25.08.2017 11:50 Uhr

United an der Spitze: "Nicht immer nur Autobahn"

Daley Blind und Romelu Lukaku freuen sich über den starken Liga-Start der Red Devils
Daley Blind und Romelu Lukaku freuen sich über den starken Liga-Start der Red Devils

"Es ist nicht immer nur Autobahn", sagte José Mourinho nach dem Vollgasstart in die neue Premier-League-Saison.

Gleich in den ersten zwei Saisonspielen fuhr sein Team zwei klare 4:0-Siege ein. "Man findet auch mal schwierige Straßen vor und dafür müssen wir bereit sein", mahnte der Portugiese in Matthias-Sammer-Manier. Seine Spieler sollen sich nicht auf dem guten Saisonstart ausruhen. Denn Mourinho weiß: "Letzte Saison hatten wir zum selben Zeitpunkt ebenfalls sechs Punkte aus zwei Spielen und sind am Ende Sechster geworden."

Die Parallelen zur vergangenen Saison sind klar. Doch die Unterschiede und Fortschritte zur ersten Mourinho-Saison in Manchester deuten darauf hin, dass die Red Devils tatsächlich den Titel in England ins Augen fassen könnten. Zumindest deuteten die ersten Spiele auf diese Fortschritte hin.

Lukaku & Matić schlagen ein

Angefangen bei den Neuzugängen: Die Wahnsinn-Transfers Romelu Lukaku (85 Millionen Euro) und Nemanja Matić (45 Millionen Euro) schlugen direkt ein. Mourinho-Liebling Matić kam aus Chelsea und übernahm sogleich die mit Marouane Fellaini bisher unterbesetzte Sechserposition neben Rekordtransfer Paul Pogba. "Wir sind auf dem Platz, um füreinander zu kämpfen", erklärte Matić. Der Serbe nimmt den defensiveren Part im zentralen Mittelfeld ein, Pogba geht auch mit in die Offensive. Zwei Tore und eine Vorlage des Franzosen, sowie zwei Spiele ohne Gegentor zeigen: Diese Arbeitsaufteilung funktioniert.

Bei den Neuzugängen fällt einzig Abwehrspieler Victor Lindelöf (35 Millionen Euro) aus dem Raster. Der Schwede stand in keinem der beiden Ligaspiele im Kader und muss sich in Manchester durchbeißen. Sein Trainer ließ zweimal in Serie dieselbe Elf auflaufen. Die Viererkette bildeten Eric Bailly, Phil Jones, Daley Blind und Antonio Valencia. Aktuell gibt es keinen Grund für Mourinho, diese Abwehrformation zu ändern. Schließlich blieb sie mit Rückhalt David de Gea zweimal ohne Gegentor.

Mourinho: "Ich brauche eine Mannschaft"

Doch noch vor der stabilen Defensive ist der Sturm Uniteds Prunkstück. Romelu Lukaku erzielte in den ersten beiden Spielen gegen Swansea und West Ham drei Tore und setzte sich sofort an die Spitze der Torjägerliste. Der umworbene Jung-Stürmer Anthony Martial kam zweimal nur von der Bank für den anderen Youngster im Team, Marcus Rashford, knipste jedoch zweimal als Joker. Mit Zlatan Ibrahimović steigt zur zweiten Saisonhälfte der nächste hochklassige Stürmer wieder ein.

Die Experten meinen, Mourinho habe zunehmend die Qual der Wahl. Der Portugiese sieht das anders. Dass er gute Spieler auf der Bank habe, mache es ihm einfach, Wechsel vorzunehmen. "Die Spieler lassen den Trainer besser aussehen", sagte Mourinho und dankte auch den Akteuren, die nicht zum Einsatz gekommen waren. "Ich kann nicht Champions League, Premier League und die Pokale mit elf Spielern spielen. Ich brauche eine Mannschaft."

Selbstvertrauen, Selbstvertrauen, Selbstvertrauen

Damit sprach Mourinho den verbesserten Teamgeist an. Die Mannschaft ist eingespielter, das Niveau des Kaders in der Breite hat sich verbessert, die Neuzugänge der vergangenen Saison schlagen jetzt ein. Verteidiger Eric Bailly ist Stammspieler. Ein noch besseres Beispiel ist aber ein Ex-Dortmunder: Henrikh Mkhitaryan lieferte bereits vier Vorlagen und ist aktuell der beste Scorer der Liga.

"Das Wort, das dieses Team nun besser beschreibt, lautet Selbstvertrauen", erklärte Mourinho und lobte: "Das Team hat Selbstvertrauen, das Team beginnt das Spiel mit Selbstvertrauen, das Team beginnt die zweite Halbzeit mit Selbstvertrauen." Er wolle jedoch noch sehen, wie sein Team reagiere, sollte dieser Glauben in die eigene Stärke verloren gehen. "Denn das ist nochmal eine andere Stufe. Wenn man verliert und versucht, das Ergebnis zu drehen. Im Moment läuft alles zu unseren Gunsten."

Gute Omen sprechen für ManUnited

Die Frage ist: Wann soll das Selbstvertrauen schwinden? United hat seinen Killerinstinkt zurück und lässt sich auch nach einer 1:0-Führung nicht hängen. Gingen diese Spiele im vergangenen Jahr häufig noch Remis aus, legen die Red Devils nun konsequent das 2:0, 3:0 und sogar das 4:0 nach. Hinzu kommen zwei gute Omen aus Mourinhos persönlicher Erfolgsstory. Erstens: Bisher gewann er mit jedem seiner Vereine im zweiten Jahr den Meistertitel. Zweitens: Mourinho wurde immer Meister in der Premier League, wenn er einmal die Tabellenführung inne hatte.

Den Platz an der Liga-Sonne will United am Samstagabend gegen Leicester City verteidigen. Gegen die Foxes hofft Manchester, weiterhin Autobahn fahren zu dürfen.

Florian Pütz