23.08.2016 14:25 Uhr

Uroš Matić - der neue Motor des SK Sturm

Neuzugang Uroš Matić hat beim SK Sturm voll eingeschlagen
Neuzugang Uroš Matić hat beim SK Sturm voll eingeschlagen

Sturm Graz steht überraschend an der Tabellenspitze. Großen Anteil daran hat Neuzugang Uroš Matić, der in der Steiermark voll eingeschlagen hat. Auch im Spitzenspiel gegen Altach zum Auftakt der sechsten-Bundesliga am Samstag (ab 16:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) sind wieder alle Augen auf die neue große Hoffnung des SK Sturm gerichtet.

Der 26-Jährige ist der kleine Bruder des um zwei Jahre älteren Chelsea-Stars Nemanja Matić. Ihre bisherigen Karriere-Stationen haben eine gewisse Ähnlichkeit. "Big brother is watching you" erhielt bei den Matić-Boys eine neue Bedeutung. Über Jedinstvo Ub in der serbischen Heimat kam Uroš nach Košice in die Slowakei. Da war nämlich bereits Nemanja engagiert, für den es 2009 jedoch zu Chelsea weiter ging.

Bei den "Blues" brachte er es in der ersten Saison aber nur auf drei Einsätze in der ersten Mannschaft. Besser lief es ein Jahr später bei Vitesse in den Niederlanden, wo der große Matić-Sprössling zum Stammspieler reifte und deshalb im Sommer 2011 von Benfica geholt wurde. Dort reifte der Mittelfeldspieler dann zum Klassemann und öffnete auch für seinen kleinen Bruder die Türen.

2013 landete auch Uroš in Portugal, nachdem er zuvor weiter in Košice geblieben war. Bei Benfica standen aber "nur" Einsätze im B-Team in der zweiten Liga zu Buche, zudem hatte sich Nemanja zu Jahresbeginn 2014 erneut zu einem Wechsel zu Chelsea entschlossen. Auch der kleine Bruder sah alleine in Lissabon keine Zukunft mehr.   

Tränen nach Debakel und bitterer Abstieg aus Eredivisie

Im Jänner 2014 holte der niederländische Traditionsverein NAC Breda dann Uroš Matić in die Eredivisie. Dort machte er mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Der Mittelfeldspieler überzeugte durch seine Vielseitigkeit: Abräumer-Qualitäten vor der Abwehr, technisch beschlagen, laufstark und Übersicht im Spielaufbau.

Twente zeigte Interesse, doch NAC wollte von einem Matić-Verkauf nichts wissen. Seine guten Auftritte hatten in Breda ihren Eindruck hinterlassen. Der Mittelfeld-Motor war als wichtiger Bestandteil für die Zukunft der Mannschaft vorgesehen. Doch in der Saison 2014/15 überschlugen sich die Ereignisse.

Am 29. November 2014 setzte es für NAC Breda gegen den FC Utrecht ein 1:5-Heimdebakel. Nachdem Ex-Austrianer Nacer Barazite für den fünften Gegentreffer gesorgt hatte, brachen bei Matić alle Dämme. Hemmungslos weinend über die Blamage vor eigenem Publikum musste er von seinen Vereinskollegen beruhigt werden. 

Am Saisonende kam es noch bitterer: Breda musste in die Relegation und unterlag dort gegen Venlo. Nach einem 1:0-Auswärtssieg gegen Roda Kerkrade war die Rettung nahe, doch eine 1:2-Heimpleite nach Verlängerung verurteilte NAC zum Abstieg aus dem Oberhaus. Uroš Matić hielt dem Verein dennoch die Treue und war auch in der Zweitklassigkeit als Stammspieler gesetzt.

Im Playoff um die Eredivisie-Rückkehr schaltete NAC Breda zunächst den FC Eindhoven aus, auch dank eines ganz wichtigen frühen Matić-Treffers. Doch wieder wurde die letzte Hürde zum Verhängnis: Gegen Willem II blieb man nach einem 2:1-Heimsieg durch eine 1:3-Niederlage im Rückspiel auf der Strecke.

In Graz voll eingeschlagen

Der Vertrag von Uroš Matić endete im Sommer 2016. Es war Zeit für eine neue Herausforderung. Die fand der Mittelfeldspieler in Graz beim SK Sturm. Dort ist er seit der Startrunde nicht aus der Elf von Trainer Franco Foda, der sonst Neuzugänge ganz nach der Schule des legendären Ivica Osim nur sehr behutsam einbaut, wegzudenken.

Beim 3:1-Auftaktsieg gegen Titelverteidiger RB Salzburg glänzte der neue Dynamo im Spiel der Schwarz-Weißen als Antreiber und Torschütze. Dies stellte er zuletzt beim 3:1-Erfolg gegen Aufsteiger SKN St. Pölten, der den Sprung an die Tabellenspitze bedeutete, ebenso unter Beweis.

Im Sturmnetz wurde er sogar mit der unglaublichen Note 1,18 bedacht. Die Begründung? "Uroš Matić braucht keine Sonnenbrille. Die Sonne braucht eine Uroš-Matić-Brille."

"Der Linksfuß spielt sich in Rekordzeit in die Herzen des Anhangs und vereint herausragende Qualitäten mit einer ordentlichen "Pornotion" Kampfgeist. Wann zuletzt ein Spieler derart eingeschlagen hat, ist schwer zu beantworten", lautete der Lobgesang. Ein Publikumsliebling in Liebenau ist gefunden.

Ein Chelsea-Star mit Sturm-Outfit

Eigentlich kein Wunder, dass auch Bruder Nemanja bereits nach Graz zu Besuch kam. "Er war zwei Tage hier, hat sich das Training und die Stadt angeschaut. Sogar Sturm-Fanartikel hat er sich gekauft. So hat er gleich das richtige Outfit, wenn er sich unsere Spiele im Fernsehen ansieht", freute sich Uroš über die Visite des Chelsea-Stars.

Einen Unterschied gibt es bei den beiden Brüdern aber doch: Während Nemanja in der serbischen Nationalmannschaft gesetzt ist und damit ab dem Herbst auch Gegner des ÖFB-Teams in der WM-Qualifikation ist, orientierte sich Uroš anders. Obwohl er für Serbien 2009 bei der U19-EM im Einsatz war, entschied er sich für das A-Team von Mazedonien zu spielen.

Dort wurde sein Großvater geboren, ehe er mit der Familie nach Serbien zog. Probleme mit der FIFA verhinderten aber bis jetzt ein Matić-Debüt für Mazedonien. So kann er sich vorerst voll auf seinen neuen Verein konzentrieren: Sehr zur Freude der Fans des SK Sturm.

Mehr dazu:
>> Die bisherigen Vereinsspiele von Uroš Matić im Überblick

Christian Tragschitz