07.02.2018 12:56 Uhr

Schrammel: "Ich spüre keine Wehmut"

Thomas Schrammel trägt seit Jänner die Dress von Sturm Graz
Thomas Schrammel trägt seit Jänner die Dress von Sturm Graz

Thomas Schrammel blickt im weltfussball-Interview ohne große Emotionen auf seinen Rapid-Abschied zurück, erklärt, warum er den Wechselwunsch schon länger gehegt hatte und spricht über seine "perfekte" Integration bei Sturm Graz.

Über zwei Jahrzehnte war Thomas Schrammel - mit saisonalen Unterbrechungen in Lustenau, Innsbruck und Ried - Rapidler, seit Ende Jänner trägt der Routinier für die linke, defensive Außenbahn das Trikot von Sturm Graz.

Das Pflichtspieldebüt für seinen neuen Verein ging am Samstag mit dem 0:1 in Mattersburg zwar in die Hose, einen Knacks habe die Niederlage zum Frühjahrsauftakt dem Titelkandidaten allerdings keinen verpasst, wie Schrammel versichert: "Wir haben gleich am nächsten Tag analysiert, was wir falsch gemacht haben. Es hat einiges nicht gepasst, aber das ist abgehakt und kommendes Wochenende wollen wir zu Hause gegen den WAC drei Punkte holen."

Thomas Schrammel: Glücklich bei Sturm und in Graz

weltfussball erwischte den 30-Jährigen telefonisch auf der Fahrt von Wien in seine neue Wahlheimat. Die freien Tage nutzte Schrammel für einen Abstecher in die Hauptstadt, um die Übersiedlung voranzubringen. "Ich bin gerade am Umziehen und hab' jetzt wieder ein paar Sachen mitgenommen."

In Graz hat er sich sportlich wie privat bereits nach kürzester Zeit bestens eingelebt. "Die Stadt kannte ich schon von ein paar Urlauben und die Mannschaft hat mich super aufgenommen. Mit der Hälfte des Teams war ich ja schon irgendwie in Kontakt, sei es bei meinen ehemaligen Vereinen oder beim Nationalteam. Da war die Aufnahme wirklich ganz leicht."

"Ich hatte bei Rapid keinen Stellenwert mehr"

Alles andere als leicht hatte es Schrammel in der Hinrunde bei Rapid. Die grün-weiße Neuerwerbung Boli Bolingoli verdrängte den langjährigen Fixstarter links hinten auf die Bank. Eine ungewohnte Situation für den gebürtigen Burgenländer, der - wenn fit - während der vergangenen sechs Saisonen stets zum Hütteldorfer Stammpersonal gezählt hatte.

Eine Luftveränderung spielte in Schrammels Überlegungen daher schon seit geraumer Zeit eine Rolle, wie er verrät: "Ich habe im Herbst schon gesehen, dass der Trainer nicht auf mich baut und mich sehr früh mit einem Wechselwunsch beschäftigt, weil ich einfach gemerkt habe, dass ich bei Rapid keinen Stellenwert mehr hatte."

Als Sturm im Zuge des Verkaufs von Charalampos Lykogiannis nach Cagliari auf ihn zukam, war für Schrammel klar, dass er diese Chance ergreifen wollte. "Mein Standpunkt war dann, dass ich so schnell wie möglich zu Sturm wechsel wollte. Leider hat sich der Transfer noch eine Woche gezogen, sonst wäre ich gleich ins Trainingslager nach Marbella weitergefahren."

"Da kann ich komplett abschalten"

Im Grunde brachte der Deal eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Sturm hatte für den Meisterkampf einen Lykogiannis-Ersatz, von dem man sofort Leistung erwarten durfte, Schrammel bekam wieder einen Stammplatz und Rapid konnte für einen Ergänzungsspieler, dessen Vertrag im Sommer ausgelaufen wäre, noch eine brauchbare Ablösesumme lukrieren.

Auch wenn der Außenverteidiger betont, dass ihm der Abschied aus Hütteldorf "im Endeffekt leid getan" habe, blickt er ohne große Emotionen auf die zwei Jahrzehnte in Grün-Weiß zurück. "Wenn sich ein neues Abenteuer ergibt und wenn man mir dort die Chance gibt, zu spielen, kann ich komplett abschalten und spüre jetzt auch keine Wehmut, wenn ich in zwei Wochen ins Allianz-Stadion zurückkehre."

Dass es dort nicht zum Aufeinandertreffen mit seinem ehemaligen Konkurrenten kommen wird, macht für Schrammel keinen Unterschied. Bolingoli erlitt im Derby gegen die Austria eine Muskelzerrung im Oberschenkel und wird wohl bis Ende Februar ausfallen. "Eine Verletzung wünscht man niemandem, aber sonst will ich das gar nicht weiter kommentieren", sagt Schrammel.

Gastspiel bei Rapid: "Da werden wir uns nichts schenken"

Am 17. Februar (ab 16:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) empfängt Rapid Sturm zum Start in die 23. Runde. "Wir haben den Auftakt verhaut, Rapid auch nur 1:1 gespielt. Jetzt bin ich bei Sturm Graz und hau' mich hier voll rein. Da werden wir uns sicher nichts schenken", gibt der 193-fache Bundesligaspieler (drei Tore, 27 Assists) schon jetzt einen Ausblick auf den Schlager Mitte des Monats.

Mit seinem neuen Klub könnte dem Mann aus Deutsch Jahrndorf im Dreiländereck mit der Slowakei und Ungarn etwas gelingen, was ihm in all seinen Jahren bei Rapid verwehrt geblieben war: Den Meistertitel zu holen. "Dazu muss man gegen die hinten platzierten Vereine punkten. Das haben wir in Mattersburg nicht geschafft und diese Punkteverluste rächen sich in 36 Runden", weiß Schrammel noch von seiner Zeit in Wien. "Wenn wir das mit Sturm abstellen können, dann ist alles drin."

Mehr dazu:
>> Sturm verliert bei Vogel-Debüt in Mattersburg
>> Schrammel von Rapid zu Sturm
>> Schrammels Statistiken in der weltfussball-Datenbank

David Mayr