22.05.2016 14:04 Uhr

United: "It's over" für van Gaal?

Louis van Gaal verabschiedete sich nach dem Pokalsieg von den Fans
Louis van Gaal verabschiedete sich nach dem Pokalsieg von den Fans

Trotz des Gewinns des FA-Cup muss Louis van Gaal bei Manchester United mit seiner Ablösung rechnen. Nach einer verkorksten Saison soll José Mourinho den englischen Rekordmeister wieder an die Spitze führen.

Louis van Gaal kostete seinen vermutlich letzten Triumph als Manager von Manchester United in vollen Zügen aus. "Ich will heute nicht darüber sprechen, ob ich den Verein verlasse oder bleibe. Nicht mit meinen Journalisten-Freunden, die mich seit sechs Monaten aus dem Amt geschrieben haben", sagte der Niederländer am Samstag nach dem Gewinn des FA-Cup durch das 2:1 nach Verlängerung gegen Crystal Palace: "Ich bin hier, um Euch den Pokal zu zeigen. Welcher Manager hat das zuletzt geschafft?"

Für einen Moment waren die Kritiker des eitlen Niederländers mundtot. Der erste Titelgewinn des englischen Rekordmeisters seit drei Jahren und seit dem Ende der titelreichen Ära von Sir Alex Ferguson, wird van Gaal aber kaum im Amt halten. Die BBC berichtete am Sonntag, dass der nicht minder schillernde Portugiese José Mourinho in der kommenden Woche als neuer Manager vorgestellt wird.

Kryptische Äußerung am Sonntag

Van Gaal selbst heizte am Sonntagmittag die Spekulationen an, als er beim Verlassen des Mannschaftshotels in London zu einem Sky-Kameramann "It's over" ("Es ist vorbei") sagte - allerdings ohne konkret zu werden, worauf er dies bezieht.

Die Verhandlungen zwischen Vizepräsident Ed Woodward und Mourinho-Berater Jorge Mendes sollen seit Wochen laufen, astronomische 15 Millionen Euro Jahresgehalt soll "The Special One" bei United kassieren. Der 53-Jährige inszenierte sich zuletzt wieder einmal fleißig selbst, sagte: "Ich habe bei keinem Verein einen Vertrag unterschrieben. Ich weiß aber, dass ich in der kommenden Saison einen Verein übernehmen werde."

Pokalsieg kann van Gaal nicht retten

Die Ära van Gaal würde damit trotz Vertrags bis 2017 nach zwei Jahren vorzeitig und unter dem Strich relativ erfolglos enden. Selbst der zwölfte Pokalsieg, mit dem man den Rekord von Arsenal einstellte, war alles andere als ein Glanzstück. Im ausverkauften Wembley-Stadion stand United nach dem Verpassen der Champions League gar dicht vor der nächsten Blamage.

Außenseiter Crystal Palace schnupperte durch das Tor von Jason Puncheon (78.) am ersten Pokalsieg in der 111-jährigen Vereinsgeschichte. Erst der spanische Weltmeister Juan Mata (81.) und Jesse Lingard (110.) in Unterzahl nach Gelb-Rot für Chris Smalling (105.) erlösten van Gaal und die United-Fans.

Der Zittersieg tat der Party freilich keinen Abbruch. Freudentänze der Spieler um Kapitän Wayne Rooney auf dem Rasen und in der Kabine läuteten eine feucht-fröhliche Nacht ein, in der auch van Gaal und Ferguson Arm in Arm und mit je einer Hand am FA-Cup posierten.

51% Erfolgsquote für LvG

Statistisch ist van Gaal mit einer Siegquote von 51 Prozent der dritterfolgreichste Manager der United-Vereinsgeschichte hinter Ferguson (60 Prozent; 1986 bis 2013) und Ernest Mangnall (54 Prozent; 1903 bis 1912). Trotz Transferausgaben in Höhe von 341 Millionen Euro in nur zwei Jahren hat der frühere Bayern-Trainer den Verein aber nicht zurück an die nationale und internationale Spitze geführt.

Für van Gaal könnte es bei United trotzdem weitergehen. Wie die Sun berichtet, soll der 64-Jährige ins Amt des Fußballdirektors gelobt werden. Damit käme es zu einer interessanten Ballung von Alphatieren in der Fußballstadt Manchester: van Gaal bei United auf der Tribüne, Mourinho auf der Bank. Beim Stadtrivalen City fängt zudem ein gewisser Pep Guardiola an.