36 Toffees-Treffer direkt beteiligt war.

Schwer zu glauben, dass dieser Scharfschütze immer noch bei einem verhältnismäßig kleinen Klub seine Brötchen verdient. Zwar zählen die Jungs aus dem Nordosten Liverpools seit Jahren zum Kreis der Europa-League-Anwärter, gelten im Konzert der Großen jedoch als Nebendarsteller. Umso bemerkenswerter also, dass Rekordtransfer Lukaku (kam für rund 36 Millionen Euro von Chelsea) noch im Goodison Park auf Torejagd geht.

Im Fokus der Top-Klubs

Gerüchte um prominente Interessenten halten sich hartnäckig, zuletzt soll auch Borussia Dortmund ein Auge auf den 22-Jährigen geworfen haben. Gleichwohl dürfte die kolportierte Ablöse, die sich zwischen 60 und 70 Millionen Euro bewegen soll, viele Klubs abschrecken. Dabei wäre der gebürtig aus Antwerpen stammende Mann mutmaßlich jeden Cent wert.

Doch der sympathische Sturmtank müsste sich die Wahl seines neuen Arbeitgebers wohl länger durch den Kopf gehen lassen. Zu frisch sind die Erinnerungen an seine Zeit in London, als weder Rafa Benitez noch José Mourinho auf die Dienste des Youngsters zählten. Auch deshalb dürfte die gegenseitige Wertschätzung in Everton besonders groß sein.

Fixpunkt im Toffee-System

Auf seinen Knipser angesprochen, gerät Everton-Coach Roberto Martínez sofort ins Schärmen: "In dieser Liga gibt es kaum einen Besseren. Nur Sergio Agüero hatte ähnlichen Einfluss in den letzten drei Jahren", so der Spanier, der um die immense Bedeutung seines Mittelstürmers weiß: "Es ist großartig, diese Konstanz zu sehen. Sein Torhunger ist unstillbar". Verwundern dürften die Lobeshymnen des 42-Jährigen nicht, ist Lukaku doch so etwas wie die Lebensversicherung der wechselhaften Toffees. Mit hohen Erwartungen in die Saison gestartet, dümpelt Everton bislang trotz starker Offensive im Niemandsland der Tabelle herum.

An Lukaku lässt sich die mangelnde Konstanz jedenfalls nicht festmachen. Im November und Dezember stach der Linksfuß in sieben aufeinanderfolgenden Matches zu. Als Anspielstation im Zentrum ist der bewegliche Riese ein Fixpunkt im System von Martínez. Mit Ross Barkley und Gerard Deulofeu wirbeln zwei freche, spielstarke Offensivleute um den WM-Teilnehmer von 2014, der wie kaum ein Zweiter Wucht und Eleganz vereint. Kein Wunder, dass Alan Pardew, Trainer von Ligakonkurrent Crystal Palace, kürzlich gar Vergleiche zu Weltstar Didier Drogba zog: "Er hat das Zeug dazu, ihm nachzueifern".

Parallelen sind durchaus erkennbar: Wie der Ivorer gilt auch Lukaku als extrem kaltschnäuzig und raffiniert im gegnerischen Sechzehner - mit dem Unterschied, dass Drogba erst mit 31 so viele Premier-League-Buden auf dem Konto hatte wie der Belgier schon heute. Es bleibt also noch ausreichend Zeit, sich in die Geschichtsbücher zu spielen.

Werbung in eigener Sache

Fünf Monate vor der EM in Frankreich ruhen nun auch die Hoffnungen vieler Landsleute auf den Qualitäten des 42-fachen Nationalspielers (elf Tore). Bislang war sein Status im Team von Marc Wilmots nicht ganz unumstritten. In der Hälfte seiner Einsätze für die Roten Teufel durfte Lukaku nur als Joker ran, zuletzt hatten Christian Benteke und auch Divock Origi oftmals die Nase vorn. Aktuell dürfte aber kein Weg am Everton-Star vorbeiführen, der bei der Europameisterschaft endlich auch seinen internationalen Durchbruch feiern will. Eigenwerbung betreibt er zu genüge.

Zunächst steht aber erst einmal das League-Cup-Halbfinale gegen Manchester City auf dem Programm (Mittwoch ab 21:00 Uhr im weltfussball-Liveticker). Entgegen aller Spekulationen um einen Winterwechsel fokussiert sich die Nummer Zehn der Toffees aufs Wesentliche: "Wir wollen als Team überzeugen und unseren Traum vom Titel real werden lassen". Keine Zeit für Nebensächlichkeiten - der Magen knurrt schon wieder. 

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Heiko Lütkehus